CW-Blitzumfrage zur Kostenentwicklung auf dem Peripheriegeräte-Markt:

"Die unterste Preisgrenze fast erreicht"

19.10.1979

MÜNCHEN (CW) - "Zuviel von Preisverfall zu reden", mahnt Karsten G. Ludwig, Technischer Leiter der Transac Datensysteme (Frankfurt), "bringt den Endbenutzer in Verwirrung." Der Transac-Manager spricht pro domo, das heißt aus Herstellersicht. Er befürchtet, die Anwender könnten sich auf kontinuierlich sinkende Preise - insbesondere auch bei den Peripheriegeräten - einstellen. Das "böse Erwachen" sei dann zwangsläufig vorprogrammiert: "Zwar sind die Produktionskosten für die Hardware gefallen, aber die Dienstleistung wird teurer." Kurt H. Baumann, Geschäftsführer der DTM Datentechnik GmbH, München, geht gedanklich noch einen Schritt weiter: "Wer auch mal bereit ist, eine Schraube in die Hand zu nehmen, wird als der eigentliche Gewinner aus diesem Preisspiralen-Spiel herauskommen." Zur aktuellen Preisentwicklung auf dem Peripheriegeräte-Markt befragte die COMPUTERWOCHE zwölf Anbieter.

Dieter Kohnert,

Geschäftsführer der Comco Computersystemgesellschaft mbH. Köln:

Die Preisentwicklung in der Zukunft ist ungewiß. Ich glaube jedoch, daß der Hardware-Preisverfall nicht so weitergeht. Im Moment ist die Situation beispielsweise so, daß keine Bausteine zu bekommen sind. Daraus resultiert die Bereitschaft, nahezu jeden Preis für lieferbare Bausteine zu bezahlen.

Otto F. Schroeter,

Leiter Erzeugnisgebiet Datensysteme, SEL-Unternehmensgruppe Nachrichten- und Datensysteme, Stuttgart:

Aus unserer Sicht wird in Zukunft nicht mehr allein der Preis, sondern werden gute Bedienbarkeit, Anpassung an die Arbeitsplatzbedingungen und ergonomische Gesichtspunkte die Hauptentscheidungsfaktoren für Anschaffung und Einsatz von Datenterminals sein.

Die Preise für die Hardware werden in den nächsten Jahren nur noch unwesentlich sinken. Ob Wartungs- und Installationskosten unverändert bleiben, hängt von den zukünftigen Lohnentwicklungen ab.

Das Anwenderspektrum ist sehr groß und vielschichtig. Unsere Erfahrungen

zeigen, daß diejenigen überwiegen, die für mehr Leistung auch einen angemessenen Preis akzeptieren.

Norbert Becker,

Geschäftsführer der Softec Gesellschaft für Datentechnik mbH, Berlin:

Die Preise werden voraussichtlich in den nächsten drei bis sechs Monaten stabil

bleiben. Wir haben noch keine Preiserhöhungen seitens unserer Zulieferer erhalten.

Wolfgang Schallhorn,

Leiter der Memory Products Division und Terminal Division Perkin-Elmer Data Systems GmbH, München:

Wir sind der Meinung, daß die Preise bezüglich Bildschirmen und auch Drucker tendenziell etwas nach unten gehen werden. Jedoch werden sie sich kurzfristig irgendwo einpendeln. Es gibt da eine untere Grenze, die technologisch bestimmt ist. Kurzfristig ist es nicht möglich, einen Bildschirm, der beispielsweise mit 19 Chips arbeitet, auf fünf Chips zu reduzieren. Dies ist sicherlich langfristig, das heißt in vier oder fünf Jahren, möglich.

Für den Enduser werden bei der Auswahl eines Herstellers dessen Support- Möglichkeiten eine große Rolle spielen. Der OEM-Kunde wird mehr auf die Stellung des Anbieters im Markt achten, ihn wird der finanzielle Background sowie die technologische Entwicklungsfähigkeit interessieren. Auch ergonomische Gesichtspunkte werden hier eine Rolle spielen. Theoretisch kann man die Preise durchaus immer weiter senken, doch dann fehlt irgendwann die Möglichkeit zur Weiterentwicklung, und das nutzt dem Kunden letztlich auch nicht.

Friedhelm Steinhilber,

stellvertretender Geschäftsführer der BDT Büro- und Datentechnik GmbH, Rottweil:

Ein weiterer Preisverfall ist bei Bildschirmen zu erwarten, der sich aber bei verschiedenen Preisklassen unterschiedlich bemerkbar macht. Um die Wartungskosten in den Griff zu bekommen. ist es notwendig, die Qualität der Hardware zu steigern. Damit kann dann erreicht werden daß weniger Technikereinsätze anfallen. Auf diese Weise werden die Steigerungen der Lohnkosten aufgefangen. Bei Druckern werden die Produkte der unteren bis mittleren Preisklasse wahrscheinlich billiger werden, die der höheren Preisklasse werden im Preis nicht wesentlich sinken. Für den Anwender werden ergonomische Fragen interessant sein, beispielsweise Lesbarkeit, Bedienbarkeit, bei Druckern Geräuschentwicklung und Schriftarten Auch die Frage, ob mit einem Drucker alle Anwendungsfälle des Benutzers erledigt werden können, dürfte von Interesse sein.

