DV-Benutzer durch Gebührenpolitik der Post verunsichert

19.03.1982

Die Deutsche Bundespost übt durch ihre Gebührenpolitik für Bundespost-Dienstleistungen einen großen Einfluß auf die Datenverarbeitung aus. Durch zunehmend dezentralisierte DV-Anwendungen wird hierzulande das Kommunikationsnetz immer dichter. Wachsende Kosten sind die Folge - und die Post profitiert. DV-Leiter Günter Wego gibt zähneknirschend zu, daß sich die hohen Gebühren für die Bundespost-Dienstleistungen teilweise bremsend auf eine verstärkte Einführung von TP-Anwendungen auswirken. Schon jetzt befürchtet er, daß die Post auch für den Datex-Service die Gebührenschraube anziehen wird, sobald es genügend Teilnehmer gibt. Dr. Horst Meyer-Wachsmuth rät dem Bonner Monopolisten, durch transparente Preise und mehr Flexibilität hinsichtlich des Widerspruchs zwischen technisch Machbarem und Erlaubtem der momentanen Mißstimmung zwischen DV-Benutzern und Postlern entgegenzuwirken. ih

Burghard Krug zuständig für Organisation, Rias Berlin, Berlin (IBM 370-138)

Wir sind mit unseren Datenverarbeitungsanwendungen an das Rechenzentrum des Senders Freies Berlin angeschlossen. In unserem Hause gibt es elf Terminals, die per Standleitung mit dem Rechenzentrum verbunden sind. Für uns ist es die wirtschaftlichste Lösung, denn wir benötigen dadurch keinen eigenen Rechner. Die Standleitungskosten sind deshalb für uns zweitrangig. Wir müssen uns erst dann mit der Kostenfrage beschäftigen, wenn auf dieser Leitung ein Engpaß entsteht.

Je mehr Terminals angeschlossen sind, desto länger werden die Antwortzeiten. Dann stehen wir vor der Frage, ob wir mit diesen Antwortzeiten noch arbeiten können oder ob wir eine zweite Leitung eröffnen müssen. Es gilt abzuschätzen, was letztendlich günstiger ist. Wir wissen allerdings, daß wir eines Tages doch nicht darum herumkommen werden, da unsere Anwendungen weiter wachsen.

Dr. Horst Meyer Wachsmuth Systemplaner, Bertelsmann AG, Gütersloh (IBM 3033)

Sinkende Hardwarepreise führen zu dezentralisierter Verarbeitung, die nicht ohne Verbindung zu zentralen Rechnern mit großen Datenbanken bleiben kann. Das Bedürfnis, Informationssysteme auf zentralen Rechnern auch in dezentralen Einheiten des Unternehmens zu nutzen, wächst.

Endbenutzersprachen machen den Time-Sharing-Service für immer mehr entferntere Benutzer attraktiv.

Deshalb wird das Netz der Kommunikationslinien immer dichter und die Kommunikationskosten wachsen. Die hohen Postgebühren erzwingen eine Netzoptimierung und führen zur Unwirtschaftlichkeit wünschenswerter Anwendungen.

Die volumenabhängige beziehungsweise zeitabhängige Tarifierung auch bei HFD-Leitungen wird, wenn die Gebühren weiterhin so hoch bleiben den Trend zur dezentralen Verarbeitung verstärken. Damit hat der Monopolist Post einen erheblichen Einfluß auf die Gestaltung der Datenverarbeitung. Die Deutsche Bundespost sollte der Stimmung gegen ihr Monopol entgegenwirken durch verursachungsgerechte, transparente Preise und mehr Flexibilität hinsichtlich des Widerspruchs zwischen technisch Machbarem und verordnungsmäßig Erlaubtem.

Günter Wego Leiter Datenverarbeitung, Kravag Versicherungsverband des Deutschen Kraftverkehrs VaG, Hamburg

Ob Anwendungsprojekte wegen der Tarifpolitik der Deutschen Bundespost zurückgestellt werden, entscheidet sich nach einer sorgfältigen Überprüfung der jeweiligen Situation. Diese Entscheidung ist nur möglich, wenn man das Anwendungsvorhaben unter Berücksichtigung der eventuellen Kosten für die Datenübertragungs-Dienstleistungen der Deutschen Bundespost einer Wirtschaftlichkeitsrechnung unterzieht.

So haben wir uns hier trotz der enormen Datenfernübertragungskosten in einem konkreten Fall zur Errichtung eines HFD-Netzes entschlossen während andere für uns wichtige Anwendungen einzig und allein aufgrund der Preisstellung der Deutschen Bundespost zurückgestellt wurden. Im übrigen drängt die Bundespost die Anwender bei der Implementierung von Remote-Anwendungen zu weiteren nicht zu unterschätzenden Risiken und Schwierigkeiten, wenn man sich aus Kostengründen keine Point-to-point-Verbindungen leisten kann und deshalb ein Netz mit Multipoint-Verbindungen einrichten muß. Bei einem Multipoint-Netz haben wir nämlich alle Hände voll zu tun, unseren Endbenutzern eine Verfügbarkeit von beispielsweise 95 Prozent zu gewährleisten. Leider gelingt uns dies unter anderem auch wegen der häufigen Leitungsstörungen nicht immer. Es fällt deshalb schon schwer, in die neuen Techniken, wie Datex-P oder Datex-L Vertrauen zu setzen, wenn seitens der Post selbst für die alten HFD-Datennetze eine 99prozentige Verfügbarkeit teilweise nur ein Versprechen bleibt.

Dennoch werden auch wir uns in der Hoffnung, Kosten sparen zu können, mit Datex-P befassen müssen. Hier bleibt nur zu hoffen, daß nach Schaffung der zu erbringenden Software- und Hardware-Voraussetzungen der theoretisch errechnete Preisvorteil auch dann noch erhalten bleibt wenn viele Anwender sich als Teilnehmer für den Datex-Service entschieden haben.

Zusammenfassend muß aus unserer Sicht gesagt werden, daß sich die Höhe der Gebühren für die Bundespostdienstleistungen sehr wohl bremsend auf eine verstärkte Installation von TP-Anwendungen auswirkt.