Moderne Ionendrucker ersetzen den Zeilenprinter

Drucken im Rechenzentrum:Mehr Komfort für weniger Geld

06.07.1990

Tabellierpapier mit Lochrand, das war bisher das typische Erkennungszeichen für einen Computerdruck aus dem Rechenzentrum. Denn trotz rasanter Weiterentwicklung der Hardware stehen in vielen Großrechenzentren immer noch "altertümliche" Zeilendrucker. Die Technik der Druckausgabe hat sich hier in den letzten 20 Jahren kaum geändert: Gedruckt wird auf das typische grün eingefärbte Tabellierpapier im unhandlichen breiten Format.

Warum der Zeilenprinter so lange seinen Platz im Rechenzentrum behaupten konnte, hat verschiedene Gründe. Zum einen liefert er mit einer robusten und zuverlässigen Technik Ausdrucke zu einem akzeptablen Seitenpreis. Zum anderen fehlten bisher gleichwertige Alternativen. Moderne Seitendruck-Verfahren waren für den Einsatz im Rechenzentrum entweder zu langsam oder zu teuer. So bieten beispielsweise Hochleistungs-Laserdrucker zwar von der Geschwindigkeit her eine Alternative zum Zeilendrucker, aber der Kaufpreis lag und liegt immer noch zu hoch.

Akzeptables Tempo zum akzeptablen Preis

Erst mit dem Einsatz von Ionendruckern lassen sich akzeptable Druckgeschwindigkeiten zu einem akzeptablen Seitenpreis erreichen. Diese Maschinen arbeiten mit einem Ein-Komponenten-Toner, der im Kaltpress-Verfahren durch hohen Druck fixiert wird. Die Vorteile: Dieser magnetische Toner ist erstens billiger als der Zwei-Komponeten-Toner für Laserdrucker. Zweitens wird er optimal ausgenutzt; über 95 Prozent des Toners auf der Entwicklungstrommel landen auch tatsächlich auf dem Papier. Drittens stellen Drucker dieses Typs keine besonderen Ansprüche an die Papierqualität. Die Fixierung des Toners auf dem Papier erfolgt im Kaltfixierungs-Verfahren mit einem Andruck von 800 bis 900 Kilogramm.

Einfache und zuverlässige Technik

Auf diese Weise lassen sich ohne Verformung durch die Einbrennhitze - auch preisgünstigere Papierarten bedrucken. Was aber vor allem zählt, ist die einfache und robuste Druckmechanik der Ionendrucker. Im Gegensatz zur komplizierten und damit störanfälligen Optik eines Laserdruckers arbeitet eine Ionen-Cartridge mit einer relativ einfachen und damit auch zuverlässigen Technik.

Die Vorteile dieses Drucksystems zeigt der Einsatz des lonen-Seitendruckers Delphax S 6000-2 im Rechenzentrum der Hauptverwaltung von Hochtief in Essen. Das Essener Rechenzentrum arbeitet mit einem IBM-4341-Rechner und sechs DEC-Maschinen. Zuständig ist es für die Abwicklung des nationalen und internationalen Rechnungswesens sowie der Gerätemietrechnungen, und zwar vorwiegend für den internen Gebrauch.

Bedingt durch die Art der Aufträge im Rechenzentrum, werden vorwiegend Formulare bedruckt. Das Druckaufkommen liegt im Schnitt etwa bei 20000 bis 25000 Seiten pro Tag, wobei es zu Spitzenbelastungen bis zu 84 000 Seiten pro Tag kommen kann. Gearbeitet wird im Zwei-Schicht-Betrieb von sechs bis 22 Uhr an fünf Tagen in der Woche.

Ziel der Installation des neuen Drucksystems war zum einen die Reduzierung der Kosten für die Druckausgabe im Rechenzentrum. Zum anderen sollte mit der Veränderung der Druckperipherie der Schritt zu einer modernen Druckausgabe gelingen. Wichtigste Voraussetzung für den Einsatz des Systems von seiten der EDV: Keine Änderungen an Anwenderprogrammen durften notwendig werden.

Als optimale Lösung für diese Aufgaben schlug Printec, ein Mitglied der Distributorengruppe Print Partner, den Delphax Ionendrucker S6000-2 vor. Die Druckgeschwindigkeit liegt bei 75 Seiten pro Minute und das maximale Druckvolumen bei 800 000 Blatt im Monat. Der Anschluß des Systems läuft über den IBM-Kanal mit einem IBRMFKA (Multi-Funktions-Kanal-Adapter), wobei ein IBM-3211-Banddrucker emuliert wird. "So einfach, wie das hier klingt, war der Anschluß des Systems jedoch nicht", erklärt Reiner Haase, Applikationsingenieur bei Printec in Hamburg. Die Installation des Druckers und vor allem die Anpassung an den unflexiblen Host erfordert eine ganze Menge Printer-Know-how. Als besonderes Problem stellte sich die Anpassung der vorhandenen, bisher mit dem Zeilendrucker ausgegebenen Formularvorlagen an das standardisierte DIN-A4-Format heraus. Um die unterschiedlichen EDV-Papierformate auf ein Ausgabeformat DIN-A4 hoch oder quer zu reduzieren, mußte die Firmware des Druckers modifiziert und erweitert werden. Außerdem waren Fonts in den jeweils passenden Größen bereitzustellen.

