Kommentar

Don Krupezki läßt die Mühlen der Justiz mahlen

29.05.1998

Wir sind keine Prozeß-Hanseln." Rolf-Günter Krupezki, Vorstandsmitglied der Otto Christ AG, fühlt sich offenbar zu einer Erklärung genötigt. Immerhin hat das schwäbische Fertigungsunternehmen seine Softwarelieferanten schon öfter in Rechtsstreitigkeiten verwickelt.

Wenn man Krupezki glaubt, sind die meisten Softwarehersteller und vor allem die Berater ziemlich schlimme Finger. Sie drücken überflüssige Produkte in die Kundenunternehmen, liefern Programme, die mehr versprechen, als sie halten, und lassen sich fürstlich dafür bezahlen, daß sie wenigstens einen Teil der ausgelieferten Fehler beheben.

Ja und? Ist doch üblich in der Softwarebranche, oder kennen Sie grundehrliche Anbieter, Programme ohne Bugs oder neutrale Berater? "Andere haben vielleicht eine höhere Toleranzschwelle", vermutet Krupezki. Schön gesagt!

Also gut, es gibt noch ein paar Unternehmen, die ihre Softwarelieferanten oder Berater verklagen. Aber üblich ist das nicht. Zum einen, weil die Rechtsprechung bei der Softwarematerie oft überfordert ist; insbesondere Schadenersatz-Ansprüche lassen sich nur schwer durchsetzen.

Zum anderen will ein solcher Schritt gut überlegt sein. Wer seinen Betrieb auf die Software eines Herstellers ausgerichtet hat, steht in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis. Und nicht jeder entwickelt seine operativen Systeme anschließend selbst.