Die VANnibalen kommen

22.05.1987

Zwischen "Eldorado der Telekommunikation" und "Chaos Computer Club" schwankt die Bewertung des angeblich ach so unregulierten Value-Added-Network-Marktes in den USA. Die US-Fans mit dem ewig gestrigen Blick nach Westen gefallen sich hierzulande als Nestbeschmutzer und/oder stimmen willig ein in das Lied vom jämmerlich nachhinkenden alten Kontinent Europa. "Innovationshemmer" lautete doch kürzlich mal wieder ein Werbespot gegen Bundespost und Amtsbaufirmen. So etwas Fabelhaftes wie VANs (Value Added Networks) gäbe es gleich gar nicht oder wenn doch - nach dem Motto: Ausnahmen bestätigen die Regel - nur in Kümmerformen unter der Knute des bösen Monopolisten Bundespost, der "Kannibalisierung" für seine guten Dienste fürchte.

So verschlafen, wenn nicht bewußt ignorant, gab sich nämlich kürzlich das berühmt-berüchtigte US-Marktiorschungsunternehmen McKinsey & Company mit dem xten Aufguß alter Kritik des hiesigen Fernmeldeunwesens, und das auch noch im Auftrag der "Regierungskommission Fernmeldewesen". Die wiederum hatte im Auftrag der Bundesregierung möglicherweise in erster Linie im Hinblick auf das diplomatische Corps zu forschen.

Weniger politisch, weil im Auftrage von Wissenschaftlern, hat eine Studie der SCS jetzt ganz pragmatisch mit einer Ist-Aufnahme die Ehre des Kommunikators Post wiederhergestellt: Hierzulande wird kein VAN verhindert, im Gegenteil. Sogar ohne Lizenz kann sich jeder im Mehrwertmarkt tummeln, Beispiele gibt's genug. Was zu beweisen war. Wenigstens ein Punkt der monotonen Liberalisierungs-Litanei ist abgehakt. VANs gibt's in der Bundesrepublik und werden sogar mehr werden. Selbst Marktforscher könnten damit einen wünschenswerten "Mehrwert" erzielen.