Hersteller dementiert Verhandlungen mit Fujitsu

Die Zukunft von SNIs PC-Sparte bleibt vorerst ungewiß

18.09.1998

"Derzeit finden definitiv keine konkreten Gespräche statt", erklärte SNI-Sprecher Peter Gottal auf Anfrage. Die in der Branche kolportierte Variante, Fujitsu werde möglicherweise statt Acer die Augsburger PC-Fertigung übernehmen, bezeichnete Gottal als Spekulation. Allerdings wollte er eine Partnerschaft für die Zukunft auch nicht ausschließen. SNI sei für jede Art der Kooperation offen.

Bei Fujitsu mochte man eine mögliche Zusammenarbeit mit SNI weder bestätigen noch dementieren. Für eine Partnerschaft mit den Münchnern spricht indes einiges. So liefern die Japaner bereits die Systemplatinen für SNIs "BS/2000"-Großrechner. Zudem soll Fujitsu nach Informationen der "Wirtschaftswoche" schon früher Interesse an der Übernahme der PC-Fertigung SNIs signalisiert haben. Damals seien die Verhandlungen mit Acer aber schon zu weit fortgeschritten gewesen.

PC-Produktion wird ausgegliedert

Die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG und Acer hatten im April 1998 eine Absichtserklärung unterzeichnet, derzufolge die Taiwaner das Augsburger PC-Werk übernehmen und künftig als Auftragsfertiger der Deutschen fungieren sollten. Der geplante Verkauf war Bestandteil einer weitgehenden Reintegration SNIs in den Siemens-Konzern zum ersten Oktober 1998. Vertriebs- und Marketing-Funktionen sowie die Produktplanung und Spezifikation der PC-Rechnerlinien sollten bei den Münchnern verbleiben.

SNI-Chef Schulmeyer argumentierte seinerzeit, mit dem Partner Acer könne das Unternehmen entscheidende Größenvorteile beim Komponenteneinkauf und in der Logistik erzielen. Daraus wird vorerst nichts. SNI wird jedoch wie geplant die Bereiche Produktion, Logistik und Entwicklung der PC-Produkte in ein rechtlich selbständiges Unternehmen mit der Bezeichnung PCS GmbH & Co. KG ausgliedern. Die Integration von SNI in den Siemens-Konzern sei von dem geplatzten Acer-Deal nicht betroffen, betonte Sprecher Gottal.

Trotz dieses Rückschlags gibt man sich bei SNI zuversichtlich, was die Zukunft des PC-Geschäfts betrifft. "Mit dem Partner Acer hätte SNI zusätzliche Einsparungen bei den Materialkosten in Höhe von etwa drei Prozent erzielen können", konzediert Gottal. Dies entspreche in etwa der Kostendifferenz, die sich zwischen einem überregional tätigen Anbieter wie SNI gegenüber einem Global Player wie Compaq ergebe. Allerdings wäre dieser Effekt erst in zwei bis drei Jahren nach Vertragsabschluß wirksam geworden. In diesem Zeitraum wäre Siemens auch aus eigener Kraft in der Lage, Produktivitätsvorteile durch die Nutzung von Einkaufsvorteilen innerhalb des neugeschaffenen I&K-Bereichs zu erzielen.

Gottal sieht zudem noch andere Alternativen für die PC-Sparte. Die Gründung der rechtlich selbständigen Firma PCS schaffe Freiräume für andere Aktivitäten. Dazu gehörten etwa die gemeinsame Produktentwicklung mit Partnern oder die Bildung von Einkaufsgemeinschaften zusammen mit anderen Anbietern. Denkbar wäre es laut Gottal auch, daß SNI als OEM-Anbieter auftrete. Damit könnten die Fertigungskapazitäten im Augsburger Werk ausgeschöpft werden.