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Digitales VHS soll DVD ausbooten

30.01.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Hierzulande beginnt die DVD sich gerade zu etablieren, da holen die Erfinder der VHS-Kassette zum Gegenschlag aus. Mit Digital VHS (D-VHS) will der Elektronikkonzern JVC ab Mai den amerikanischen Videomarkt zurückerobern. Die Chancen stehen nicht schlecht: Die fünf großen Hollywood-Studies Twentieth Century Fox, Universal Studies, Dream Works, New Line Cinema und Artisan Entertainment kündigten jetzt erste D-VHS-Veröffentlichungen für Mitte des Jahres an. Weitere könnten bald folgen.

Das neue Format soll laut JVC viele Vorteile gegenüber der mittlerweile vor allem bei der Filmindustrie in Misskredit geratenen DVD besitzen. So können Nutzer mit dem digitalen Band bis zu vier Stunden TV-Programm aufzeichnen, während für DVDs noch immer kein definierter Aufnahmestandard existiert. Auch die Qualität des neuen Mediums ist besser: Bis zu 1080 Bildpunkte schafft D-VHS in der Bildbreite. Die DVD bringt gerade die halbe Auflösung. Und wer die Qualität bisheriger VHS-Bänder ausreichend fand, kann auch mit der ursprünglichen Standardauflösung von 240 Bildpunkten entsprechend mehr Filmmaterial auf auf Kassette bannen. Alte Kassetten schluckt der D-VHS-Player ebenfalls ohne Probleme.

Auch die Diskussion um Filmpiraterie könnte sich mit dem neuen Medium vorerst erledigen. Ein neuartiger Kopierschutz verhindert das Kopieren von einem Videorecorder zum anderen, da die Daten per High Definition Copy Protection (HDCP) verschlüsselt sind. Im Gegensatz zum Content Scrambling System (CSS), das DVDs vor der unerlaubten Vervielfältigung schützen soll, können Videopiraten den Kopierschutz nur schwer knacken. Denn nur die entsprechenden Abspielgeräte enthalten einen HDCP-Decoder. Während das Digital Video Interface (DVI), das JVC für die neuen D-VHS-Fernseher benutzt, einen HDCP-Decoder besitzt, werden PCs die Daten nicht entschlüsseln können.

Vorerst hat die DVD-Technologie allerdings noch einen klaren Preisvorteil. Die ersten D-VHS-Recorder, die in den USA im Mai in die Läden kommen sollen, werden rund 2000 Dollar kosten. Der einzige JVC-Fernseher, der die Technologie unterstützt, kostet etwa 10.000 Dollar. Leere Videobänder werden zehn bis 15 Dollar kosten.