Führungsstil prägt Kommunikations-Produktivität:

DV-Aspekte bei der Bürotechnik verringern

18.05.1979

KÖLN - Den Führungsstil müssen sehr viele Unternehmen ändern, wenn sie inhaltlich die betriebliche Kommunikation und die unternehmerische Produktivität verbessern wollen. Denn die "Rechtfertigungs-Kommunikation" sei maßgeblich dafür verantwortlich daß 70 Prozent des betrieblichen Informationaustauschs firmeninterne Informationsvorgänge beträfen. Technisch müsse die eingeengte Betrachtung der Kommunikations-Produktivität unter Datenverarbeitungs-Aspekten aufgegeben werden, damit der Entwicklungssprung bei der Büro-Gerätekonzeption strategisch genutzt werden könne.

Aussagen eines Seminars zur "Produktivitätssteigerung durch Bürosysteme der Zukunft", veranstaltet vom Betriebswirtschaftlichen Institut für Organisation und Automation (BIFOA) an der Universität zu Köln, dessen Direktor, Prof. Dr. Norbert Szyperski, als Seminarleiter klarstellte: "Wir müssen die Produktivität des Managements und der Facharbeiter im Auge haben und nicht die Produktivität der Büroarbeiter." Dies werde allein schon durch die Kostenverteilung gerechtfertigt: Denn von den Mitarbeitern eines Unternehmens werden etwa 27 Prozent als "Professionals" beschäftigt, die aber 37 Prozent der Personalkosten verursachten, genauso wie das anteilsmäßig nur mit sieben Prozent vertretene Management 15 Prozent der Personalkosten verursache.

Zum kommunikationshemmenden Führungsstil sagte Szyperski unter anderem: "Mit der Zunahme der Aktennotizen nimmt die Orientierung am Ergebnis ab." Generell sollte mehr nachfragegesteuerte Versorgung mit Information betrieben werden. Was die Entwicklung moderner Kommunikationssysteme betreffe, so klagte Szyperski darüber, daß in der Bundesrepublik im militärischen Bereich eine "völlig esotherische Entwicklung auf diesem Gebiet erfolge".

Mit dem Kommunikationsbedarf von Wirtschaft und Verwaltung setzte sich auf diesem Seminar Dipl.-Ing. Jürgen Kanzow auseinander, der die zukünftigen Postsysteme und ihre Anwendung im Büro vorstellte. Kanzow ist überzeugt, daß "nicht der Telekommunikationsbedarf zu neuen Diensten führt, sondern der Wandel in der Gerätetechnologie"" Und insofern "weite die Post nicht ihr Monopol aus, sondern dringe das Fernmeldewesen in immer weitere Bereiche vor. Nach den Postzahlen stammen 80 Prozent aller Briefe aus Wirtschaft und Verwaltung und 40 Prozent aller Briefe bleiben in diesem Bereich. Von diesen Briefen seien 16 bis 20 Prozent durch Teletext und Telefon substituierbar - was bereits erhebliche Auswirkung auf den Post-Ertrag habe, denn 60 Prozent der Kosten des Briefdienstes entstünden durch Verteilung und Zustellung.

Kanzow verwies im übrigen die Träume von einigen "Postdiensten" ins Reich der Utopie: Überall dort, wo die Post auf kein bestehendes Netz aufbauen könne - etwa beim Kabelfernsehen -, werde so schnell kein derartiger Dienst kommen. Angegriffen wurde der Vertreter der Bundespost wegen der Zulassungs-Politik beim Telefax-Dienst: Die vor der Zulassung stehenden Geräte der Gruppe 1 seien inkompatibel zu denen der jetzt eingeführten Gruppe II. Auf das Argument "da hätte die Post auch noch ein Jahr warten können" konterte Kanzow: "Die Frage warten oder einen Schritt vorangehen wird man sich immer stellen müssen." Genauso werde bei der Telekommunikation immer wieder das Problem auftauchen, ob man "Netzumsetzung oder intelligente Endgeräte" haben wolle.