Gastkommentar

Die letzte Meile ist entscheidend

07.11.1997

Harte Bandagen angelegt haben die Konkurrenten der Deutschen Telekom AG, die Fernstrecken-Carrier Arcor, Otelo und Viag Intercom. Bereits im Vorfeld der Aufhebung des Telefonmonopols zum 1. Januar 1998 laufen ihre Werbekampagnen auf Hochtouren. Doch mit dem Bau eigener Übertragungswege und Vermittlungseinrichtungen ist es nicht getan. Auf zwei weitere kritische Erfolgsfaktoren müssen die Telekom-Gegner achten.

Von strategischer Bedeutung ist zum einen die "letzte Meile", also die Teilnehmeranschlußleitung zwischen dem Kunden und der nächsten Ortsvermittlungsstelle. Über diese Leitung wird es bald schon möglich sein, außer dem Telefonverkehr auch TV-Bilder zu übertragen, sofern die Teilnehmer bereit sind, sich intelligente Netzanschlüsse legen zu lassen. Nur Carrier, die dafür adäquate Installationen anbieten können, haben im künftigen Wettbewerb um diesen Massenmarkt Chancen. Wer sich darauf beschränkt, unter Berufung auf die von Postminister Wolfgang Bötsch beschlossenen Interconnection-Regelungen Leitungen von der Telekom anzumieten, wird den kürzeren ziehen.

Der zweite kritische Faktor ist die Strategie am Netzzugangspunkt für Firmenkunden. Die Integrationsfähigkeit von Sprach-, Daten- und Multimedia-Diensten sowie die Servicequalität bezüglich Verfügbarkeit, Durchsatz, Reporting etc. stehen auf dem Prüfstand. Unternehmen, die IT-Services für Endkunden bereitstellen, haben ohnehin die Alternative, eigene Sprach-Daten-Netze zu betreiben. Bereits in der Vergangenheit ließen sich damit bis zu 40 Prozent sparen.

Auf die Kunden kommt also eine spannende Zeit zu. Die Deutsche Telekom und ihre Wettbewerber müssen hart um Marktanteile kämpfen: Chancen für aufmerksame Kunden.