Informations-Logistik für den Eurocard- und Eurocheque-Inhaber:

Die Antwort kommt in drei Sekunden

25.09.1987

FRANKFURT (pi) - Die GZS, Gesellschaft für Zahlungssysteme mbH bietet im nationalen und internationalen Zahlungsverkehr Dienstleistungen für die Inhaber von Eurocheque und Eurocard an, die von Millionen Deutschen und Ausländern genutzt werden. Zur Bewältigung ihrer umfangreichen Aufgaben verwendet die GZS ausfallgeschützte fehlertolerante Parallelrechner.

Zu Beginn ihrer Tätigkeit ließ die GZS die Abrechnungs- und Verwaltungsaufgaben in einem externen Service-Rechenzentrum durchführen. Sehr schnell wurde die Notwendigkeit erkannt, eigene Systeme im Haus zu installieren. Die rasch ansteigende Zahl der Benutzer von Eurocard und Eurocheque trug dazu entscheidend bei.

Die Auswahlkriterien der GZS für ihre künftigen Rechner ließen sich aus den gestellten Aufgaben ableiten. Verlangt wurden: Ausfallsicherheit um den Dienstleistungsbetrieb rund um die Uhr zu gewährleisten, modularer Ausbau für das zu erwartende Wachstum der GZS, der Einsatz in offenen Netzwerken wegen der notwendigen weltweiten Datenkommunikation und eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit zur schnellen Verarbeitung der Online-Transaktionen.

Heute werden bei der GZS in den folgenden zentralen Bereichen Tandem-Systeme eingesetzt: Kreditkarten-Autorisierung, Pflege der Kundenstammdaten, Bonitätskontrolle, laufende Aktualisierung von Sperrdateien, EDV-gestützte Textverarbeitung, Systempflege und Test. Damit hat fast jeder Mitarbeiter der GZS einen eigenen Bildschirm und einen Druckeranschluß.

Neben diesen dialogorientierten Anwendungen werden für wichtige Stapelverarbeitungsaufgaben weitere Rechner von Tandem eingesetzt, zum Beispiel für die Abrechnung von Eurocheques und das Drucken von monatlichen Rechnungszusammenstellungen für Eurocard, Datenträgeraustausch mit inländischen und ausländischen Partnern.

Die Hälfte der Belege verarbeiten optische Leser

Das Eurocheque-System hat sich zum größten Zahlungssystem in Europa entwickelt. Allein in Deutschland sind mehr als 20 Millionen Eurocheque-Karten im Besitz der Bank- und Sparkassenkunden. In Europa gibt es zur Zeit mehr als 3 l Millionen Eurocheque-Karten. Die Zahl der Karteninhaber und die Menge der von diesem Personenkreis ausgestellten Eurocheques wächst ständig Zum Beispiel haben im Jahre l986 deutsche Reisende im Ausland mehr als 19 Millionen Eurocheques in der Währung des jeweiligen Gastlandes ausgestellt. Diese mußten ohne zeitliche Verzögerung von der GZS verarbeitet werden.

Etwa die Hälfte der im Ausland ausgestellten Eurocheques werden mit optischen Beleglesern in Frankfurt gelesen. Der Rest gelangt aus dem europaweiten Eurocard-Datenkommunikationsnetz direkt in die Tandem-Systeme der GZS. Die Schecks werden dann dort laufend verarbeitet, in der Saison 1986 bis zu 250 000 Eurocheques täglich.

Die Zahl der von ausländischen Reisenden in Deutschland ausgestellten Eurocheques, die ebenfalls von der GZS bearbeitet und verrechnet werden, belief sich im Jahre l 986 auf 4,5 Millionen. Gegenüber dem Vorjahr war das eine Steigerung um 20 Prozent.

Eine Autorisierungs-Anforderung wird über die jeweiligen Netze an die Computer von Tandem der GZS übermittelt. Die Autorisierung als Antwort auf die Anfrage wird wiederum an das entsprechende Netz zurückgeleitet. Der gesamte Vorgang wird innerhalb kürzester Zeit abgewickelt und protokolliert. Dabei wird in der Regel nicht nur auf eine Sperrdatei ("Negativdatei" ) zugegriffen, die ja weniger Eintragungen hat. Im Gegenteil: Eine vollständige Transaktion mit Zugriff auf die reguläre, die "große" Positiv-Datei, benötigt lediglich drei Sekunden für Anfragen von allen Plätzen innerhalb Europas. Auch für Anfragen außerhalb Europas wird diese sehr gute Antwortzeit erreicht. Trotz Umschaltzeiten in den Netzen werden auch hier Zeiten von unter acht Sekunden erreicht. Der Einsatz von Magnetkartentelefonen läßt Antwortzeiten von unter einer Sekunde zu.