"Der Einsatz des neuen lonen-Seitendruckers reduziert unsere Druckkosten etwa um 20 Prozent", schätzt Manfred Wessendorf, Leiter des Essener Rechenzentrums. Diese Einsparungen haben verschiedene Ursachen. Vor allem das gegenüber dem herkömmlichen Zeilendrucker viel einfachere Papier-Handling bringt wesentliche Vorteile.

Die je nach Druckjob unterschiedlichen Formulare müssen jetzt nicht mehr erst auf Tabellierpapier gedruckt werden. Statt mit verschiedenen vorbedruckten Endlosformularen arbeitet das System unabhängig vom jeweiligen Druckauftrag mit ganz normalem ungedrucktem DIN-A4-Papier. Anders als beim Zeilendrucker werden nämlich beim Seitenprinter das Formular und die darin eingetragenen Daten in einem Durchgang ausgedruckt.

Formulardateien und Startsequenzen sind digital auf dem Host gespeichert. Sie werden vor der Anwendung in den Drucker geladen und aktiviert. Dabei passen in den Speicher des Drückers sechs bis acht Formulare; in der Regel reicht diese Kapazität zur Speicherung aller Anwendungen eines Arbeitsgebietes aus.

Die Vorteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand: Erstens entfällt das Wechseln und zeilengenaue Einjustieren des Papiers bei verschiedenen Druckjobs. Zweitens minimiert sich der Aufwand für die Nachbereitung des Papier nach dem Druck, So waren beispielsweise beim Einsatz von Zeilendruckern mit Endlospapier allein mit Schneiden, Separieren und Abtrennen der Lochstreifen zwei bis drei Arbeitskräfte beschäftigt - ein Personalaufwand, der nun nicht mehr nötig ist. Außerdem läßt sich mit DIN-A4-Papier wesentlich einfacher umgehen als mit überformatigem Endlospapier. Wird - wie das bei Hochtief der Fall ist außerdem noch vorgelochtes Papier bedruckt vereinfacht sich die Ablage in herkömmliche Standardordner zusätzlich.

Die Möglichkeit, Formulare auf den Drucker zu laden und in einem Arbeitsgang mit den Daten auszugeben, macht die Lagerhaltung von verschieden bedrucktem Lochrandpapier überflüssig - ein Kostenfaktor, der bei einem jährlichen Druckvolumen von rund fünf Millionen Blatt nicht zu unterschätzen ist.

Hinzu kommen noch die Einsparungen bei den Kosten für Satz und Druck der Endlosformulare. Änderung und Neuerstellung von Formularen sind jetzt denkbar einfach. Sowohl die Formulare als auch die entsprechenden Startsequenzen werden mit einem Software-Tool auf einem PC erstellt. Ein flexibles und vor allem sparsames Verfahren, das allerdings bei der Installation nicht ganz einfach zu realisieren war. Für den Filetransfer vom PC zum Host mußte ein eigenes Filterprogramm entwickelt werden. Außerdem war es notwendig, den Kanaladapter zum Drucker um die Steuerkommandos der zu übertragenden Formularbefehle zu erweitern. Nachdem das Installationsteam des Druckerlieferanten hier erste Schwierigkeiten überwunden hat, ändern und erstellen die Systembetreuer Formulare inzwischen in Eigenregie. Selbstverständlich schreiben sie auch die notwendigen Startsequenzen selbst.

Das System erfordert nicht wesentlich mehr Wartungsaufwand als ein Zeilendrucker. Die tägliche Grundwartung - Absaugen des Papierstaubs, Reinigung der Drucktrommel und Kontrolle der Verbrauchsmaterialien - dauert etwa zehn Minuten.

Manfred Wessendorf faßt seine Erfahrungen ein halbes Jahr nach der Einführung des neuen Systems zusammen: "Die Umstellung vom Zeilen- auf den lonendrucker war ein wichtiger Schritt in Richtung effiziente und benutzerorientierte Datenverarbeitung."

Arbeitsprinzip des lonendruckers

Das Drucken mit dem lonenstrahl-Verfahren läuft nach einem einfachen Vier-Stufen-Konzept ab:

1. Die lonenkassette erzeugt ein elektronisches Bild auf der sich drehenden Bildtrommel.

2. Der Ein-Komponenten-Toner wird von der Ladung des latenten Bildes angezogen. Dabei läßt sich unnötiger Tonerverbrauch vermeiden.

3. Mit dem Kaltfixierungs-Verfahren gelangt der Toner auf das Papier. Dieses Verfahren eignet sich besonders für komplexe Ausdrucke, zum Beispiel Grafiken, und hohe Druckgeschwindigkeit. Der Toner wird dabei zu fast hundert Prozent genutzt.

4. Eventuell vorhandene Toner- und Papierreste sind von der Bildtrommel zu entfernen, die Ladung wird für den nächsten Ausdruck neutralisiert.