Technologie meets COVID-19

Die Tops und Flops der Krise

22.06.2020
Von 
Peter Wayner schreibt unter anderem für unsere US-Schwesterpublikation InfoWorld.com und ist Autor verschiedener Bücher - unter anderem zu den Themen Open Source Software, autonomes Fahren und digitale Transaktionen.
Das Coronavirus hat dem Business-Usus einen Strich durch die Rechnung gemacht. Lesen Sie, welche Technologien, Strategien und Tools durch die Krise gewonnen haben - und welche eher nicht.

Im Gegensatz zur Reise- oder Gastronomiebranche hat der Tech-Sektor die disruptiven Effekte der COVID-19-Pandemie einigermaßen gut überstanden. Was nicht bedeutet, dass die Coronakrise einfach so an der IT vorbei gegangen ist - auch hier gibt es Krisengewinner und -verlierer.

Die Coronakrise hat in Sachen Technologie etliche Gewinner - und auch Verlierer - hervorgebracht.
Die Coronakrise hat in Sachen Technologie etliche Gewinner - und auch Verlierer - hervorgebracht.
Foto: EvgeniiAnd - shutterstock.com

Ob die durch die Krise aufgeworfenen IT- und Technologietrends von Dauer sind, bleibt abzuwarten - nichtsdestotrotz haben wir die aktuellen Tops und Flops der Krise in Sachen Technologie für Sie zusammengefasst.

Top - Videokonferenz-Tools

Der große Technologie-Gewinner der Krise ist ohne Zweifel Videoconferencing Software. Die Nachfrage nach Videokonferenz-Tools ging dank virtueller Meetings und Homeschooling durch die Decke. Dabei profitieren nicht nur die Haupt-Plattformen, sondern auch Nischen-Projekte: Zoom etwa bietet auf seinem App-Marktplatz zahlreiche Extensions an, die sich gezielt an bestimmte Branchen richten - etwa den Finanz- oder Bildungssektor. Ähnliche Softwareprojekte gibt es auch für Microsoft Teams und Google Meet. Alle Kollegen im Miniformat auf den Bildschirm zu holen, treibt darüber hinaus auch die Geschäfte der Cloud Provider.

Flop - Office Management Tools

Software Tools, die den Tagesablauf im "physischen" Office organisieren und strukturieren sollen, sind hingegen nahezu überflüssig geworden. Wenn alle im Homeoffice arbeiten, braucht auch niemand mehr eine Software zur Planung der Meetingräume im Gebäude. Auch Systeme, die auf RFID-Basis funktionieren - etwa Etagendrucker oder Zeiterfassungssysteme - sind davon betroffen.

Top - Collaboration Software

Software zur gemeinsamen Bearbeitung von Dokumenten oder Präsentationen war selten wertvoller als in Zeiten von Remote Work und Social Distancing. Die Verbreitung von Online Whiteboards und Collaboration Tools, die verteiltes Arbeiten vereinfachen, hat in Krisenzeiten rasant zugenommen. Da etliche Unternehmen bereits erwägen, ihre Remote-Work-Strategie komplett neu auszurichten, könnte dieser Boom nicht nur von kurzer Dauer sein.

Ähnlich wie bei den Videoconferencing Tools weisen auch Collaboration-Plattformen Ökosysteme auf, die ebenfalls vom Trend profitieren. Zoho, Salesforce, Google und Microsoft etwa bieten Marktplätze, auf denen diverse Erweiterungen von Drittanbietern bereitstehen.

Flop - Face-to-Face Software

Nicht jeder Bereich des Video Software Business geht durch die Decke: Unternehmen, die sich auf die technologische Hochrüstung von Konferenzräumen spezialisiert haben, schauen in die Röhre - vorausgesetzt sie sind nicht in der Lage, kurzfristig auf den Homeoffice-Markt umzuschwenken.

Top - BYOD

Zu Beginn des Lockdowns konnten die IT-Abteilungen bei weitem nicht überall den Support leisten, der nötig gewesen wäre. Unternehmen, die ihre Netzwerke schon vor der Krise darauf ausgelegt hatten, dass die Mitarbeiter eigen Hardware nutzen, konnten hingegen profitieren.

Die BYOD-Philosophie setzte sich zuerst in kleineren Betrieben und bei agilen Startups durch, die keine Ressourcen hatten, um firmeneigene Hardware im großen Stil anzuschaffen. Diese Unternehmen haben ihre datengetriebenen Services so aufgebaut, dass sie von Jedermann über das Internet angesteuert werden können. Das hat einerseits für eine vergrößerte Angriffsfläche gesorgt, andererseits aber auch dazu, dass sich die Entwickler proaktiv mit diesen Gefahren auseinandersetzen mussten.

Flop - Unternehmenseigene Hardware

Unternehmenseigene Hardware wird nicht komplett von der Bildfläche verschwinden. Wie viel Sinn die Anschaffung platzraubender Desktop-PCs und riesiger Monitore in Zukunft noch macht, dürfte aber zunehmend von den Unternehmen hinterfragt werden.

Top - Social-Kontrolle

Die Tech-Riesen nehmen immer mehr Einfluss darauf, was Nutzer im Internet zu sehen bekommen. In der Vergangenheit lief das meist subtil ab - inzwischen werden ungeprüfte Apps, Texte und Podcasts ganz offenherzig gelöscht. Die romantische Vorstellung vom Internet als Raum zur freien Meinungsäußerung und persönlichen Entfaltung löst sich immer deutlicher auf.

Flop - Datenschutz & Privatsphäre

Die Pandemie hat auch nachhaltige Auswirkungen auf die Bereiche Datenschutz und Privatsphäre. Tracking und sonstige Analysen persönlicher Daten sind vielerorts and er Tagesordnung - teilweise wird massiv in die Grundrechte eingegriffen. Während in der Vergangenheit noch so etwas wie ein Balanceakt zwischen Datenerfassung und Privatsphäre gefunden werden sollte, scheint das im Krisenzeitalter passé zu sein.

Top - Antisocial Software

Plattformen wie Netflix oder Disney+, die auf Subscription-Modelle mit unbegrenztem Zugang zu Inhalten jedweder Art bieten, haben durch die Pandemie massiven Auftrieb erfahren. Doch nicht nur die großen Streaming-Anbieter profitieren vom Trend zum Home Entertainment, sondern auch zahlreiche Nischen-Player - etwa solche, die Software zur Digitalisierung alter Datenträger anbieten.

Flop - Software für Vergnügungslustige

Spezialsoftware, die für die Veranstaltung von Events zum Einsatz kommt - etwa für Lichteffekte oder Soundsysteme - ist derzeit eher nicht gefragt. Auch RFID-basierte Systeme, die etwa in Freizeitparks oder bei Festivals eingesetzt werden, liegen brach.

Top - Cloud Computing

Die Cloud erweist sich in der Krise für viele Unternehmen als Rettungsanker - nicht nur weil sie die Basis für die meisten Videokonferenz- und Collaboration Tools bildet. Das Preisniveau ist weitgehend gleich geblieben und nach den positiven Erfahrungen die die Firmen mit ihren Cloud-Instanzen im Zuge der Krise gemacht haben, sinken die Hemmschwellen zu noch umfassenderer Cloud-Adoption weiter.

Flop - On-Premises

Es gibt immer Gründe dafür, weiterhin auf On-Premises zu setzen. Allerdings schwinden die Vorteile der Vor-Ort-Hardware, wenn das Gros der Mitarbeiter permanent aus dem Homeoffice arbeitet. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.