Warnung vor kurzfristiger Marktorientierung:

Die Schule braucht die Industrie als Partner

21.02.1986

NÜRNBERG (lo) - Stärker als bisher müssen Computerhersteller helfen, den Rechner im Unterricht zu etablieren. Professor Walther Leonhard Fischer vom Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik an der Universität Erlangen-Nürnberg kritisierte jetzt die bisherige Zurückhaltung der Industrie bei dem Erfahrungs- und Wissensaustausch.

An der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Hochschule laufen seit 1981 Untersuchungen zur Integration von Computern in den Unterricht. Der Einsatz der Mikroelektronik wird von den Forschern durchaus kritisch beurteilt: "Weder mit Euphorie noch mit Ignoranz", betont Fischer, betrachte er diese "geistesgeschichtliche Entwicklung". Sicher sei: Am Computer führe kein Weg vorbei. Gerade deshalb aber wäre es notwendig, Möglichkeiten und Grenzen der neuen Technik für den Unterricht in verstärktem Maß aufzuzeigen. Dazu müsse als gemeinsame Aktivität besonders der Austausch zwischen Schule und Wirtschaft beitragen.

Vor einer kurzfristigen Verkaufsorientierung der Hersteller warnt Fischer: "Die Industrie ist schlecht beraten, wenn sie sich nicht mit der Schule zusammensetzt, weil sonst möglicherweise eine Art Gegenbewegung einsetzen kann."

Von einem engeren Kontakt erwartet der Nürnberger Lehrstuhlinhaber verbesserte Entwicklungen der Benutzeroberfläche wie auch Hilfe bei der Ausstattung mit Equipment und mit professionellen Programmen.

Weltweit bestehe, weiß Fischer als Referent internationaler Kongresse etwa in Thailand, Australien oder Singspur, die gleiche Problematik bei der Einführung der neuen Technik. Allerdings erleichtere manchmal, beispielsweise in Japan, die Schulstruktur den Zugang zum Werkzeug Rechner. Trotz grundsätzlicher Distanz zum "Neuen" belegten dort sogar häufig die Mütter von Schulkindern Computerkurse an Hochschulen.