Adabas nicht länger alleiniges Standbein - mit DDB4 in den Unix-Markt

Die Software AG erwirbt das relationale DBMS von Nixdorf

01.11.1991

MÜNCHEN (gfh) - Künftig ist Adabas nicht mehr das einzige Datenbankprodukt der Darmstädter Software AG (SAG). Das Unternehmen mußte festellen, daß der Einstieg in den Unix-Markt nicht ohne ein - im Gegensatz zu Adabas - echt relationales Datenbanksystem möglich ist und hat daher Nixdorfs Unix-Datenbanksystem DDB/4 an Land gezogen.

Konkret erwarb die Software AG die alleinigen Vermarktungsrechte für DDB/4 vom SNI-Tochterunternehmen SQL Datenbanksysteme GmbH, Berlin. Der Käufer bestimmt die künftige Entwicklung des Produkts und übernimmt zudem Service und Wartung für alle Neukunden. Die bisher etwa 1500 Anwender von DDB/4 können sich aussuchen, ob sie künftig von der Software AG oder wie bisher von den Berliner Entwicklern betreut werden wollen. Nach Angaben von Edmund Hain, SAG-Kommunikationsleiter, stellt der Erwerb des ehemaligen Nixdorf-Datenbanksystems erst den Anfang einer weitergehenden Kooperation mit Siemens-Nixdorf dar. Derzeit würde über eine strategische Partnerschaft verhandelt.

"Wir kaufen uns damit in den Unix-Markt ein", legt Hain die Motive seines Unternehmens für den DDB/4-Ankauf offen. Es habe sich gezeigt, daß Adabas für Unix-Einsteiger vor allem aus mittelständischen Unternehmen oft schon deshalb nicht akzeptabel sei, weil sie dafür im Gegensatz zu anderen Produkten extra einen Administrator abstellen müßten, der das Datenbanksystem in Betrieb halte.

Durch eine klare Zielgruppen-Bestimmung versucht die SAG die Konkurrenzsituation zwischen dem neuen Mittelstandsprodukt und den Unix-Versionen von Adabas zu entschärfen. Danach kommt für Großanwender nach wie vor nur das für Online-Transaktionen mit großen Datenmengen optimierte Adabas-System in Frage.

Auch wenn diese Anwender mit Hilfe von Unix Downsizing betreiben möchten, empfiehlt die Software AG das Adabas - Produkt. Für diese Gruppe sei es eine unnötige Zusatzbelastung, auf ein neues Datenbanksystem umzusteigen, so Hain, zumal es dort bereits Datenbank-Administratoren gebe, die mit Adabas vertraut seien.

Als Zielmarkt für das zugekaufte Datenbankprodukt, das bei der Software AG "Entire SQL-DB-Server" heißt, denkt das Unternehmen daher vor allem an Unix-Einsteiger aus dem PC-Umfeld beziehungsweise an Kunden aus dem Umfeld der proprietären Midrange-Systeme, die von der IBM/36 oder von Nixdorfs 8870-Rechnern nach Unix wechseln.

An ein Zusammenwachsen der beiden Datenbankprodukte ist nicht gedacht. So wird es Unternehmensangaben zufolge keine Portierung von den Adabas-Anwendungen auf den "Entire SQL-DB-Server" geben. Allerdings soll die jetzt angekündigte Version zu Adabas aufwärtskompatibel sein. Durch diese Vorgehensweise soll möglicherweise verhindert werden so Branchen-Insider, daß die proprietären Applikationen - einmal auf eine Unix-Datenbank portiert - auch mit Produkten anderer Hersteller eingesetzt werden.

Auch für Adabas hat sich das Unternehmen nun zu einer Anpassung an den Mainstream der Datenbanktechnik entschlossen. Noch bis Ende dieses Jahres soll das Datenbanksystem mit einer SQL-Standard-Schnittstelle ausgestattet werden. Der vorgesehene Sprachumfang entspricht sowohl der ISO-Norm 9075, die dem Level 2 des ANSI-Standards von 1986 entspricht, als auch den SQL-Spezifikationen für das IBM-Produkt DB2.