Grafische Datenverarbeitung für den Behördenbereich:

Die Forstkarte zeichnet der Computer

08.07.1977

Die Weiterentwicklung von anwendungsorientierten Methoden der grafischen Datenverarbeitung ist ein Arbeitsschwerpunkt der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD). Wesentliches Ziel ist eine Qualitätssteigerung DV-gestützter Problemlösungen durch Einbeziehung grafischer Darstellungs- und Interaktionstechniken. Zum Einsatz gelangen die in der GMD entwickelten Verfahren insbesondere bei der Bearbeitung von Aufgaben für den Behördenbereich. Illustriert wird dies an Beispielen aus der Arbeit des Instituts für grafische Datenverarbeitung und Strukturerkennung (IGS) der

GMD.

Moderne Methoden der Luftbildauswertung gestatten es, schnell und zuverlässig Informationen über die : Nutzung regionaler und städtischer Planungsräume zu erhalten. Die Fülle J der bei der Erhebung anfallenden Daten und die vielfältigen Wünsche zur Datenauswertung und Datenpräsentation (Kastrierung) verlangen ein rechnergestütztes Vorgehen. Dabei werden Realnutzungspläne mit Hilfe grafischer Datenerfassungsgeräte (Digitalisiertisch) erfaßt und in ein vom IGS entwickeltes Flächennutzungs- Informationssystem eingebracht. Dieses System erlaubt

- die Darstellung von Flächennutzungsdaten auf grafischen Bildschirmgeräten

- die Erstellung thematischer Karten am computergesteuerten Zeichentisch

- die flexible Auswahl von Teilgebieten und Teilnutzungen, auch unter Berücksichtigung von Flächengröße und Entfernung

- die Analyse zeitlicher Änderungen von Realnutzungen durch Vergleich verschiedener Erhebungszeiträume.

Mit Hilfe dieser Komponenten ist es möglich, kompliziertere Fragestellungen zu unterstützen, etwa durch Ausgabe einer Computerkarte, in der alle Grundflächen, die von einem gegebenen Ort höchstens 20 km entfernt sind, genau dann gezeigt werden, wenn sie mindestens fünf Hektar groß sind.

Das System kann damit als eine Art Datenbank, jedoch mit grafischer Zugriffstechnik und einem Auswertungsmodul in Form thematischer Karten angesehen werden. Es unterstützt vielfältige Planungsaufgaben im städtischen und regionalen Bereich - Stadtsanierung, Trendanalysen Ausweisung von Naherholungsgebieten und Fragen des Umweltschutzes.

Thematische Karten

Bei einem Vorhaben im Auftrag des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geht es um die digitale Erfassung von Daten über die natürlichen Gegebenheiten wie Niederschlagsmenge, Höhenlagen, Bodenarten in der Bundesrepublik Deutschland, die bisher nur als thematische Karten vorliegen, und die Auswertung dieser Daten für die Planungsaufgaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Eine wichtige Fragestellung ist die Zuordnung der erfaßten Daten zu politischen Einheiten, so daß etwa für jeden Landkreis in der Bundesrepublik Deutschland Auskunft über Klima, Lage und Bodengüte gegeben werden kann.

Auf die Zukunft hin orientiert sind Überlegungen des IGS in Zusammenhang mit der Automation der Liegenschaftskarte. Hier soll ein zukunftsorientiertes Grundstück-Informationssystem aufgebaut werden, das wesentliche grafische Komponenten enthält. Diese Komponenten reichen von der Produktion von Liegenschaftskarten bis zur Änderung zentraler Datenbasen unter Verwendung grafischer Interaktionstechniken in einem Vermessungsamt.

100 ökonometrische Größen

Nicht nur für die Kartographie, auch zur Darstellung von Bezügen in mathematischen Modellen gibt es interessante Ansätze für grafische Methoden. So etwa im Bereich der Ökonometrie, wo in der Regel. weit über hundert Größen miteinander in Gleichungssystemen gekoppelt sind. Hier lassen sich direkte und indirekte Abhängigkeiten und Einflüsse zwischen Modellvariablen durch Pfeildiagramme darstellen, was Verständlichkeit und Transparenz erleichtern.

Die bisher genannten Beispiele stellen dar, wie IGS als Institut einer Großforschungseinrichtung in der Forschung gewonnene Erkenntnisse der Anwendung zuführt. Der umgekehrte Fall ist genauso wichtig nämlich die Bearbeitung interner Forschungsvorhaben, die aus den Erfahrungen der praktischen Arbeit resultieren. Es würde zu weit führen, alle Themen ausführlich zu erläutern. Diese reichen Voll der Realisierung eines automatischen grafischen Datenerfassungsprinzips über die Konzeption intelligenter grafischer Terminals bis hin zu sogenannten Interface- Rechnern für fortschrittliche Interaktionstechniken.

IGS führt vornehmlich Pilotvorhaben mit Forschungscharakter und Forschungsrisiko durch. 15s wird in diesem Zusammenhang dafür gesorgt daß einsatzreife Produktentwicklungen von Anwendern, Verbänden oder Softwarehäusern aus eigener Kraft routinemäßig eingesetzt werden können. Damit kann sich IGS auf einen Bereich konzentrieren, der zwischen Hochschule und Software- Industrie anzusiedeln ist.