Duell: Was ein CIO dem SAP-Chef zu sagen hat

11.04.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Auf Einladung der COMPUTERWOCHE lieferten sich Rainer Janßen, CIO der Münchener Rück, und SAP-Chef Henning Kagermann ein launiges Streitgespräch.

Wissen die Softwareanbieter eigentlich, was sie den CIOs mit ihren Werbebotschaften antun? Münchener-Rück-CIO und SAP-Kunde Janßen bezweifelt das. In einem von der computerwoche arrangierten Zwiegespräch mit SAP-Vorstand Kagermann klagte er: "Der Marketing-Kommunikation zufolge ist in der IT alles ganz einfach, und wenn es dann doch ein bisschen komplizierter ist, glauben Geschäftsführung und Endanwender, der CIO sei bloß zu dumm dazu." Auf diese Weise sei auch das Thema SOA vor der Zeit verschlissen worden: "Die Idee wurde zu früh gehypt - schon als sie noch nicht mehr als eine Marketechture war. Und heute ist das Thema beinahe schon veraltet."

Kagermann konnte das nicht von der Hand weisen, gab aber zu bedenken, dass die IT immer noch eine junge, wettbewerbsintensive und vor allem "stark aus dem Silicon Valley getriebene" Industrie sei: "Da wird dann oft einiges überspitzt dargestellt. Und das ist nicht gut. Wir sind vergleichsweise zurückhaltend, aber wir können uns da nicht ganz von den anderen absetzen."

Auch die ständigen Fusionen und Akquisitionen im Softwaremarkt sind laut Janßen ein Unsicherheitsfaktor für die Anwender. Er äußerte die Befürchtung, dass er auf diese Weise Produkte, gegen die er sich seinerzeit entschieden habe, "durch die Hintertür" doch noch einführen müsse. Konkret sprach er die jüngsten Firmenübernahmen der SAP auf dem Business-Intelligence-Sektor an.

Kagermann versuchte, Janßens Bedenken zu zerstreuen: "Wir werden Produkte, die wir hoch integriert haben, nicht vom Markt nehmen." Er wisse, wie viel Arbeit für den Anwender mit einem Softwarewechsel verbunden sei. Allerdings schickte er gleich hinterher: "Natürlich werden wir versuchen, nach vier oder fünf Jahren auf ein gemeinsames Produkt zu kommen." Was die beiden Topmanager sich sonst noch zu sagen hatten, lesen Sie ab Seite 6. (qua)