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Domain pulse: Internet Governance als brisantes Thema

21.02.2008
Von pte pte
Der diesjährige Domain pulse http://www.domainpulse.at hat heute, Donnerstag, begonnen. Er ist die wichtigste Veranstaltung zu Themen und Trends rund um Internet-Domains im deutschsprachigen Raum. "Es ist immer wieder wichtig, neue Tendenzen zu beobachten", sagte Richard Wein, Geschäftsführer des diesjährigen Ausrichters nic.at http://www.nic.at Mittwochabend vor Journalisten in Wien. Wesentliche Themen der Domain pulse sind Internet Governance sowie aktuelle technische Entwicklungen. Als Partner der Veranstaltung treten die Domain-Registrierungstellen in Deutschland (DENIC http://www.denic.de ) und der Schweiz (SWITCH http://www.switch.ch ) auf.

Der erste Tag der Veranstaltung steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Politik im Internet, wie nic.at-Geschäftsführer Robert Schischka erklärt. Wolfgang Kleinwächter, Professor für Internet-Politik und Regulierung an der Universität Aarhus http://www.au.dk , umriss im Pressegespräch das aktuell sehr heiße Thema Internet Governance. "Governance entstand als Alternative zu Government", erläutert er den Begriff. Die Nutzer und nicht die Regierungen sollten das Internet verwalten, so der Gedanke. Derzeit liegen wesentliche Verwaltungsaspekte allerdings bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) http://www.icann.org , die IP-Adressen vergibt und über Top-Level-Domains (TLDs) entscheidet.

Politisch brisant ist dies, da die ICANN jedenfalls bis Oktober 2009 durch Verträge mit der US-Regierung verbunden ist. Ob die ICANN dann tatsächlich unabhängig wird, ist noch offen. Vom Status Quo sind viele Staaten, etwa Russland und China, nicht sonderlich angetan. Besondere Brisanz gewinnt die Governance-Frage ausgerechnet durch die Internationalisierung des Internets. Die ICANN hat im Jahr 2007 die Prüfung der technischen Umsetzung von nicht-lateinischen Schriftzeichen im Netz gestartet. Mit Domain-Namen etwa in kyrillischer, chinesischer und arabischer Schrift könnte die Internationalisierung des Webs dieses entlang von Sprachgrenzen fragmentieren, wenn es zu keiner internationalen Einigung im Bereich Governance kommt. Kleinwächter vertritt die Ansicht, dass wohl am ehesten eine neue, nicht streng hierarchische Form des Zusammenwirkens von Wirtschaft, Regierungen und Privaten das verhindern könne.

Der zweite Tag des Domain pulse wird besonders im Zeichen der Technik stehen. Kleinwächter und Schischka streichen dabei den nachmittäglichen Vortrag von Randy Bush, derzeit Senior Researcher der Internet initiative Japan, zum Thema IPv6 heraus. Das neue Schema für IP-Adressen wird seit Anfang des Monats von der ICANN technisch unterstützt (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=080205027 ). "Das hat zumindest keine Probleme verursacht", meint Schischka auf Anfrage von pressetext. Der Vortrag von Bush werde aber deutlich aufzeigen, dass eine lange Übergangsphase mit Koexistenz des neuen und des alten Standards zu erwarten sei. "Es gibt noch keinen Migrationsdruck", bringt Schischka den wirtschaftlichen Hintergrund auf den Punkt.

Auch die Sicherheit im Internet wird angesichts sich wandelnder Bedrohungslage thematisiert. "Die Kriminalität hat eine neue Stufe der Professionalität erreicht", betont Schischka. Technisch hochversierte Hacker würden ihre Services an hochgradig kriminelle Personen verkaufen. Einzig die Infrastruktur im Internet sei dadurch kaum gefährdet, außer lokal bei Denial-of-Service-Angriffen. Nur bei einer funktionierenden Infrastruktur sei für Kriminelle wirklich Geld im Netz zu machen. Für Österreich wolle nic.at in diesem Jahr ein eigenes Computer Emergency Response Team (CERT) für den nicht-akademischen Bereich aufbauen. Mögliches Vorbild sei das kleine, aber effektive CERT der Schweizer SWITCH.

Der seit 2004 jährlich stattfindende Domain pulse wird abwechselnd von den drei Domain-Registrierungsstellen der DACH-Region nic.at, SWITCH und DENIC im jeweiligen Land ausgerichtet. Der Domain pulse 2009 wird in Deutschland stattfinden, als Austragungsort ist Berlin im Gespräch. (pte)