Mit Hermes auf den Spuren der SZ

Die FAZ modernisiert ihr Redaktionssystem

19.09.1997

In der italienischen Entwicklung liegen für deutsche Anwender die anfänglichen Schwierigkeiten bei der Anpassung und Installation. Die Vorreiterrolle beim Hermes-Einsatz übernahm die "Süddeutsche Zeitung" (SZ), die 1995 mit der Einführung des Unisys-Produkts begann, nachdem sie sich gegen die IBM-Lösung "News 2000" entschieden hatte (vgl. CW Nr. 29 vom 21. Juli 1995, Seite 2). Ulrich Schulze, Chef vom Dienst bei der SZ, lobt Hermes zwar für seinen Funktionsumfang und die komfortable Bedienung, es sei jedoch schwierig gewesen, den Entwicklern eigene Wünsche bezüglich der Programmfunktionalität nahezubringen. Die Umstellung vom italienischen auf den deutschen Redak- tionsalltag mit seinen unterschiedlichen Standards und Anforderungen habe sich schwieriger gestaltet als ursprünglich angenommen.

Von den Erfahrungen der SZ konnten jene Verlage profitieren, die sich später zur Einführung von Hermes entschlossen. Im Pressehaus Stuttgart, der Dachorganisation der "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung", wird das Redaktionssystem seit Juli 1997 in zwei Ressorts als Pilotprojekt eingesetzt. Bis März 1998 ist die komplette Einführung geplant.

Probleme gab es nur mit Postscript Level 2

DV-Koordinator Rainer Sadrozinski sieht die Vorteile von Hermes unter anderem darin, daß sich das Produkt an Standard-Datenbanken, beispielsweise von Sy- base und Microsoft, anbinden läßt. Vom Anwender gewünschte Anpassungen, nachträgliche Verbesserungen und kleinere Korrekturen seien von Unisys pünktlich geliefert worden. Lediglich die Implementierung von Postscript Level 2 habe Probleme bereitet. Der DV-Koordinator ist sich aber im klaren darüber, daß seine Zufriedenheit mit Hermes auch von der intensiven Kooperation mit der SZ herrührt.

Bei der FAZ war dem Vertragsabschluß mit Unisys eine dreijährige Test- und Erprobungsphase vorausgegangen. Seit 1982 hatte die Zeitung mit dem Redaktions- und Umbruchsystem "Atex" des gleichnamigen Herstellers gearbeitet, das den Ansprüchen der Redaktion offenbar nicht mehr genügte. In einer von Unisys und der FAZ gemeinsam erstellten Studie wurden die Anforderungen an das neue System im Detail definiert. Mit Hermes kann die Redaktion künftig komplette redaktionelle und gemischte Seiten produzieren, die aufwendige Montage von Grafiken und Anzeigen entfällt.

Teams waren anfangs zu knapp dimensioniert

Das Client-Server-fähige Hermes-System integriert bei der FAZ rund 350 Arbeitsplätze. Im Herbst soll mit der Installation in der Frankfurter Redaktion begonnen werden. Gerd Hering, als Projektleiter für die Einführung von Hermes verantwortlich, rechnet mit dem Abschluß der Installation im Dezember 1999. Bis dahin sollen alle Ressorts in das System integriert sein. Als positiven Faktor bewertete Hering die Integrationsfähigkeit des Systems in die bereits vorhandene DV-Struktur der FAZ und der Frankfurter Societätsdruckerei. Probleme habe es mit der anfänglichen Unerfahrenheit der deutschen Unisys-Mitarbeiter und der unterdimensionierten Personalstärke der Teams gegeben. Unisys habe sich jedoch mit Erfolg bemüht, diese Fehler zu beseitigen.