Hans-Jürgen Krahtz,

Geschäftsführer für Deutschland der Geveke Elektronik GmbH, Düsseldorf:

Die Vergangenheit zeigte ständig sinkende Hardware-Preise. Wir gehen davon aus, daß diese aufgrund steigender Produktionsmengen, rationeller Fertigungsverfahren und durch den Einsatz neuer preiswerter Technologien. insbesondere bei Druckern, weiter sinken werden. Dienstleistungen (wie beispielsweise Wartung, Installation) werden in Zukunft aufgrund von Lohnerhöhungen steigen. Bei Niedrigpreisgeräten wird es für den Kunden wirtschaftlich, sieh ein Zweitgerät anzuschaffen. Für den Anwender wird, bezüglich der Auswahl eines Herstellers, die Qualität der technischen Beratung, der technische Kundendienst, die Nähe zum Kunden die schnelle Lieferfähigkeit und natürlich der Preis entscheidend sein. Bezüglich des Service muß man nach Abnehmergruppen differenzieren. da ein Endbenutzer andere Anforderungen als ein OEM-Kunde stellt.

Karsten G. Ludwig,

Technischer Leiter der Transac Datensysteme GmbH, Frankfurt:

Zuviel von Preisverfall zu reden. bringt den Endbenutzer in Verwirrung Zwar sind die Produktionskosten für die Hardware gefallen, aber die Dienstleistung wird teurer.

Der Endbenutzer sieht in den Angeboten die er bekommt, die Resultate aus beidem. Das gilt sowohl für Kauf-, Miet- und Wartungspreise.

Und da muß man dann nach der Zusammensetzung der Produkte differenzieren: An einem Ende ist in unserem Geschäft das Standardterminal. dessen Vertrieb sich bald so gestalten wird, daß der Kunde nach einer viertelstündigen Beratung und mit einer Gebrauchsanleitung versehen. die Installation und Instandhaltung allein vornimmt. Hier ist fast alles Hardware, und die Preise gehen weiter nach unten. Dann steht in der Mitte das Terminal mit der Taste oder Sonderfunktion, die dem Anwender die Benutzung vereinfacht oder absichert. Hier werden die Preise relativ stabil bleiben. Es ist ein Rechenexempel, ob der Benutzer lieber mehr Geld für die Entwicklung einer Sonderfunktion oder für die Arbeitskosten des Bedienungspersonals, Zentralrechnerzeiten und Leitungskosten ausgeben will.

Welche Auswahlkriterien soll nun der Anwender zur Systemauswahl ein setzen?

Das Preis-/Leistungsverhältnis ist nach wie vor ausschlaggebend, Allerdings sollte der Anwender die erwünschte Leistung und nur die erwünschte Leistung in das Verhältnis einbringen.

Helmut Ptacek, Vertriebs- und Marketingleiter der WDV Wissenschaftliche Datenverarbeitung GmbH, Garching:

Die Computerperipherie macht auch in Zukunft einen sehr hohen Anteil an den Kosten des Gesamtsystems aus. Die Leistung der Peripheriekomponenten wird sich in Zukunft mehr als verdoppeln, jedoch werden sich die Preise nur unwesentlich verändern. Dies bezieht sich insbesondere auf Drucker, bei Bildschirmterminals scheint die unterste Preisgrenze fast erreicht zu sein. Hier kann man eine Parallele zur Fernsehgeräteindustrie ziehen. Die Wartungskosten nehmen einen gewichtigen Platz bei der Planung von Computersystemen ein. Die Service-Kosten entstehen im wesentlichen durch Personal- und Organisationsaufwendungen, die mittlerweile weit über den Materialkosten liegen. Einen hohen Stellenwert werden für den Anwender die Möglichkeiten des Anbieters haben, Planungshilfen zu geben und die Betreuung der Peripherie zu übernehmen .

Thomas E. Panzer,

Vorstandsvorsitzender der Walther Electronic AG, Gerstetten:

Wir sind der Meinung, daß der Trend von der "furchteinflößenden" EDV (mit furchteinflößenden Kosten) weg zum Arbeitsgerät zielt, vor dem man keine Angst zu haben braucht.

Die Preise werden, allerdings nur geringfügig, sinken. Dabei ist eine größere Preisdifferenz festzustellen - sehr geringer Preis für "unintelligentes' Gerate. Bei konstant bleibendem Preis kann der Anwender in Zukunft mehr Leistung erwarten. Bei "dummen" Terminals und Matrix-Druckern liegt der Preis fast an der unteren Grenze.

