Die ersten PC-Server mit den hochgetakteten Pentiums Hersteller drehen schnellere Runden im Megahertz-Wettlauf

08.04.1994

MUENCHEN (kk) - Die meisten grossen PC-Hersteller zeigten bereits auf der CeBIT Rechner mit dem neuen Pentium-Chip "P54C" von Intel, der mit 90 und 100 Megahertz Taktfrequenz angeboten wird.

Technische Details, Verfuegbarkeit und Preise der Rechner differieren zwar, aber der gemeinsame Nenner liegt im Einsatzgebiet der Systeme. Interne Messungen bei Intel ergaben dank der Taktratenerhoehung eine Leistungssteigerung der neuen Prozessoren um bis zu 175 Prozent im Vergleich zum bisherigen Flaggschiff, dem 66-Megahertz-Pentium. Diese Chips sind deshalb besonders attraktiv fuer datenintensive Netzwerkanwendungen.

Die Advanced Logic Research Inc. (ALR) stellte fuer das untere Leistungsniveau ihrer neuen Pentium-Server die "Revolution"- Familie vor, deren Modelle maximal zwei CPUs beinhalten koennen und ab 11750 Mark zu haben sind.

Einen hoeheren Leistungsbedarf decken die Systeme "Revolution Q- SMP" mit symmetrischem Multiprocessing ab, die sich momentan noch im Betastadium befinden. Bis zu vier hoeher getaktete Pentiums koennen integriert werden. Das System arbeitet mit den 90- und den 100-Megahertz-Varianten. Eine Kombination ist allerdings nicht moeglich. Der Preis fuer ein System mit einer CPU wird bei rund 16600 Mark liegen.

Nur die IBM hat keine Pentium-Plaene

Der DV-Allrounder Hewlett-Packard zeigte zwei Rechner mit den hochgedrehten Pentiums. Der Desktop-PC "Vectra UX" arbeitet mit einem oder zwei Prozessoren vom Typ "735/90" - Intels Bezeichnung fuer die 90-Megahertz-Version. HP setzt mit diesem PC voll auf den PCI-Bus. SCSI-Controller, Grafikkarte mit 64 Bit und Ethernet- Controller sind fuer dieses Bus-System ausgelegt. Inklusive 540-MB- Festplatte soll der Vectra rund 11500 Mark kosten und ab Juni verfuegbar sein.

Bereits ab April will der Hersteller die ersten Server mit den neuen Intel-Chips ausliefern. Der "Netserver LM" kann bis zu zwei CPUs beider Versionen nutzen. Mit 16 MB RAM kostet er zirka 21000 Mark. Der vergleichsweise hohe Preis erklaert sich dadurch, dass HP einen Zwei-Wege-Disk-Array-Controller mitliefert und auch der SCSI-Controller fuer die doppelte Menge an Laufwerken ausgelegt ist.

Die IBM hat keine Plaene mit der neuen Intel-CPU, nachdem Big Blue die Kooperation mit dem Chiphersteller nicht erneuert hat. Die Gerstner-Company setzt bei PCs auf den eigenentwickelten hochgetakteten 486-Prozessor.

Die Pentium-Generation spielt fuer die IBM derzeit keine Rolle, der Power-PC soll an Stelle der Intel-Architektur treten. Bislang brachte die Gerstner-Company allerdings erst ein Notebook mit dieser CPU auf den Markt, eine tragbare Workstation, die unter AIX laeuft. Auf Power-PC-Rechner mit DOS oder OS/2 muss man noch warten.

Olivetti stattet das Topmodell "M6-640" aus der Reihe der Arbeitsplatz-PCs M6 Suprema mit der 90-Megahertz-Variante und PCI- Bus aus. Bei den Servern kommt diese CPU im Modell "SNX 160" zum Einsatz.

Der Geschaeftsbereich PC von Digital Equipment bietet fuer die neue Server-Linie "DECpc XL Server" die schnellen Pentiums derzeit noch nicht an. Die Rechner lassen sich aber durch Tausch der Tochterplatine auch auf die Alpha-AXP-Architektur aufruesten.

Siemens-Nixdorf hat sich bei dem "PCE-5S"-Server, der schon seit einem Jahr ausgeliefert wird, ebenfalls die Option auf neue Intel- Generationen offengehalten. Bei Verfuegbarkeit der schnellen Chips kann die steckbare Prozessorkarte (Split-CPU-Board) ausgetauscht werden. SNI will fuer diesen Rechner, auf dem Intel waehrend der CeBIT den 100-Megahertz-Pentium erstmals praesentierte, beide Pentium-Varianten anbieten.

Unisys kuendigte in den USA eine Zwei-Prozessor-Maschine mit den neuen Intel-Chips an, die aber in Deutschland noch nicht verfuegbar ist.

Direktanbieter Dell Computer wird die Rechnerfamilien Dimension und Omniplex um Modelle mit den schnellen Pentiums erweitern.

Von den Herstellern aus Fernost kommt Acer mit neuen Mitgliedern der Familien "Acerpower" mit EISA und "Acer Altos 7000" auf den Markt, die mit Intels 486/DX4 (100 Megahertz ) beziehungsweise P54C (90 Megahertz) arbeiten. Interessant ist eine Option fuer die aelteren Rechner Acerpower 486/e und Acer Altos 7000, die sich dank Chip-up-Technik hochruesten lassen.

Alle PC-Hersteller sind von Intels Lieferfaehigkeit abhaengig. Der PC-Grossmogul will die 90-Megahertz-Variante Anfang April in nennenswerten Stueckzahlen ausliefern, die Pentiums mit 100 Megahertz sollen dann im Spaetsommer in grosser Stueckzahl die Fabriken verlassen.