Die US-Anwender plädieren dafür, doch

Die DV-Abteilungen wehren sich vehement gegen CASE

27.10.1989

MONTEREY (IDG) - Häufig setzen in den Vereinigten Staaten die Anwender den Einsatz von Computerunterstützter Software-Entwicklung (CASE) durch. Dabei müssen sie nicht selten den Widerstand der Spezialisten aus den DV-Abteilungen überwinden. Der Grund: Die Programmierer befürchten Prestigeverluste und umfassende Veränderungen ihrer bisherigen Tätigkeit.

Ausgelöst durch Big Blues AD/Cycle-Ankündigung, hat CASE in den Vereinigten Staaten breites Interesse hervorgerufen (siehe auch CW Nr. 40 vom 29. September 1989, Seite 1: "IBM-Repository vorerst nur für Mainframe-Kunden"). Die reservierte Haltung der DV-Spezialisten gegenüber der CASE-Technologie trat jedoch anläßlich eines Anwendertreffens der CASE Research Corp., Bellevue/ Washington deutlich hervor.

Der Widerstand kommt vor allem aus den Reihen der Programmierer: "Viele befürchten", so Daryl Conner, Präsident der ODR- Unternehmensberatung in Atlanta, "daß ihr Aufgabengebiet durch den Einsatz von CASE Tools entweder an Bedeutung verliert oder zumindest wesentlich komplizierter wird." Unternehmen, bei denen es nicht gelinge, den Widerstand der Programmierer zu überwinden, müßten, so Connor, mit Wettbewerbsnachteilen rechnen. So blieben dort die von CASE erwarteten Produktivitäts-Zuwächse aus.

Laut Connor ist die Einführung dieser Technologie weniger ein technisches als ein betriebspsychologisches Problem. Die Unternehmen befänden sich derzeit in einer Übergangsphase weg von den herkömmlichen Programmiertechniken.

"Doch wenn sich kein Sponsor findet, dann bleibt die Diskussion um CASE akademisches Geschwätz, so der Unternehmensberater.

Solche "Sponsoren", die engagiert für CASE eintreten, könnten sowohl Anwender als auch DV-Mitarbeiter und nicht zuletzt die Mitglieder der Geschäftsleitungen sein. Vaughn Merlyn, Vorsitzender von CASE Research, glaubt entsprechende Unterstützung bei den Anwendern gefunden zu haben und berichtet von Fällen, in denen diese die Anschaffung von CASE-Produkten gegen den Widerstand warnt DV-Abteilung durchgesetzt haben.

Für die Programmierer erweitert sich das Berufsbild. So hat sich bei der Huntington National Bank in Columbus/Ohio herausgestellt, daß für eine erfolgreiche Implementation von CASE-Werkzeugen - deren Marktreife in der Regel über schätzt werde - zusätzliche Fertigkeiten verlangt würden.

John Voss, ein Projektleiter der Bank: "Bewährt haben sich die kommunikativsten

Mitarbeiter, die zudem über die besten analytischen Fähigkeiten verfügen würden.

Dame Wels, verantwortlich für die Software-Entwicklung bei der Washington State/ University in Pullman/Washington, betont die Bedeutung der Einstellung von Software-Entwicklern zu ihren Produkten. Sein Team stelle die Eleganz des Software-Designs in den

Vordergrund und versuche zugleich möglichst kleine Module zu erstellen. Diese Haltung unterstütze nicht nur den Einsatz von CASE-Produkten, sondern ermögliche es darüber hinaus, veränderten Anwender-Ansprüchen durch den Austausch von Modulen rasch nachzukommen.

Die kritischen Faktoren für eine erfolgreiche CASE-Einführung liegen laut Voss vor allem im Engagement der Projektleiter, in der Qualität der Zusammenarbeit mit dem CASE-Anbieter und in einer ausreichend langen Testperiode bevor das System in die Produktion übernommen wird. +