Trend zu humanen RZ-Abeitsplätzen

"Die Zeit der ratternden Schnelldrucker ist bald vorbei"

17.06.1977

Es ist noch gar nicht so lange her, da dachte der mit der Planung eines Rechenzentrums Beauftragte ausschließlich an die Maschinen, die dort untergebracht werden sollten. Er befaßte sich also vorwiegend mit Raumbedarf und Doppelboden, mit Klimaanlage und Stromversorgung. Diese Gesichtspunkte sind natürlich auch heute noch zu beachten. Sie sind aber nur einige auf einer langen Checkliste, die wir abhaken müssen, wenn wir jetzt ein Rechenzentrum planen, das wenigstens die nächsten zehn Jahre brauchbar sein soll.

Die folgenden Punkte sind keine erschöpfende Aufstellung. Es sind Schwerpunkte, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Die Reihenfolge bedeutet keine Gewichtung.

Die Maschinen:

Die Maschinen werden kompakter und insgesamt relativ weniger. - Wenn wir die Entwicklung in den letzten Jahren betrachten und wenn wir die Prognosen aus den Forschungsbereichen der Hersteller studieren dann gibt es an dieser Aussage nicht den geringsten Zweifel. Wir speichern heute schon bis zu 420 Millionen Bytes auf einem Magnetplattenlaufwerk, das kaum mehr Raumbedarf hat als früher eine 7-Millionen-Magnet-Platte. Wir verarbeiten Magnetbänder mit 6.250 bpi-Zeichendichte, mit wenigstens der zehnfachen Schreib-/Lesegeschwindigkeit als vor 7 Jahren, brauchen also weniger Magnetbandlaufwerke. Ein Laserdrucker oder eine COM-Anlage können mehrere konventionelle Schnelldrucker und deren räumlich oft sehr aufwendige Steuereinheiten ablösen, und auch bei den Zentraleinheiten ist die Verkleinerung relativ zu Leistung und Kapazität offensichtlich.

(Ob sich unter dem Strich auch eine absolute Verringerung der Anzahl der Einheiten ergeben wird, hängt selbstverständlich vom Umfang der geplanten Anwendungen ab.)

Was für die EDV-Maschinen gilt, gilt auch für die Nachbearbeitungsmaschinen. Ein Reißer erledigt heute das, wofür bisher mehrere Schneidemaschinen gebraucht wurden.

Wir können uns also auf weniger Raumbedarf für EDV-Maschinen, für Nachbearbeitungsmaschinen, aber auch für das Datenträgerarchiv einstellen. Bei Installationen moderner Magnetplattenlaufwerke gibt es keine Wechselstapel, also auch kein Magnetplattenarchiv mehr und bei Magnetbandmaschinen mit 6.250 bpi-Aufzeichnung fallen wesentlich weniger Magnetbänder für das Archiv an.

Die Maschinen, die keiner Bedienung bedürfen, werden relativ mehr Solche Maschinen gab es bisher auch, z. B. Steuereinheiten für Schnelldrucker, für Magnetband- und Magnetplattenlaufwerke. Dazu kommen aber jetzt noch die Festplattenlaufwerke, Fernverarbeitungssteuerungen und vor allem die Zentraleinheit, die ja bei neuesten Systemen zum Teil keine Einheit mehr mit dem Bedienungsplatz bildet. Es erscheint sinnvoll, den Maschinenraum baulich (Glaswand) oder wenigstens funktionell zu trennen in eine Zone für zu bedienende Einheiten (CPU-Bedienungsplätze, Magnetbandlaufwerke, Schnelldrucker, Karteneinheiten und in eine Zone für nicht zu bedienende Geräte (Steuereinheiten, Zentraleinheiten mit getrennten Bedienungsplätzen, Festplattenlaufwerke). Diese Trennung ist nicht nur bedienerfreundlich; es kommt auch der Betriebssicherheit zugute, wenn z. B. Magnetplattenlaufwerke möglichst weit von Druckerpapier und Lochkarten entfernt sind.

Die Menschen:

Den Operator, der seine Lochkarte einlegt, den Drucker beschickt, das Programm startet und nun in Ruhe auf den Output wartet, gibt es von einer bestimmten Systemgröße an nicht mehr. Je mehr Programme gleichzeitig laufen, je größer die Zeitverschiebung wird zwischen Programmdurchlauf und eigentlicher Ausgabe, je abstrakter das Handling von Plattendateien ist und je höher Magnetbandverarbeitungs- und Druckgeschwindigkeit sind, um so größere geistige Anforderungen werden an den Bediener gestellt. Auch Datenbank- und Fernverarbeitungssysteme müssen bedient und kontrolliert werden und stellen weitere, neue Anforderungen an die Qualifikation des Bedieners.

Die rein manuelle Tätigkeit dagegen hat abnehmende Tendenz. Große Druckausgaben werden durch Online-Auskunftssysteme, auch durch COM-Verfahren und Datenträgeraustausch abgelöst. Umfangreiche Lochkarteneingaben verschwinden, wenn Daten online, durch Belegleser oder über Datensammelsysteme erfaßt werden.

Dies alles ist zu bedenken bei der Gestaltung der Arbeitsplätze und der Pausen-(Sozial-)Räume für die Bediener. Der Schalldämpfung im Maschinensaal kommt dabei allerdings etwas weniger Bedeutung zu. Die Zeit der ratternden Schnelldrucker scheint bald vorbei zu sein, und wenn die Lochkarte ausstirbt und Band- und Plattenlaufwerke weniger werden, dann besteht berechtigte Hoffnung auf geringere Lärmbelästigung im Rechenzentrum.

Die Anforderungen an die Arbeitsvorbereitung steigen gleichfalls. Wenn auch durch Online-Programmierung eine gewisse Entlastung vom Testbetrieb eintritt, so werden doch die neuen Verfahren aufwendiger und vielschichtiger. Die Arbeitsvorbereitung muß deshalb einen Raum haben, wo sie weitgehend ungestört ist:

Das Klima:

Die Wärmeabgabe ist bei modernen EDV-Maschinen nicht niedriger als bei älteren Modellen. Sie ist aber dann insgesamt geringer, wenn eine leistungsfähigere Einheit mehrere Geräte ersetzt. Darüber hinaus hat die Klimaanlage dann einen kleineren Raum zu bewältigen, also weniger Luft umzuwälzen.

Die Sicherheit und der Datenschutz:

Hier gibt es eigentlich nichts, was nicht auch bisher schon zu beachten gewesen wäre. Dem Sicherheitsdenken kommt nur deshalb mehr Beachtung zu, weil es nun durch Gesetz und Öffentlichkeitsarbeit in den zentralen Blickpunkt gerückt und seine Notwendigkeit verdeutlicht wurde. Vorschriften und Empfehlungen, Aufsätze und Merkblätter liegen mittlerweile in großer Zahl vor.

Zusammenfassung

Das neue Rechenzentrum besitzt diese wesentlichen Merkmale:

- Kleinerer Maschinenraum, aufgeteilt in eine Bedienerzone und eine Zone für Maschinen, die keiner Bedienung bedürfen

- Gut ausgestattete Arbeitsplätze und Sozialräume für die Bediener

- Abgeschirmte Arbeitsräume für Arbeitsvorbereitung und Datenträgerarchiv.

*EDV-Leiter in München