Von einem Bildschirm aus Verbindung zu unterschiedlichen Rechnern:

Die Welt der 3270-Konverter im Überblick

22.11.1985

Mit seiner Ankündigung im vergangenen Jahr, eigene Protokollkonverter auf den Markt zu bringen, mit denen Nicht-lBM-Geräte in die 3270-Welt integriert werden, hat der Marktführer den Protokollkonverter-Herstellern nach Meinung von Hermann Vester* den größten Dienst erwiesen. Im folgenden ein Überblick über das derzeitige Geräteangebot und über neue Trends.

Damit wurde von Big Blue kundgetan, daß es nichts Unseriöses und Ungewöhnliches ist, wenn kostengünstige asynchrone Geräte, wie Bildschirme oder Drucker, Personal Computer, Mikros, Betriebsdatenerfassungsterminals und vieles andere mehr im 3270-Modus mit einem IBM-Rechner oder einem Kompatiblen kommunizieren. Schaut man sich heute auf dem Markt der 3270-kompatiblen Protokollkonverter um, so steht man zunächst einmal vor der Alternative:

- Suche ich eine Lösung, die mir den Anschluß eines einzelnen, kostengünstigen, asynchronen Gerätes ermöglicht, wobei ich wiederum unterscheiden muß, ob ich einen Bildschirm oder Drucker an die 3270-Welt anschließen will, oder

- will ich den Anschluß von mehreren, eventuell unterschiedlichen asynchronen Geräten an die 3270-Welt realisieren?

Im ersten Fall bietet sich die Möglichkeit, an eine bereits vorhandene 327x-Steuereinheit mittels eines Protokollkonverters mit Koax-Anschluß das entsprechende asynchrone Gerät in die 327x-Welt zu integrieren. Bei den auf dem Markt befindlichen 3270-Koax-Protokollkonvertern wird dann ein asynchroner Bildschirm als Modell 3278 oder 3279 und ein Drucker als Modell 3287 dargestellt. Die Vor- und Nachteile dieser Lösung sind sehr eindeutig:

Vorteil: Eine bereits vorhandene 327x-Steuereinheit kann benutzt werden, um ein asynchrones Gerät 3270-kompatibel zu machen.

Nachteil: Für jedes in die 3270-Welt zu integrierende asynchrone Gerät ist ein eigener Protokollkonverter erforderlich (siehe Bild 1).

Bei der zweiten angesprochenen Möglichkeit, mehrere eventuell unterschiedliche asynchrone Geräte 3270-kompatibel zu machen und als IBM-kompatiblen Bildschirm beziehungsweise Drucker zu benutzen, gibt es eine ganze Serie von unterschiedlichsten Protokollkonvertern.

All diesen Protokollkonvertern ist zunächst einmal gemeinsam, daß sie sich dem 3270-Rechner gegenüber wie eine IBM-327x-Steuereinheit verhalten. Je nach DFU-Protokoll, entweder SNA/SDLC oder BSC, werden folgende Steuereinheiten emuliert:

Im SNA/SDLC-Mode eine 3276-beziehungsweise 3274-Steuereinheit und im BSC-Mode eine 3271- beziehungsweise 3276/3274-Steuereinheit. Die Anzahl der Anschlußmöglichkeiten von asynchronen Geräten ist je nach Anbieter recht unterschiedlich. Sie reicht von einem Anschluß über verschiedene Ausbau stufen bis zu der Möglichkeit, 24 kostengünstige asynchrone Geräte anzuschließen.

Einige Hersteller bieten zusätzlich die Möglichkeit, auf einem asynchronen Hardware-Anschluß zwei Logical-Units (LUs) zu unterstützen. Diese Einrichtung ist dann sehr sinnvoll, wenn asynchrone Bildschirme angeschlossen werden, die einen zusätzlichen Auxiliary-Anschluß besitzen, an dem ein Drucker anschließbar ist. Somit kann der am Bildschirm angeschlossene Drucker über eine eigene LU als System-Drucker benutzt werden. Das bedeutet, daß zum Beispiel ein Protokollkonverter mit acht asynchronen Anschlüssen auf diese Art und Weise 16 Logical-Units unterstützen kann.

