Lotus-Developer-Konferenz

Domino unterstützt Microsoft Frontpage und Back Office

10.11.1998
Von Michael Wagner* PALM SPRINGS (CW) - Auf der Entwicklerkonferenz im kalifornischen Palm Springs kündigte Lotus die Unterstützung von Microsofts HTML-Editor "Frontpage" in "Domino 5.0" an und meldete die offizielle Zertifizierung von Domino 4.6.2 für "Back Office". Weiterhin wurde ein Kooperationsabkommen mit "Real Networks" für Audio- und Videotechnologien bekannt gegeben (siehe auch CW 43/98, Seite 4).

Nachdem der Domino-Server unter NT die engste Verbindung mit dem Betriebssystem eingeht und dort außerdem der eingebaute HTTP-Server durch Microsofts "Internet Information Server" (IIS) ersetzt werden kann, schmiegt sich die IBM-Tochter mit Frontpage nun an ein weiteres Gates-Produkt an.

Domino-Anwender, die mit externen Werkzeugen erstellte HTML-Dokumente unter Domino 4.x importieren wollten, konnten dies bislang nur durch Kopieren über die Zwischenablage oder über das Dateisystem tun. Einzig das HTML-Werkzeug "Fusion Propack" von Netobjects Inc., an der IBM mehrheitlich beteiligt ist, kann Web-Seiten direkt in Notes-Datenbanken hinterlegen. Lotus ist bestrebt, Anwendern des populären Microsoft-Tools durch eine ähnliche Integration entgegenzukommen.

Laut Ankündigung sollen dann ganze Sites in Frontpage auf gewohnte Weise erstellt und deren HTML-Seiten in Domino hinterlegt werden können. Dafür muß der Web-Entwickler lediglich die Speicheroption "Domino" auswählen. Der Lotus-Server übernimmt dabei auch HTML-Formulare und konvertiert sie für die Domino-Umgebung. Die IBM-Tochter ergänzt Frontpage um Notes-spezifische Eigenschaften in Form sogenannter Design-Time-Active-X-Controls.

Die Integration hat jedoch auch Grenzen. So ist zur Zeit keine Round-Trip-Entwicklung möglich, da einmal in Domino importierte HTML-Seiten zwar nachbearbeitet, aber nicht wieder im Originalformat exportiert werden können. Die Sicherheitsmechanismen von Domino lassen sich nicht aus Frontpage heraus steuern, sondern müssen manuell gesetzt werden. Schließlich fehlt vorerst die Unterstützung für die "Frontpage Extensions", wie zum Beispiel Diskussionsforen.

Ein weiterer Beleg für die Microsoft-Umarmung ist die Back-Office-Zertifizierung, die Lotus kürzlich für Domino 4.6.2 erhalten hat. Neben bereits vorhandenen Funktionen wie einheitliches Anmelden der Benutzer am Betriebssystem und am Domino-Server oder der ODBC-Fähigkeit mußte Lotus lediglich die Installierbarkeit durch den "System Management Server" (SMS) neu implementieren, um das Siegel aus Redmond zu erhalten.

Am Rande der Konferenz wurden weitere Details zur bevorstehenden Version 5 von Domino bekannt. So wird es erstmals keine Obergrenze für die Datenbankgröße geben. Für NT und Unix wurde jeweils ein Maximum ermittelt und festgelegt. Für ersteres sind dies 32 GB, für Unix 64 GB. Während ein Corba-kompatibler Object Request Broker (ORB) Bestandteil der Version 5.0 sein wird, soll die Unterstützung für Microsofts Komponententechnik DCOM erst in einer der späteren Versionen folgen. Ebenso in weitere Ferne gerückt sind die Integration von Domino mit den Web-Servern "Netscape Enterprise Server" und "Apache".