Analyst übt harsche Kritik an Consultants

Dilettanten im SOA-Markt: Harsche Kritik an Beratern

11.01.2008
Unzureichende oder gar falsche Beratung in der Planungsphase führt häufig zu gescheiterten SOA-Projekten, warnt der amerikanische Analyst David Linthicum.

In einem Blog-Posting übt Linthicum, der sich selbst als SOA Consultant bezeichnet, harsche Kritik an seinen Beraterkollegen. Gerade in der entscheidenden Planungsphase einer SOA erhielten viele Unternehmen alles andere als eine kompetente Beratung. Nicht wenige Consultants schafften es noch nicht einmal, das SOA-Konzept hinreichend zu erklären. Im Ergebnis scheiterten etliche Projekte und schadeten damit der Akzeptanz des SOA-Gedankens insgesamt.

Vorsicht walten lassen sollten Kunden schon, wenn SOA-Berater auf ihre vorgeblich große Erfahrung in Sachen Service-orientierte Architektur pochen, rät Linthicum. In den meisten Fällen handele es dabei um Projekte, die lediglich JBOWS – Just a Bunch of Web Services - geschaffen hätten. Mechanismen für mehr Agilität, die den Kernnutzen einer SOA ausmachten, fehlten in derartigen Installationen. Für den Analysten liegt das Problem darin, dass IT-Verantwortliche, die SOA-Berater anheuern, oft selbst nicht den Unterschied zwischen JBOWS und einer "echten" SOA verständen. Aus diesem Grund akzeptierten sie es, wenn Berater einschlägige Implementierungen als SOA-Erfahrung verkaufen: "In Wirklichkeit ist es ein Hinweis darauf, dass die Consultants den zentralen Wert von SOA nicht erkannt haben." Nicht selten rieten sie ihren Kunden zu riskanten und kostenträchtigen Entscheidungen (siehe auch: Die schwersten SOA-Hürden).

Viele Berater pflegten zudem allzu enge Beziehungen zu den Herstellern, lautet ein weiterer Kritikpunkt. Linthicum: "Sie implementieren stets die gleiche Technik von denselben Anbietern." In solchen Fällen sollten bei IT-Verantwortlichen die Alarmglocken schrillen. Die Problembereiche einer SOA-Einführung fielen so unterschiedlich aus, dass sich eine einmal gefundene Lösung praktisch nie auf einen anderen Fall übertragen lasse. Der Analyst verweist in diesem Zusammenhang auf eine oft gehörte Kritik an der IT-Industrie: "Wenn Sie Hammer verkaufen, sieht alles aus wie ein Nagel." Bei der Auswahl von SOA Consultants sollten Unternehmen deshalb besonders auf Herstellerneutralität achten. Nur so lasse sich eine Best-of-Breed-Strategie umsetzen. Beratungshäuser mit vielen Partnerschaften zu Herstellern sollten IT-Verantwortliche am besten gleich außen vor lassen (siehe auch: Die zwölf SOA-Todsünden).

Last, but not least fehle es nicht wenigen selbst ernannten SOA-Experten schlicht an der nötigen Methodenkompetenz, moniert der Analyst. Für das Einführen einer SOA griffen Sie häufig auf bewährte Prozesse aus anderen Disziplinen wie der Enterprise Architecture zurück. Das aber sei der falsche Weg: "SOA braucht einen spezifischen Ansatz, der die Besonderheiten dieses Architekturstils berücksichtigt." Etliche Consultants neigten dazu, den Prozess zu stark zu vereinfachen, um möglichst schnell voranzukommen: "Sie konzentrieren sich darauf, Technologie auszuwählen." In einigen Fällen versuchten sie gar, ein Problem mit einer bereits vorgegebenen Technik zu lösen. Linthicum: "Das kann niemals gut gehen."

Mehr zum Thema Service-orientierte Architekturen finden Sie im SOA-Expertenrat der COMPUTERWOCHE. (wh)