Entscheidungshilfen für den Anwender bei Auswahl eines Anbieters können ein bewährtes Produkt, Service, die Produktlinie und Kompatibilität sein. Der Anbieter sollte umfassende, verständliche Informationen, gute Bedienungsanleitungen und die Gewißheit geben. daß die Unterstützung nicht nur auf technischem Gebiet erfolgt.

Kurt H. Baumann,

Geschäftsführer der DTM Datentechnik GmbH, München:

Der Trend zum großen Rechner innerhalb eines Unternehmens ist vorbei. Man will nicht "alles auf einem, jeder kann alles" praktizieren, sondern es ist ganz eindeutig eine Wende zum kleineren Abteilungs-, Filial-, Gruppen- oder Sachgebietsrechner zu erkennen.

Da diese Art von Rechnern, in ihren Fähigkeiten Dialog zu bedienen, den großen Brüdern in puncto Terminals pro Werteinheit haushoch überlegen sind, ergeben sich zwangsläufig immer mehr Drucker und Bildschirme im Anwenderbereich.

Der Trend zu immer mehr Bildschirmen ergibt sich einmal aus der Entwicklung der papierlosen Administration und zum anderen aus dem Wunsch nach kurzen, auf den momentanen Fall bezogenen Informationen.

Hieraus folgt zwangsläufig der Schluß:

Einfache Drucker und einfache Bildschirme werden in der Zukunft in ihrer Stückzahl wesentlich stärker steigen als die Anzahl der EDV-Anlagen.

Hieraus ergibt sich auch ein anderer Schluß. Wie in der Automobilindustrie bestimmt der Stückzahl-Ausstoß einer Produktion mit den Preis.

Es kann eine klare Aussage gemacht werden, daß statistisch gesehen der Preis von Hardware bei gleicher Leistung permanent sinkt, oder bei gleichem Preis die Leistungen steigen.

Ebenso klar kann man aber auch feststellen, daß alles, was mit Lohnkosten - sprich Dienstleistungen - zu tun hat, permanent steigt. Wer heute einen Servicetechniker benötigt, um einen Netzstecker oder einen Datenstecker in die Wand zu stecken, muß immer tiefer in die Tasche greifen. Heute sind es bereits zwischen zehn und 15 Prozent des Neupreises eines Gerätes, die man für eine Installation bezahlen muß - und diese Preise steigen ständig.

Der mündige Datenverarbeiter, der auch mal bereit ist, einen Schraubenzieher in die Hand zu nehmen, wird als der Gewinner aus diesem Preisspiralen-Spiel herauskommen.

Wolfgang Rogge,

Geschäftsführer der Percom, München:

Um einen gewissen Qualitätsstandard zu wahren, werden sich die Preise nicht mehr $0 wesentlich verändern, wie in den letzten fünf Jahren. Es gibt einfach eine untere Preisgrenze, die im wesentlichen durch die Qualität des Produkts bestimmt wird. Wir haben jetzt einen ziemlich tiefen Punkt erreicht, was auch auf dem Bauteilemarkt bemerkbar wird. Hier ziehen die Preise etwas an. Eine ähnliche Tendenz ist auf dem Peripheriemarkt auch zu erkennen, wo nicht das Problem des Verkaufens sondern das des Lieferns besteht.

Die Wartungskosten werden beeinflußt durch den Einsatz der Mikroelektronik in den Peripheriegeräten. Es sind einfach weniger Bauteile da, die defekt werden können. Das wiederum reduziert die Technikereinsätze, so daß insgesamt ein Sinken der Wartungskosten zu erwarten ist Rationellere Servicemethoden können die steigenden Personalkosten kompensieren.

Lutz Dorn,

Leiter Marketing Service, Memorex GmbH, Frankfurt:

Wir meinen, daß sich die Preise für Peripheriegeräte in der Zukunft abschwächen werden, obwohl sicherlich mit einer deutlichen Leistungsverbesserung zu rechnen ist. Man wird versuchen, die Preisreduzierung über die Menge auszugleichen.

Bei den Drucker-Terminals werden | modernere Techniken und höhere Geschwindigkeiten bei verbesserten Druckverfahren erwartet.

Bei den Bildschirm-Terminals erwarten wir ergonomische Verbesserungen einschließlich verschiedenfarbiger Felddarstellungen. Weiterhin sehen wir bei den Terminals eine technische Entwicklung, die dazu führt, daß die Geräte in Zukunft weniger störanfällig und wartungsfreundlicher sind. Schließlich erwarten wir bei den Terminals einen verstärkten Wettbewerb, der auch die Preisuntergrenze beeinflussen wird.

Als Kriterien, sich für einen Hersteller, zu entscheiden, sehen wir die Produktqualität (Leistung und Design) sowie guten technischen Service.