Regionales Rechenzentrum betreut 94 Prozent der Einwohner:

Die Hälfte bald im Dialog verarbeitet

30.05.1980

STUTTGART (ub) - "Wir unterstützen mit neuen Hard- und Software Konzepten das Bestreben der Verwaltungen nach Vereinfachung der Arbeitsabläufe und mehr Bürgernähe", erklärt Günter Dors, Geschäftsführer des Regionalen Rechenzentrums Mittlerer Neckar (RRZ MN) GmbH. Seine Gesellschaft registriert eine deutliche Entwicklung weg von der Stapelverarbeitung zu dezentralen Verbundsystemen. Erste TP-Anwendungen sind realisiert.

Diese TP-Anwendungen sollen bereits 1981 einen Anteil von etwa 30 Prozent erreichen. Dors schätzt, daß sich das Verhältnis Batch / Realtime bei 50/50 einpendeln wird. Dabei seien im Stapel von allem Massendaten auch künftig wirtschaftlicher zu verarbeiten.

Die RRZ MN GmbH wurde 1971 gegründet. Gesellschafter sind die fünf Landkreise der Region Mittlerer Neckar. Seit fünf Jahren gibt es den Zweckverband Kommunale Datenverarbeitung Mittlerer Neckar. Ihm gehören 171 Städte und Gemeinden , die fünf Landkreise, fünf Verwaltungsverbände und der Landeswohlfahrtsverband an. Aufgabe des Zweckverbandes ist es, seine Mitglieder bei DV-Problemen zu beraten zu schulen und zu betreuen sowie Programme und Verfahren zum Einsatz im Rechenzentrum zu entwickeln. Zweckverband und RRZ MN können zwei Superlative für sich in Anspruch nehmen. Sie haben unter allen kommunalen Gebietsrechenzentren, gemessen an der Einwohnerzahl, die meisten Benutzer und sind auch im Durchdringungsgrad der angebotenen Verfahren an der Spitze. Nur acht Städte/Gemeinden mit 6,2 Prozent der Einwohner der Region (Gesamtbevölkerung: 2,3 Millionen) stehen noch abseits.

Hardware gemixed

1974 schaffte sich das RRZ MN den ersten eigenen Computer an. Heute ist das Rechenzentrum in Stuttgart mit einer IBM 3031 und einer 370/145 bestückt. Letztgenannte CPU wird im Sommer von einer /158 abgelöst , einer Art Zwischenlösung beim "Warten auf die H-Serie von IBM oder eine vergleichbare Anlage andere Hersteller". Dors :"Wir sind nicht für alle Zeiten auf IBM fixiert und offen für Mixedharware, wenn sich dadurch preisliche und funktionelle Vorteile ergeben. "Diese Herstellerflexibilität wird schon bei der Peripherie und den Verbundsystemen praktiziert, wobei die Anwender die letzte Entscheidung haben. Im RZ stehen bereits einige SEL -Bildschirme. Die KfZ-Zulassungsstellen Böblingen und Leonberg und die Stadt Leonberg haben sich für 3270 Terminals entschieden, sicher mit Seitenblick auf einen der größten Arbeitgeber in dem Gebiet.

Für das Projekt Benutzerorientierte Datenverarbeitung (Beda) schlugen die Verfasser den einschlägigen Systemstudie nach umfangreichen Tests vor, als Verbundsysteme bei kleinen Anwendern ICL 1501, bei mittleren bis größeren Anwendern Nixdorf 620/8850 und bei Großanwendern IBM 8100 zu installieren. Entsprechend dieser Empfehlung hat die Stadt Eislingen als erster RRZ MN-Kunde ein Verbundsystem Nixdorf 620 für die intelligente Datenerfassung und Vorbereitung und den Online Zugriff auf Daten des Gebiets Rechenzentrums installiert.

Täglicher Transportdienst

Die jetzigen Stapelprogramme des RRZ MN stammen überwiegend von der Datenzentrale Stuttgart und umfassen Applikationen für das Finanz und Personalwesen, die Kraftfahrzeugzulassung, das Sozial und Krankenhauswesen, für Werksaufgaben sowie einige sonstige Verfahren. Die bereits seit 1974 praktizierte Erfassungskonzeption sieht die intelligente Datenerfassung mit DE-Geräten ICL 1501 beim Anwender selbst vor. Sie stehen inzwischen 80 Benutzern, die für die übrigen Kommunen die Daten auf Magnetbandkassetten miterfassen. Über einen täglichen Transportdienst ist sichergestellt daß eilige Auswertungen innerhalb von 24 Stunden nach Anlieferung der Erfassungsdaten bei Kunden sind.

Diese Offline-Prozedur genügt den Anwendern teilweise nicht mehr. Sie wollen punktuell einen aktuellen Zugriff auf zentral gespeicherte Datenbestände und darüber hinaus in bestimmen Fällen autarke oder verbundene Vorarbeiten durchführen. Diesen modifizierten Benutzerwünschen will das Rechenzentrum mit der Benda-Konzeption nachkommen, die nicht mehr von einer ausschließlich zentralen Datenverarbeitung, sondern von einer temporären Verlagerung zum Anwender hin ausgeht.

Aufwendige Umorientierung

Das RRZ MN wird künftig neben der Stapelverarbeitung auch die Direktverarbeitung, das Auskunftsverfahren und Verbundlösungen anbieten. Den dringendsten Transaktionsbedarf sieht Geschäftsführer Günter Dors im KfZ-Wesen und mittelfristig im Finanzwesen. Auskunftssysteme sollen schwergewichtig für das Finanz und Krankenhauswesen sowie die Einwohnermeldeämter realisiert werden. Für das Rechenzentrum selbst bedeutet der Trend von Batch- zu Dialogverarbeitungen eine aufwendige Umorientierung der Programmbibliothek. Auch Kostengründen will man vordergründig Dialogprogramme der Datenzentrale oder sonstiger Institutionen übernehmen. Dieser Weg wurde bei der ersten realisierten Dialoganwendung in den Kfz-Zulassungsstellen Böblingen und Leonberg beschritten. Das Auskunftsverfahren praktiziert bisher die Stadt Leonberg für das Finanzwesen. Günter Dors rechnet damit, daß dem Verbundbeispiel der Stadt Eislingen noch in diesem Jahr bis zu zwölf weiter Kommunen folgen werden.