Web

Die Hackerwelle schwappt nach Europa

11.02.2000
FBI stellt Gegengift ins Web

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach den zahlreichen Website-Ausfällen großer US-Unternehmen in den vergangenen Tagen haben die Hacker nun auch europäische Firmen ins Visier genommen. Der französische Apple-Händler Media Cash meldete, seine Homepage sei 19 Stunden lang außer Gefecht gewesen. Das Internet-Portal Yahoo Deutschland war nach Angaben einer Unternehmenssprecherin ebenfalls drei Stunden lang ausgefallen. Die Probleme seien zeitgleich mit den Attacken auf die amerikanische Mutter aufgetreten. Die betroffenen europäischen Website-Betreiber scheinen eines gemeinsam zu haben: Einige ihrer Server befinden sich in den USA.

Das FBI (Federal Bureau of Investigation), das eine weltweite Fahndung nach den Tätern eingeleitet hat, bietet auf seiner Website inzwischen Software an, mit der sich Hackerattacken indentifizieren lassen. Auch die Website Packet Storm hat entsprechende Anwendungen ins Web gestellt.

Die Attacken, die in dieser Woche unter anderem die Web-Auftritte von Yahoo, Ebay und CNN lahm legten (CW Infonet berichtete), gehen auf sogenannte Distributed-Denial-of-Service-Angriffe zurück. Hierbei werden von vielen verschiedenen Rechnern aus Unmengen von Anfragen mit falschen Rückadressen an einen Website-Server geschickt. Der Host versucht erfolglos, den Absender zu verifizieren. Die große Menge der Anfragen bewirkt, dass der Server keine neuen mehr annimmt.

Die entsprechende Software, mit der diese Attacken durchgeführt werden können, ist frei im Internet erhältlich. Derzeit kursieren die Versionen "Trin00", "Tribe Flood Network" (TFN) und "Stacheldraht". Inzwischen hat sich der TFN-Programmierer, ein Deutscher namens Mixter, zu Wort gemeldet. Er habe die Anwendung nur zu Analysezwecken geschrieben; damit habe er lediglich herausfinden wollen, wie Programme wie Trin00 funktionieren. Mixter lehnt jegliche Verbindung zu den jüngsten Hackerattacken ab.

Die durch die Ausfälle entstandenen Kosten belaufen sich nach Schätzungen der Marktforschungsgruppe The Yankee Group bislang auf rund 1,2 Milliarden Dollar. Diese setzen sich den Auguren zufolge aus Börsenverlusten, Umsatzeinbußen und Aufwendungen für Sicherheits-Upgrades zusammen.