Telefongesellschaften wollen ihre deutschen Partner nicht aufgeben

Die Fusion von Cable & Wireless und BT scheitert an Bündnissen

10.05.1996

Als sich das Topmanagement der beiden Carrier vor knapp drei Wochen zu einem ersten Spitzengespräch traf, um die seit Monaten auf niedrigerer Ebene geführten Verhandlungen zu einem Abschluß zu bringen, sprachen Londoner Börsenkreise voreilig optimistisch von einem bevorstehenden Jahrhundert-Deal. Insider hatten jedoch stets vor einer Reihe von Unwägbarkeiten, darunter die nur schwer miteinander zu vereinbarenden internationalen Verflechtungen der beiden Partner in spe, gewarnt - und sie haben allem Anschein nach recht behalten. Beide Unternehmen werden ihre Expansionsbemühungen und Suche nach Partnern vorerst alleine weiterverfolgen, heißt es nun in London. Damit sind nach entsprechenden Kontakten zum Jahreswechsel 1994/95 die Fusionsbemühungen zwischen beiden Telefongesellschaften bereits zum zweiten Mal gescheitert.

Die durch eine Fusion entstehenden Komplikationen bei den ausländischen Partnerschaften beider Unternehmen sowie territoriale Überschneidungen und regulatorische Fragen haben das Vorhaben scheitern lassen, wird Rod Olsen, Managing-Director von Cable & Wireless, von der "Süddeutschen Zeitung" zitiert. Darüber hinaus soll sich BT an dem von Cable & Wireless geforderten Preis in Höhe von rund zehn Milliarden Pfund gestoßen haben.

Die 20-Prozent-Beteiligung von BT am US-Branchenzweiten MCI hätte unter Umständen die Kartellwächter in den Vereinigten Staaten auf den Plan gerufen, machte Olsen in seiner Absage geltend. Besonders unglücklich war man aber bei Cable & Wireless dem Vernehmen nach über die erst vor kurzem verfügten Auflagen der britischen Aufsichtsbehörde Oftel, wonach BT in den kommenden fünf Jahren seine Tarife noch einmal drastisch senken muß - einer der wesentlichen Gründe, warum BT so massiv ins Auslandsgeschäft drängt und dadurch so sehr auf den Merger mit Cable & Wireless angewiesen wäre.

Beide Carrier beharrten auf ihren PartnerschaftenDas schwierigste und letztlich unlösbare Problem war indes, wie im Vorfeld der Verhandlungen bereits vermutet, die "deutsche Frage". Weder BT noch Cable & Wireless sollen bereit gewesen sein, ihre Bündnisse mit Viag/ RWE beziehungsweise Vebacom aufzugeben. Nur eine dieser beiden Allianzen hätte jedoch, darin sind sich Analysten einig, bei einer Fusion der beiden Telefongesellschaften eine reelle Überlebenschance gehabt.

Vor allem in München und Essen dürfte daher das Scheitern der Fusionsgespräche für ein deutlich hörbares Aufatmen gesorgt haben. Die Vertragsgestaltung der Allianz zwischen der Münchner Viag AG und der Essener RWE AG sowie BT befinde sich "in der Schlußphase", erklärte daraufhin eine Viag-Sprecherin gegenüber dem Wirtschafts-Informationsdienst "vwd". BT habe sich für dieses Bündnis entschieden, als das Fusionsthema mit Cable & Wireless bereits auf der Agenda stand.