Systems 2000: Tools und Informationen für die Anwender

Die Branche sucht Fachleute und Wege zum M-Commerce

17.11.2000
MÜNCHEN (gfh) - Aussteller und Messegesellschaft zeigten sich mit Zahl und Qualität der Besucher hochzufrieden. Auch die Besucher äußerten sich überwiegend lobend, obwohl sie keine herausragenden Innovationen zu sehen bekamen. Ihnen ging es mehr um Werkzeuge für ihre Alltagsarbeit. Vor allem aber suchten sie nach qualifizierten Mitarbeitern.

Anders als in den vergangenen Jahren beließ es die Branche nicht beim Jammern über fehlende Mitarbeiter, sondern schritt zur Tat. Wie ein Mitglied des Messebeirats es ausdrückte: "Die Personaler hatten hier mehr zu tun als die Vertriebler." Über 1000 Jobs wurden offiziell auf der Messe angeboten. Eine Firma schickte sogar Männer mit Werbeschildern durch die Hallen, auf denen "Komplizen" gesucht wurden. Auf vielen Bildschirmen waren ständig die Web-Seiten von Online-Jobbörsen zu sehen. Besonders dicht drängten sich potenzielle Arbeitgeber und -nehmer im Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE. Neben den vielen Bewerbungsgesprächen gab es im Forum Informationen darüber, welche Qualifikationen bei den Unternehmen verlangt werden. Wie viel Stellen auf der Systems vermittelt wurden, ist allerdings nicht bekannt.

Inhaltlich verteilte sich das Interesse der Besucher nach Erhebungen der Münchner Messegesellschaft ziemlich gleichmäßig auf Computer (39 Prozent), Anwendungen (38 Prozent), Telekommunikation, Networking und Konvergenz (37 Prozent). Mit kleinem Abstand folgten die Kategorien Basics (34 Prozent) und Digital Commerce (27 Prozent). Wenn E-Business nur auf Platz fünf dieser Hitliste rangiert, heißt das noch nicht, dass das Interesse des meist bayerischen Fachpublikums an diesem weltweit von Wirtschaft und Politik getriebenen Trend nachgelassen hat. Tatsächlich ist der im vergangenen Jahr in einer Halle untergebrachte Bereich Digital Commerce auf immerhin zweieinhalb Hallen angewachsen. Möglicherweise ist das gleichbleibend hohe Interesse an den klassischen IT-Themen aber ein Hinweis darauf, dass die Verschmelzung von Old und New Economy etwas langsamer vor sich geht als von der Internet-Industrie propagiert.

Andererseits verstecken sich auch hinter Schlagworten wie Telekommunikation und Konvergenz Internet-Themen, wie sie in München vor allem in einer breiten Palette von Web-Anwendungen für Endgeräte wie Handys oder Handheld-Computern zum Ausdruck kamen. Auch das oft totgesagte Wireless Application Protocol (WAP) für den Zugang zum Internet via Handy schien wiederbelebt zu werden. In der Tat ging es vielen Anbietern vor allem darum, sich auf dieser Basis mit neuen Lösungen und Geschäftsmodellen ein Standbein für den M-Commerce zu schaffen. So räumte etwa der Paybox-Chef Mathias Entenmann ein, dass das von ihm vorgestellte WAP-basierte Zahlungssystem für Handys erst sinnvoll zu nutzen sei, wenn sich mit UMTS und GPRS schnelle und kostengünstige Netzverbindungen herstellen lassen. Ein ähnliches Beispiel ist die Open-Planet-Anwendung, mit der man das von einem Radiosender gespielte Lied noch während des Hörens per Handy bestellen kann. Was wie ein Gimmick klingt, hat zur Folge, dass das Unternehmen schon jetzt ein flächendeckendes Vertragsnetz mit Radiosendern aufbaut, das sich später auch für andere Anwendungen nutzen lässt.

Während die Firmen der IuK-Industrie versuchten, sich ein Standbein im Hoffnungsmarkt M-Commerce zu schaffen, suchten die Anwender vor allem nach Werkzeugen zur Beseitigung ihrer Alltagsprobleme. Wenn die Zahl der Anbieter als Indikator für eine entsprechende Kundennachfrage gedeutet werden kann, dann gehört Content-Management zu den Hauptsorgen der Anwender. Die Tools dafür waren gefragt, weil sie helfen, die Web-Seiten der Unternehmen auszubauen und vor allem mit halbautomatischen Verfahren zu aktualisieren. Weniger Andrang als in den vergangenen Jahren herrschte dagegen im Linux-Park.

SYSTEMS IM BOOMIn München präsentierten 3250 Aussteller aus 34 Ländern ihre Produkte. Das sind 500 mehr als im Vorjahr und über 80 Prozent mehr als vor drei Jahren, bei der ersten Systems auf dem ehemaligen Flughafengelände. Die Zahl der Besucher stieg im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf über 147000 und übertraf damit die Erwartungen der Veranstalter, die 140000 Messegäste prognostiziert hatten. Daher wird bereits über den Neubau weiterer Hallen verhandelt.

Die Mitte der 90er Jahre bereits totgesagte Messe profitiert hier nicht zuletzt vom E-Business-Boom der vergangenen Jahre. Die Veranstalter erklären den Erfolg der Systems vor allem mit dem durch den Umzug nach München-Riem möglich gewordenen Messekonzept. Dazu gehört eine klare thematische Gliederung in den Hallen. Wichtig ist aber auch das Aufgreifen aktueller Themen vor allem in den vielen Foren. Durch sie werde die Systems zu einer Informationsmesse für das Fachpublikum.

Das Wachstum der Systems birgt aber auch Probleme. Je mehr Hallen gebaut werden, desto mehr wird das jetzt durch die Architektur unterstützte klare Konzept aufgeweicht. Hinzu kommt das nach wie vor ungelöste Verkehrsproblem. So ist der Autobahnring um München schon jetzt derart mit Berufsverkehr ausgelastet, dass jede Messe insbesondere auf der Nürnberger Autobahn zu stehendem Verkehr führt.