Dr.-lng. E. h. Bernhard Plettner, seit über drei Jahren Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, wurde am 2. Dezember 1974 60 Jahre alt. Der Laudatio im Handelsblatt entnehmen wir folgende "Blüten":... Sicherlich verfügt Plettner kaum über die große Aus

04.12.1974

Dr.-lng. E. h. Bernhard Plettner, seit über drei Jahren Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, wurde am 2. Dezember 1974 60 Jahre alt. Der Laudatio im Handelsblatt entnehmen wir folgende "Blüten":... Sicherlich verfügt Plettner kaum über die große Ausstrahlungskraft seiner Vorgänger, in der Durchschlagskraft nach innen und nach außen steht er ihnen aber nicht nach. Im Gegenteil, der Führungsstil des derzeitigen Siemens-Chefs ist sogar straffer, aber auch unnachsichtiger als der des fortschrittlichen Liberalen Tacke (seines Vorgängers). Der nüchterne Techniker Plettner wirkt als typischer Pragmatiker, der genau die Grenzen des "Machbaren" kennt, sicherlich moderner, in vielerlei Hinsicht dürfte er jedoch eher konservativer sein. Plettners Führungsstil mag spröder sein, aber seine selbstsichere Handschrift ist trotzdem ausgeprägt im Konzern sichtbar: sie zeigt primär ertragsbezogene und deshalb kostenbewußte Züge.

...Plettner gilt als großer "Kooperator", denn auf ihn gehen die Ausgliederungen jener Teilbereiche zurück, die er allein für nicht allzu wettbewerbsstark erachtet. Die Schließung von Kooperationsgeschehen mit Konkurrenten am Markt führte zur Gründung der Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH, der Transformatoren Union und der Kraftwerk Union (KWU) in Zusammenarbeit mit AEG sowie zur Schallplatten-lnteressengemeinschaft zwischen Philips und der Deutschen Grammophon innerhalb der Polygramm und nicht zuletzt zum Computer-Dreierbund Unidata. . . "

Kurt Greifzu (43), hat die Leitung des Geschäftsbereichs "Marketing und Kommunikation" bei Data General übernommen und stellte sich selbst in der ersten Pressemitteilung mit dem "Kunstwort" (Greifzu) "MARCOM-Leiter" vor.

Greifzu kam von Honeywell Bull, wo er zuletzt nach achtjähriger Laufbahn und zwei Fusionen European Advertising und Sales-Promotion Manager war.

Der gelernte Fernmeldetechniker mit fünf Jahren US-Publizistik-Studium ist bei DG für die Länder Deutschland, Österreich, die Schweiz und Osteuropa zuständig. Seine Tätigkeit erstreckt sich dabei auf Marktbeobachtung, Werbung und PR, Verkaufsforderung und Dokumentation. Greifzu über den neuesten DG-Rechner "Eclipse": "Er heißt "Sonnenfinsternis", weil er die Konkurrenz in den Schatten stellt." Fragen die Mitbewerber: "Warum hieß dann der Vorgänger "NOVA""?

Dr. Gene M. Amdahl, genialer ehemaliger Chefkonstrukteur der IBM, vielfältig als "Vater der 360" bezeichnet, kann nach seinem Ausscheiden bei der IBM offensichtlich auch nicht in eigener Regie seine Pläne von verwirklichen. Die von ihm gegründete kalifornische Amdahl Corporation hatte mit Geldern risikofreudiger, amerikanischer Kapitalanleger und einem Sechs-Millionen-Dollar-Anteil der Nixdorf Computer AG die Entwicklung eines IBM-kompatiblen Großrechners gestartet.

Dieser sollte eine wesentlich größere Leistung als IBMs 370/168 bringen und wegen Verzichts auf aufwendiges Marketing und Software-Erstellung - erheblich billiger angeboten werden. Das Projekt geriet jedoch in Finanzierungsschwierigkeiten. Der japanische Computer-Hersteller Fujitsu Ltd. übernahm dann 40 Prozent der Amdahl-Antelie.

Jetzt mußte Amdahl den Top-Management-Sessel räumen: Eugene R. White wurde neuer Präsident und "chief operating officer" der Amdahl Corporation. Amdahl bleibt Aufsichtsratsvorsitzender und Entwicklungschef.

Die ersten Benchmark-Tests für den neuen Amdahl-Großrechner sollen Anfang Januar 1975 bekanntgegeben werden.

Peter. Ehrlich (44), bisheriger Exportchef der Nixdorf Computer AG, will sich zukünftig als Vertriebsboß und Vorstandssprecher der Anker-Werke AG, Bielefeld, stärker profilieren.

Systemtechnik-Spezialist Ehrlich kam ursprünglich von dem Chemnitzer Buchungsmaschinenwerk VEB Astra, war bei den Olympia-Werken, Wilhelmshaven, in der Produktplanung tätig und schaffte beim Büromaschinenwerk Wanderer den Sprung vom Junior-Verkaufsleiter zum Geschäftsführer in Paris. Ehe er 1969 zu Nixdorf stieß, war er zwei Jahre Verkaufsleiter bei Triumph/Adler, Nürnberg.

Seine Trennung vom eigenwilligen, 49jährigen Computerhersteller Nixdorf nach fünf Jahren erfolgreicher Vorstandstätigkeit - der Nixdorf-Export hatte sich in dieser Zeit mehr als vervierfacht - begründet der gebürtige Sachse Ehrlich so: Es sei nicht immer einfach gewesen, sich neben einer so "überragenden Unternehmerpersönlichkeit" (wie Nixdorf) zu profilieren.

Mit dem Ausscheiden von Ehrlich hat Klaus Luft (33), seine große Chance bekommen: Bisher nur für Inland zuständig, wird der gesamte Nixdorf-Vertrieb jetzt unter seiner Leitung zusammengelegt.

Horst Futh (45), Geschäftsführer der Unternehmensberatung Futh GmbH in Radevormwald/Wuppertal, hat dazugelernt: "lch werde nicht mehr auf allen Hochzeiten tanzen", meint er in Anspielung auf die Liquidation seiner früheren Firma gleichen Namens, - damals allerdings mit dem Zusatz KG.

In Spitzenzeiten hatte er bis zu 150 Mitarbeiter. Heute sind es noch sechs Software-Spezialisten für EDV-Rationalisierung. Futh: "Hier kocht beziehungsweise programmiert der Chef selber." Im übrigen könne er behaupten, daß "die Pleite" seinem Image als "Fachmann und Anbieter solider Arbeit" nicht geschadet habe. "Meine Kundenkartei mit etwa 2000 Adressen war gutes Kapital für den Neustart." Des weiteren rettete er seine Rationalisierungs-Software, wie etwa die Methodos-Pakete.

Heute kann Horst Futh sich über den Geschäftsgang nicht beklagen. Vom 1. Juli, dem Starttermin seiner neuen Firma, bis Ende des Jahres erwartet er einen Umsatz von etwa 200 000 Mark - "und das bei Eigenkosten in Höhe von 120 000 Mark".