Inoffizielle Zahlen sprechen von positivem Ergebnis

Die Software AG verbreitet Optimismus

30.01.1998

Gesamteinnahmen von rund 725 Millionen Mark erzielte das deutsche Traditionsunternehmen 1997. Folglich liegt der Konzernumsatz um mindestens 30 Millionen unter dem des Vorjahres. Gefragt, wie sich aus diesen Zahlen ein Wachstum von 14 Prozent errechnen lasse, verweist der Vorstandsvorsitzende Erwin Königs auf die strukturellen Veränderungen des Konzerns: Im April 1997 hatte die SAG ihre US-Tochter mehrheitlich veräußert sowie alle Aktivitäten im Umfeld der SAP-Software R/3 an die SAP Systems Integration GmbH abgegeben, an der sie nur eine Minderheitsbeteiligung hält.

Für die Bilanz bedeutet das: Von den 180 Millionen Dollar, die in die Kassen der Software AG Systems Inc. flossen, werden nur die Lizenz- und Wartungsumsätze im SAG-Abschluß aufscheinen. Die 1996 im SAP-Umfeld erzielten Umsätze - etwa zehn Millionen Mark - hinterlassen ab April 1997 eine Leerstelle.

Wie Königs erläutert, wirkte sich dieser Umsatzrückgang aber günstig auf das Ergebnis der deutschen Niederlassung aus. "Wir konnten mit R/3 keinen Blumentopf gewinnen", bekennt der SAG-Vorstand. Das liege wohl daran, daß sich die Software AG weniger mit der Beratung als vielmehr mit dem eigentlichen Projektgeschäft befaßt habe. Die an das Joint-venture abgetretenen Einnahmen seien teilweise aufgefangen worden, so daß auch die deutsche SAG einen Aufwärtstrend zeige.

Nach Königs Darstellung hat die Trennung von unprofitablen Geschäftsbereichen erheblich dazu beigetragen, daß die SAG für 1997 einen Gewinn ausweisen kann: Die Hochrechnung ergab einen Wert von 50 Millionen Mark vor Steuern, etwa dieselbe Summe, die im Jahr zuvor als Verlust bilanziert wurde.

Große Auswirkungen auf das Ergebnis dürfte auch die Ver- ringerung des Personalbestands gehabt haben. Im Laufe des Jahres 1997 verkürzte der Softwarekonzern seine Gehaltsliste um die Namen von mehr als 500 Mitarbeitern. Damit reduzierte er seine Personalkosten um einen Betrag, der annähernd dem erwarteten Profit entspricht. Die Gewinn- und Verlustrechnung enthält noch zu viele Unbekannte, um zu ermitteln, inwieweit das positive Ergebnis auch auf das Einnahmenwachstum zurückzuführen ist.

Zum Gesamtumsatz trugen Softwarelizenz- und Projektgeschäft jeweils 30 Prozent bei. 40 Prozent entfielen auf Wartungsgebühren. Das läßt sich damit erklären, daß die SAG vier Fünftel ihrer Lizenzeinnahmen aus sehr alten Produktlinien zieht: der Tool-Familie "Natural" und dem Datenbanksystem "Adabas". Jüngst angekündigte Neuentwicklungen werden nach Königs Einschätzung frühestens im Jahr 2000 signifikante Umsatzanteile erringen.

Das Servicegeschäft blieb mit einer Steigerungsrate von elf Prozent hinter dem angegebenen Durchschnittswachstum zurück. Doch erwartet die SAG hier zusätzliche Einnahmen, die sich aus Adabas- und Natural-Umstellungen im Zusammenhang mit dem Jahrtausendwechsel ergeben.