Die wichtigsten Trends im Softwaremarkt

22.11.2007
Laut Gartner geht die Zeit der hohen Gewinnmargen für Softwarehersteller allmählich zu Ende.

Die Analysten empfehlen den Softwareanbietern, "realistischere Margen" zu planen, da ihre Kunden künftig genauer auf die Kosten achten würden.

William Snyder, Research Vice President bei Gartner, nennt folgende Trends, die den Softwaremarkt verändern würden.

Geschäftsprozess-Outsourcing

Der weltweite Markt für Business Process Outsourcing (BPO) bleibt laut Snyder das am schnellsten wachsende IT-Servicesegment. Auf die Softwarebranche wirkt sich das aus: Viele große BPO-Anbieter nutzen nur zum Teil oder gar nicht die gängigen kommerziellen Business-Anwendungen und nehmen damit der Softwarebranche einen Teil ihrer Marktchancen. Die Dienstleister, die sich weiter auf die großen Softwarehäuser verlassen, entwickeln eine solche Marktmacht, dass sie wahrscheinlich bessere Vertragsbedingungen herausschlagen als gewöhnliche Kunden.

Software as a Service

Gartner prophezeit, dass 2011 zirka ein Viertel der gesamten neu angeschafften Business-Software über das SaaS-Modell ausgeliefert wird. Das hat Auswirkungen auf das Verhältnis von Anbieter und Kunde sowie auf die Gewinnmargen: Viele der "Lock-in-Kosten", die sich beim lokalen Softwarebetrieb ergeben, entfallen mit dem On-Demand-Modell. Beispielsweise sinkt der Aufwand für die Anpassung. Implementierung und Upgrading sind komplett dem Anbieter überlassen und mit der monatlichen Gebühr abgegolten.

Billige Entwicklungsstandorte und modulare Architekturen

Service-orientierte Architekturen (SOA) und modulare Anwendungen, die auf dem SOA-Prinzip basieren, wirken sich in Kombination mit der Verfügbarkeit billiger Arbeitskräfte, etwa in China und Indien, aus: Alternative Quellen für neue Business-Software-Komponenten öffnen sich. Beispielweise müssen sich Organisationen nicht für komplexe Finanz- oder Human-Resource-Anwendungen an einen Offshore-Provider wenden, sie können kleine Add-on-Module zu günstigen Preisen kaufen.

Wartung aus dritter Hand

Bislang waren Wartungsservices ein Quasimonopol für Softwareanbieter. Sie hatten die alleinigen Rechte am Sourcecode für die kritischen Komponenten des Systems. Inzwischen etabliert sich aber ein von Drittanbietern aufgezogener Markt für alternative Maintenance-Services. Diese Anbieter können keine neue Funktionalität offerieren, und sie haben auch nicht den generellen Zugang zum Sourcecode. Aber sie können billig eingeführte Softwareversionen pflegen und Updates vornehmen, die auf rechtlichen und regulatorischen Veränderungen beruhen.

Open-Source-Software (OSS)

Die Open-Source-Bewegung hat gravierende Auswirkungen auf die Käufer-Lieferanten-Beziehungen im Softwaremarkt. Die Anbieter werden in die Lage versetzt, bessere Software zu günstigeren Preisen zu verkaufen. Anbieter mit einem starken Open-Source-Anteil im Angebot werden nur noch geringe Gewinnmargen mit Software erzielen und deshalb ihren Geschäftsfokus auf begleitende Services verschieben. "OSS-Lösungen konkurrieren in allen Marktsegmenten direkt mit Closed-Source-Angeboten. Ihr Markteinfluss wird je nach Angebot stark variieren", so Snyder. "Obwohl Industriegiganten wie Microsoft und IBM durch den OSS-Trend sicher nicht zerstört werden, wird der Druck auf ihre Margenstrukturen im Software-Business ständig höher."

Chinas Softwareindustrie wird reif

Viele der großen Softwareanbieter schaffen es derzeit nicht, in China Fuß zu fassen, weil dort nicht die im Westen üblichen hohen Preise für Business-Anwendungen gezahlt werden. Lieber vertraut man auf kleinere, billigere Lösungen lokaler Anbieter. Firmen wie die Kingdee International Software Group oder Ufida Software gewinnen kontinuierlich Marktanteile in chinesischen Unternehmen. Westliche Firmen, die in China Geschäfte machen wollen, installieren dort ebenfalls die lokal angebotene Software. Gartner glaubt, dass Anbieter mit einem spezifischen, in den Preisen und der Funktionalität an asiatische Bedingungen angepassten Angebot egal ob westlicher oder asiatischer Herkunft künftig ein gutes Stück vom weltweiten Softwaremarkt einheimsen können.

BRIC-Staaten scheren aus

Die wahrscheinlich stärksten Auswirkungen auf die Softwarekosten und märkte wird das große Interesse der aufstrebenden, bevölkerungsstarken Länder an IT sein. Weil sehr viele Arbeitnehmer innerhalb kurzer Zeit mit Computern zu tun bekommen, dürfte der Punkt, an dem die Softwarekosten für Firmen aus Ländern wie Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC) zum Problem werden, bald erreicht sein. Hinzu kommt, dass diese Länder nicht unter dem Zwang stehen, Legacy-Umgebungen mit Folgeinvestitionen am Leben zu halten. Sie können mit ihren Softwareprojekten oftmals auf der grünen Wiese beginnen. Dazu bedienen sie sich der neuesten und besten Techniken Auch haben diese Unternehmen von Anfang an die Möglichkeit, auf SaaS anstatt auf gekaufte Softwarelizenzen zu setzen, während in den reifen Industrienationen Softwarealtlasten einen solchen Schritt schwierig machen. (hv)