An der Kreuzung der Karriere
trafen sich zu früher Stunde
drei Eliteprogrammierer
der Erfahrungsaustauschrunde.
Existenzangst stand geschrieben
in den Mienen zweier Männer;
weniger geschockt der dritte
(offenbar ein Branchenkenner).
Nach dem Checkout aller Chancen,
da verstärkte der Verdacht sich,
daß ein großer Wandel Platz
greift -
so ab neunzehnhundertachtzig.
Dies erkannten die Gefährten
an der Kreuzung der_Karrieren.
Und sie huben an, sich hurtig
interaktiv zu beschweren:
Unsre Lage, sprach der erste,
zeigt sich krisenhaft belämmert,
weil im Kreise der Experten
es gefährlich götterdämmert.
Wo, beim Zeus und bei Centauri,
mag ich morgen noch codieren?
Wo (mit IF-NOT-ELSE-Befehlen)
Logikschleifen reich verzieren?
Ach! Mir, hat ein Generator
schwuppdiwupp den Job genommen,
denn mein Chef ließ sich den Super-
System-Selbermacher kommen.
Dieses Org-Modell, ihr Freunde,
läßt sich seine Vorarbeiten
aus den Fachbereichskanälen
direkt in die Hardware leiten.
Blutige Computerlaien
definieren Daten-Arten.
(Die Methode kann des Könners
COBOL-Kenntnis kühn entraten!)
Ohne mich - am Oline-Bild-
schirm -
programmieren die Kollegen.
Ich bin virtuell verschaukelt.
Abgesägt. Der Kosten wegen.
Unsre Lage, sprach der zweite,
zeigt sich, mit Verlaub, beschissen.
Denn was nützet mir mein COBOL-,
FORTRAN- und ASSEMBLER-
Wissen,
wenn ein Allerwelts-Compiler,
Generator, Syntax-Bauer
meine Laufbahn mir vermasselt?
Sapperlot! Was bin ich sauer!
Dabei habe ich seit Jahren
mit Top-Down-Approach
gefummelt
fernwirkfreie Flowcharts fordern,
ingeniös die Zeit verbummelt.
Früh begann ich, mir zur Freude
(und der Branche zum Entzücken),
mit normierten Struktogrammen
einen Status mir zu stricken.
Ich erfand das Turnkey-System
für geschützte Datenbanken.
Solches sollte mir die Menschheit
durch einen Nobelpreis danken!
Doch wer schenkt uns denn noch
Blumen?
Und wer ehrt die alten Meister?
Jeder programmiert sich selbst was.
Das frustriert mich. Scheiben-
kleister!
Jeder kennt zwei Parameter
EDV als Volksbewegung!
Keiner feilt mehr optimierend
an der Speicherplatzbelegung.
Nicht mehr lange kann es dauern
bis ein Selbstbedienungsladen
modulare Allzweck-Software
offeriert. Dann geh'n wir baden!
Unsre Lage, rief der dritte
Programmierer voll Entsetzen,
können nur die kleinkarierten
Byte-Beschneider fehleinschätzen!
Ihr tut so, als ob Entwicklung
stets in eine Richtung liefe.
Doch ein Rundblick durch die Praxis
zeigt die wahre Perspektive:
Sind (weil automatisierbar)
Cocktailmixer-Jobs veraltet?
Hat der Trend zur Großkantine
Koch und Küchen ausgeschaltet?
Gibt's nicht für Gynäkologen
Kleinarbeit in reicher Fülle?
Trotz - oder gerade wegen
dieser Antibabypille?
Freilich, wenn ein RPG-Mann
einschläft hinter der Dreisechzig;
wenn ein Kartenperforierer
nichts dazulernt-so was rächt sich.
So was rächt sich bei Experten
aller Kon- und Professionen.
Wer indessen vorn am Ball bleibt,
den wird Mißlichkeit verschonen.
Sicher wird man künftig kaum noch
Standardhilfsroutinen pütschern,
oder ein ASSEMBLER-Solo
zwischen Integriertes zwitschern.
Aber auf dem hohen Level,
dort, wo Eierköpfe rauchen,
wird man hinfort mehr als früher
EDV-Fachleute brauchen.
Hochkomplexe Großsysteme
werden kreativ gesteuert.
Profis meistern Prozessoren.
(Wer's nicht glaubt, der ist bescheuert.)
Generator-Fortentwicklung
muß ja schließlich jemand machen,
ebenfalls die Software-Wartung,
Strukto-Dingsbums und so Sachen.
Bald organisiert man Speicher
auf assoziative Weise,
bald lenkt man mit Einzweck-Minis
maximale Regelkreise.
Informatik schreit nach Brainware,
Spezialisten, Koryphäen.
Tüchtige und Talentierte
werden ernten, was sie säen!
An der Kreuzung der Karrieren
machten drei sich auf die Beine:
Denn die Zukunft des Computers
programmiert sich nicht alleine...