Automatische Betriebssteuerung auf Basis einer V77-600 von Univac

Doppelprozessor schützt vor Ausfällen

17.12.1982

Eine auf einer Doppelprozessor-Anlage von Sperry Univac basierende Lösung im Bereich der Betriebsdatenerfassung und

-verwaltung wurde bei den Vereinigten Aluminium Werken VAW Leichtmetall GmbH, Grevenbroich, realisiert. Installiert wurde diese "vollautomatische Betriebssteuerung" von der IKO Software-Service GmbH (Ikoss), Aachen.

Das dezentrale Betriebsdatenerfassungs- und

-verwaltungssystem stellt nach Angaben von Ikoss die Verbindung zwischen den Daten aus der Produktion und dem übergeordneten Planungssystem her. Direkt am Ort ihrer Entstehung werden die aktuellen Personal- Material-, Maschinen- und sonstige Daten erfaßt, aufbereitet und verarbeitet, so daß realistische Zahlen aus dem Betrieb für Planung und Steuerung des Unternehmens bereitstehen.

Eingesetzt wurde ein Minicomputersystem V77-600 der Sperry Univac in Doppelprozessorversion mit je 640 KB, das im Rahmen der Arbeitsvorbereitung als sogenannter Betriebsrechner die Werksbereiche Feinbandwalze, Adjustage und Paintline steuert. Zu jedem der beiden Rechner gehören zwei Wechselplattenspeicher mit je 61 MB und "Dual-Access" sowie ein Bediener-Bildschirmgerät. Ein Peripherie-Umschalter sorgt automatisch für die optimale Zuordnung der sonstigen Peripherie. Diese besteht aus:

- einer Magnetbandeinheit zur Datensicherung

- sieben Druckern ß 200 Zeichen pro Sekunde

- neun Bildschirmterminals für die Arbeitsvorbereitung und die Meisterbereiche

- 14 Produktionsterminals als Betriebsdatenerfassungsgeräte.

Der Betriebsrechner ist in der Hierarchie nach "oben" mit einem Großrechner für die Planung und zentrale Arbeitsvorbereitung gekoppelt. Nach "unten" bestehen Direktanschlüsse zum Transportrechner für den automatischen Transport der Aluminiumbandrollen (coils) zum Rechner für die Versandsteuerung

und zu drei Prozeßdatenkonzentratoren.

Die Aufgabe der Prozeßdatenkonzentratoren besteht in der Aufnahme und Vorverarbeitung der digitalen und analogen Prozeßsignale des jeweiligen Bereichs. Aufgaben des Verbundsystems ist es, im Werksbereich folgende Aufgabe zu lösen:

- Transparenz des Betriebsgeschehens,

- Verbesserung der Aggregate-Auslastung,

- Verbesserung der Aktualität bei den Rückmeldungen,

- Verzicht auf manuelle Formularausfüllung (Arbeitspapier),

- Erledigung der Arbeitsvorbereitung im Detail.

Maschinelle Feinplanung

Insbesondere der Arbeitsvorbereitung kommt eine zentrale Bedeutung zu, denn sie führt die maschinelle Feinplanung durch, das heißt, sie bestimmt das jeweilige Fertigungsprogramm pro Tag und Maschine. Dazu braucht sie kontinuierlich exakte Daten (Auftragsdaten, Arbeitspläne oder Maschinenzustandsdaten), die der Betriebsrechner in Bandnummern der zu bearbeitenden Aluband-Coils umsetzt und an den Transportrechner meldet, der seinerseits die Bereitstellung der Coils aus dem Zentrallager und nach Beendigung des Fertigungsprozesses den Abtransport in die Weiterverarbeitung zur Auslieferung veranlaßt. Im Bereich der Feinbandwalzen erfolgt bei der VAW Leichtmetall in Grevenbroich die gesamte Betriebssteuerung vollautomatisch, und zwar von der Entladung des Lastwagens mit dem Rohmaterial über die Erfassung mit Prüfung und Speicherung von Bandnummer, Einlagerung ins Hochregallager, Zuordnung des Materials zu Aufträgen und Maschinen bis zum Wiegen der fertigen Coils sowie die Vorbereitung für den Versand mit dem Druck der Lieferpapiere und der Verpackung.

Zu einer logischen und physischen Steuerung von Materialfluß und Fertigung durch den Betriebsrechner sind eine Vielzahl von Informationen erforderlich. So müssen beispielsweise am Prüfplatz die Bandqualität im Zusammenhang mit den Auftragsdaten abgefragt, die Personaldaten und -zeiten für Bandeinlegung, Maschinenlauf und Bandentnahme mit allen Störfaktoren erfaßt und nicht zuletzt auch der Aluminiumabfall "verwaltet" werden. Für Transparenz des Betriebsgeschehens sorgen zahlreiche Auskunftsprogramme, wie Schichtbericht, Maschinenbelegung, Betriebsauftragsstand, Materialfolge, Lagerbestand oder Bearbeitungszustand, die über die Bildschirmterminals an den verschiedenen Arbeitsplätzen abgerufen werden können.

Um parallel zur vollautomatischen Betriebssteuerung auch den Informationsfluß entsprechend zu optimieren, verwaltet und verknüpft das Datenbanksystem "Total" alle wichtigen Dateien, so daß Mehrfachspeicherung und Redundanz weitgehend verhindert werden. Alle Dateneingaben an Bildschirm- und Betriebsdatenerfassungs-Terminals steuert softwaretechnisch ein Teleprocessing-und Transaktions-Monitor, der die Zuordnung zu den Anwenderprogrammen vornimmt und Plausibilitätskontrollen durchführt.

Der Minicomputer als "Herz" des Arbeitsvorbereitungssystems steht nicht im Closed-Shop-Rechenzentrum, sondern ist der Produktion direkt zugeordnet. Er arbeitet dort unbeaufsichtigt und wird nur aus der Peripherie, das heißt von den einzelnen betrieblichen Arbeitsplätzen ausgesteuert. Voraussetzung dafür ist eine robuste Auslegung der Hardware mit geringer Störanfälligkeit.

Besonderer Wert wurde laut Ikoss bei der Konzeption des Systems auf die Betriebssicherheit gelegt. Aus diesem Grunde wurde ein Doppelrechner, Dual-Access Plattenspeicher und eine gleichfalls redundante Hardware für die Prozeßschnittstellen gewählt. Die erste Ausbaustufe des Pojektes wurde Anfang 1980 betriebsbereit übergeben.

Informationen: IKO Software-Service GmbH, Jülicherstr. 171, 5100 Aachen, Tel.: 02 41/1 82 80