Umweltbewußtsein mit Haken (Teil 1)

Drucker mit Blauem Engel lassen noch auf sich warten

16.05.1997

Bislang schieben sich die Parteien den Schwarzen Peter für diese Verzögerung gegenseitig zu. Die Probleme lägen, klagen die Hersteller, bei Hemmnissen im Antragsverfahren. Die Zertifizierung der Geräte läuft über das Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung RAL. "An dieser Stelle befindet sich zur Zeit noch der Knoten", kritisierte ein Vertreter von Hewlett-Packard (HP).

Günter Kirn, beim Fachverband Informationstechnik zuständig für die europäischen Druckerhersteller und -Importeure (EPMI), präzisiert: "Die Hersteller hätten das Zeichen liebend gerne bereits auf ihren Geräten. Niemand hat aber damit gerechnet, daß die beschlossenen Kriterien von der RAL anders interpretiert wurden als bis dahin gedacht."

Von Kopf bis Fuß auf Blaue Engel eingestellt

Bärbel Westermann, Expertin des Umweltbundesamtes für das Umweltzeichen, gibt zu bedenken, daß das RAL-Institut die Geräte nicht selber prüft, sondern das Umweltzeichen nur nach Aktenlage vergibt. "Das RAL muß trotzdem wettbewerbsrechtlich dafür geradestehen, daß ein ausgezeichneter Drucker die Anforderungen des Blauen Engel tatsächlich einhält." Von daher sei es verständlich, wenn die RAL-Mitarbeiter die Unterlagen sehr genau prüfen und schon bei kleineren Unstimmigkeiten nachhaken.

Zur Klärung der Differenzen gab es inzwischen ein Gespräch zwischen RAL, Umweltbundesamt und der EPMI, die maßgeblich daran beteiligt war, daß für die Drucker in Deutschland dieses Zeichen zustande kam. Die Unstimmigkeiten seien behoben, heißt es jetzt aus den Kreisen der Umwelt-Manager der Druckerindustrie. Franz-Josef Kossendey, Umweltverantwortlicher bei Canon Deutschland, betont: "Wir werden jeden neuen Druckertyp der Prüfung für den Blauen Engel unterziehen." Das japanische Mutterhaus stehe voll hinter dieser Politik.

Vor allem in öffentlichen Ausschreibungen oder bei großen Firmen wird der Blaue Engel oder zumindest die Erfüllung seiner Kriterien gefordert werden. Wer als einziger damit aufwarten kann, wie jetzt Kyocera, ist der Konkurrenz einen Tick voraus. Detlef Herb, Umweltschutzbeauftragter bei Kyocera Europe, steckte allerdings auch jede Menge Energie in die Sache: "Wir haben uns intensiv bemüht, die japanischen Experten und die Verantwortlichen beim RAL zusammenzubringen, um auftretende Unklarheiten auf dem kleinen Dienstweg zu beheben." Werner Maaß, Leiter des NEC-Drucker-Marketing in Deutschland, bemängelt, daß bisher nur eine deutsche Lösung gefunden wurde: "Wenn ein Umweltzeichen langfristig Sinn machen soll, muß es in ganz Europa gelten". Höhere Preise für Geräte mit dem Umweltlogo werden die Hersteller aber kaum verlangen können. Das zeigen die Erfahrungen der Computerhersteller mit dem Ökosiegel. Deswegen ist das Ökolabel insbesondere im Niedrigpreis-Bereich nur schlecht durchsetzbar. Bei knappen Gewinnspannen sind umweltfreundliche, etwas teurere Werkstoffe ebenso ein Hindernis im Wettbewerb wie die Kosten für das Antragsverfahren.

*Stephan Eder ist freier Journalist in Bonn.