Die Kursbildung von SW-Aktien unterliegt großen Schwankungen

03.04.1992

Seit der ersten Notiz von Adobe Systems im August 1986 hat sich der Kurs in der Spitze um den Faktor 20 erhöht. Der Umsatz des Unternehmens kletterte im gleichen Zeitraum von 16 Millionen auf 230 Millionen Dollar. Die Profit-Marge nach Steuern konnte bei zirka 23 Prozent nahezu konstant gehalten werden.

Das Wachstum von Adobe wurde praktisch ohne Fremdkapital erwirtschaftet: Die Eigenkapital-Rendite liegt bei rund 25 Prozent. Die Aktie wird derzeit ungefähr mit dem 20fachen des für das laufende Geschäftsjahr erwarteten Gewinns bewertet.

Anfang März 1992 veröffentlichte die US-Investmentbank Morgan Stanley eine Studie zum PC-Softwaremarkt. Darin heißt es, Adobe und eine Reihe weiterer Software-Anbieter, teils börsennotiert, teils nicht, würden ihre Wettbewerbspositionen weiter verbessern können. Auf den beiden ersten Plätzen sahen die Investment-Banker gleichwohl auf absehbare Zeit Microsoft und Novell. Was Adobe-Aktien angeht, sprechen Bilanzqualität, Ertragskraft und Marktstellung des Unternehmens auf jeden Fall für Käufe.

Dennoch: Daß es nicht einfach ist, mit Software-Aktien Geld zu verdienen, zeigt die Kursreaktion von Adobe Anfang 1992: Für das vierte Quartal 1991 wurde eine Gewinnsteigerung (0,57 nach 0,54 Dollar pro Aktie) gemeldet, die jedoch unter den Erwartungen der Wallstreet-Analysten lag. Prompt verlor die Aktie vier Dollar und hat in der Spitze seit Anfang Januar dieses Jahres 18 Dollar oder 25 Prozent Kurswert eingebüßt. Wer sich heute bei Adobe engagiert, muß sich darüber im klaren sein, daß die Kursbildung aller Software-Aktien großen Schwankungen unterliegt. Ihr Anteil an einem Wertpapier-Depot sollte nicht über fünf Prozent liegen.

Im Rahmen ihrer Softwarestudie veröffentlichten die Morgan-Stanley-Banker eine am Umsatz orientierte Rangliste der PC-Software-Unternehmen für 1983 und 1990. Auffällig ist hierbei, daß sich nur wenige der Gesellschaften aus den Gründerjahren des PCs 1990 noch im Wettbewerb befanden.

*Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in München.