Die EDV-Systeme der RGW-Länder - Teil 1 Polen:Polens EDV-lndustrie baut auf westliches Know-how

08.09.1978

Wo stehen die RGW-Staaten mit ihrer Datenverarbeitung Sind sie auf westliches Know-how angewiesen, brauchen sie die Kapitalisten, um ihren Bedarf an Rechnerkapazität befriedigen zu können? Durch die kontinuierliche Analyse von Ostblock-Veröffentlichungen zu diesem Thema, durch die Auswertung von Statistiken über den Warenfluß zwischen den einzelnen Partnern im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe versucht Klaus Krakat von der Berliner Forschungsstelle für gesamtdeutsche wirtschaftliche und soziale Fragen ein sachgerechtes Bild über die DV-Aktivitäten der einzelnen Comecon-Staaten zu zeichnen. Die COMPUTERWOCHE veröffentlicht diese Analysen von nun an in unregelmäßiger Reihenfolge.

Noch Mitte der fünfziger Jahre nahm Polen im Computerbau innerhalb der RGW nach der UdSSR den zweiten Platz ein. Dieser mußte inzwischen der DDR überlassen werden. Anfang der siebziger Jahre (1973) wurde mit Beschluß des Politbüros der VPAP ein "Programm der Computerisierung des Landes" verabschiedet, um den Forderungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zu entsprechen.

Das langfristig angelegte Programm stützt sich dabei in weiten Teilen auf die im Rahmen des ESER festgelegten Planungen. Wie in anderen RGW-Ländern, so werden auch in Polen die Beziehungen zu westlichen EDV-Herstellern von Partei- und Wirtschaftsführung gutgeheißen und gefordert Kooperations-, Lizenz- und Lieferverträge kennzeichnen die bisherige Entwicklung: so zum Beispiel mit Honeywell Austria, Control Data Corp., Transamerica Computer-Company, Texas Instruments, Intel, Motorola, Logabax, Stansaab und der französischen C II.

In Polen werden von der Industrievereinigung MERA (mit Werken in Warschau, Breslau, Helanka) sowohl ESER-EDVA und -Peripherie als auch nicht dem ESER zugehörige Anlagen und Geräte hergestellt. Für den Import und Export von rechentechnischen Erzeugnissen ist das Außenhandelsunternehmen METRONEX zuständig.

Zum MERA-Produktionsprogramm zählen:

- ESER-EDVA EC 1030 (Reihe 1), die gemeinsam mit der UdSSR hergestellt wird

- ESER-EDVA EC 1032 (Reihe 1), es handelt sich hierbei um eine EDVA mit erweiterten Leistungsparametern auf Grund einer unkonzipierten EC 1030-Zentraleinheit. Zudem wurde diese neue EDVA einer technologischen Umgestaltung entsprechend der Typen der Odra-Serie unterworfen.

- ESER-EDVA EC 1045 (Reihe 2), geplant als weiteres sowjetisch-polnisches Erzeugnis.

- ESER-Peripherie: Magnetbandspeicher, Magnetbandsteuergeräte, Magnettrommelspeicher, Lochbandgeräte, alphanumerische Paralleldrucker.

- EDVA der Odra-Serie: Odra 1305 und Odra 1325 (Geräte der dritten Generation mit 400 000 beziehungsweise 200 000 Op/s.). Beide EDVA sind Nachfahren der ersten Odra-Rechnergeneration, mit deren Produktion 1960 begonnen wurde.

- Bürocomputer MERA 305 (MERA 300 System, mit einem 8k-8-Bit-Wörterspeicher),

- Bürocomputer MERA 400 mit erweiterter Leistungskapazität,

- Datenverarbeitungssystem MEREX 100 (16 kB-Speicher),

- Bildschirmsystem MERA 7900 und weitere Peripheriegeräte wie Lochbandleser der Serie CT-2000, Terminals vom Typ DZM 180 KSR, Kassettenbandspeicher, Zeilendrucker, Lochbandstanzer, Streifen- und Kartenlocher, Lochstreifenschnelleser, Streifenauf- und -abwickler. In Wirtschaft und Verwaltung sind neben Anlagen und Geräten aus der eigenen Produktion und ESER-Rechentechnik aus den anderen RGW-Ländern ebenso Anlagen westliches Hersteller (Iris-80/C II) im Einsatz.