V.24 für 3270-Verbindung

Der Hardware-Anschluß der asynchronen Geräte wird in den meisten Fällen über eine RS232/V.24Schnittstelle realisiert. Diese Schnittstelle wird auch für die Verbindung

zum 3270-Rechner benutzt. Auf beiden Seiten - auf der synchronen 3270-Verbindung sowie auf der asynchronen V.24-Schnittstelle - kann die Verbindung entweder durch Direktanschluß oder über eine Modemstrecke realisiert werden.

Einige Hersteller bieten auch die Möglichkeit, durch den Einsatz von sogenannten Koax-Faces, welche die V.24-Schnittstelle auf Koax umsetzen, die bereits vorhandenen Verkabelungen zu benutzen und mittels dieser Koax-Faces die asynchronen Geräte an den Protokollkonverter anzuschließen. Ebenfalls wird der Anschluß über Current-Loop-Interfaces angeboten. Unabhängig davon, welcher Hardware-mäßige Anschluß auch realisiert wird: Auf jeden Fall verhält sich der daran angeschlossene Bildschirm oder Drucker wie ein IBM-327x-Gerät.

Es gibt heute nur sehr wenige asynchrone Protokolle, die von den auf dem Markt befindlichen Protokollkonvertern noch nicht unterstützt werden (Bild 2 zeigt ein Beispiel).

Trotz der großen Anzahl der bereits auf dem Markt befindlichen Protokollkonverter wurde bei einem aufmerksamen Bummel über die diesjährige Systems deutlich, welche zukünftigen Möglichkeiten sich auf dem Protokollkonverter-Markt ergeben. Dort wurde nämlich ein System vorgestellt, das die bisher bekannten Möglichkeiten von Protokollkonvertern weit übertrifft. In diesem System wird beispielsweise die Möglichkeit geboten, den Anschluß an zwei 3270-Rechner zu verwirklichen. Auf diesen zwei 3270-Anschlüssen werden je zwei 327x-Steuereinheiten emuliert. Das bedeutet, daß insgesamt 128 (einhundertachtundzwanzig) Logical-Units unterstützt werden.

Port-zu-Port-Verbindung

Außerdem besteht die Möglichkeit, von den angeschlossenen Geräten - und hier handelt es sich nicht mehr ausschließlich um asynchrone Geräte, denn es können über ein entsprechendes Modul auch Original-IBM-3278/79-Bildschirme an dieses System angeschlossen werden - eine Port-zu-Port-Verbindung herzustellen und einen Datenaustausch untereinander zu realisieren. Dies eröffnet wiederum den Weg des Anschlusses von ASCII-Rechnern und den Zugriff von einem angeschlossenen Bildschirm zu 3270- und ASCII-Rechnern. Hierdurch wird der Wunsch vieler Anwender verwirklicht, von einem Bildschirm aus die Verbindung zu unterschiedlichen Rechnern herstellen zu können gleichgültig ob es sich um einen Original-IBM-Bildschirm oder um einen asynchronen Bildschirm handelt. Beide Geräte können über Menü-Auswahl zu einem der angeschlossenen 3270-Rechner beziehungsweise zu einem oder mehreren am RS232/ V.24-Modul angeschlossenen ASCII-Rechner zugreifen oder zu jedem angeschlossenen Gerät eine Verbindung aufbauen (Port-zu-Port-Verbindung).

In dieser Lösung (Bild 3) wird die Zukunft der 3270-Protokollkonverter liegen, da hier auch erstmals die Möglichkeit geboten ist, daß Original-IBM-327x-Bildschirme an Protokollkonverter anschließbar sind und somit für diese Geräte der Zugriff zur asynchronen Welt ermöglicht wird, gleichzeitig jedoch für an dasselbe System angeschlossene ASCII-Geräte der Zugang zu 3270-Rechnern vorhanden ist.

*Hermann Vester ist Produktmanager der Wetronic Automation GmbH, München.