Dabei erfolgt der Großteil der über 200 000 Autorisierungen pro Monat, rund 60 Prozent, automatisch durch das System, etwa 40 Prozent der Anfragen gehen über das Fernsprechnetz ein und ein Prozent sind Anfragen, die über Telex, vornehmlich aus dem Ausland ankommen. Im Genehmigungsdienst sind zur Zeit 18 Personen beschäftigt. Insgesamt fallen jährlich mehrere Millionen Autorisierungsanforderungen an. Im Inland wird das Verfahren neuerdings durch den Einsatz der Makatels, Magnetkartentelefone, unterstützt. International sind bereits über 200 000 Autorisierungsterminals am Netz.

Mit diesem Gerät wird der Magnetstreifen auf der Rückseite einer Eurocard gelesen und der Inhalt zu den Tandem-Rechnern übertragen. Dort wird unter anderem die Gültigkeit und das Limit überprüft und die entsprechende Rückmeldung an das Makatel abgesetzt. Wo diese Einrichtung noch nicht verfügbar ist, geschieht eine eventuell notwendige Autorisierungsanfrage über Telefon. Insgesamt ist bei etwa 30 Prozent aller Zahlungen mit Eurocard eine Autorisierung notwendig.

Die Tandem-Nonstop-Systeme bei der GZS sind in vier Gruppen zusammengefaßt. Je vier Nonstop-TXP-Prozessoren bilden das Dialog-System und das Batch-System. Für die Systempflege und für Tests steht einer Systemgruppe ein Test-System mit zwei Nonstop-TNS-II-Prozessoren zur Verfügung.

Das Dialog-System für die Online-Transaktions-Verarbeitung verfügt über einen Hauptspeicher von acht MB pro Prozessor, insgesamt 32 MB. Die Magnetplattenspeicher-Einheiten des Dialog-Systems umfassen acht Einheiten mit je 128 MB und vier Einheiten mit 264 MB Kapazität, zusammen also über zwei GB im direkten Zugriff. Dabei werden bestimmte Dateien, zur erhöhten Sicherheit, doppelt gespeichert. Das Dialog-System verfügt weiter über Magnetband-Einheiten und acht Byte-synchrone DFÜ-Leitungen zu einem IBM/ 1-System. Über zehn Steuereinheiten sind insgesamt 320 asynchrone Tandem-6530 Bildschirme für die Online-Transaktionsverarbeitung angeschlossen. Das Dialog-System wird im wesentlichen für die Aufgabe im Zusammenhang mit der Eurocard eingesetzt.

Das Batch-System für Stapelverarbeitungs-Aufgaben besteht ebenfalls aus vier Nonstop-TXP-Prozessoren. Die Magnetplatten-Speicher besitzen folgende Kapazität: acht Einheiten zu 128 MB, vier Einheiten zu 415 MB sechs zu 240 MB und vier Geräte mit 540 MB, insgesamt mehr als 6,2 GB. Daneben sind mehrere Magnetband-Geräte installiert. Zur Print-Ausgabe stehen drei unterschiedlich leistungsfähige Drucker zur Verfügung. Der Datenkommunikation dienen sieben Byte-synchrone Leitungen zu Beleglesern von Burroughs fünf Leitungen zu IBM/1-Systemen und zusätzlich sind X.25-Anschlüsse vorhanden. An das Batch-System sind 64 Tandem-6540-Bildschirm-Arbeitsplätze angeschlossen.

Das Batch-System rechnet die Eurocheques ab

Das Batch-System dient vorwiegend der Abrechnung der Eurocheques und der umfangreichen Druckaufgaben, ergänzt aber, wie aus der großen Zahl der angeschlossenen Dialogarbeitsplätze ersichtlich, das Dialog-System für Online-Aufgaben. Grundsätzlich gibt es für Tandem-Systeme keinen Unterschied zwischen Dialog- und Stapelverarbeitung.

Das System für POS- und Makatel-Anwendungen besteht aus zwei Nonstop-TXP-Prozessoren mit je acht MB Hauptspeicher. Es ist mit vier Magnetplatten zu 128 MB und sechs zu 415 MB ausgestattet, so daß hier insgesamt über 1,1 GB online zur Verfügung stehen. Dazu kommt ein Magnetbandgerät mit einer Aufzeichnungsdichte von 200ips. An dieses System sind 96 Tandem-6530-Bildschirmarbeitsplätze angeschlossen. Für Makatels stehen 50 asynchrone Leitungen zur Verfügung.

Das Testsystem besteht aus zwei Nonstop-II-Prozessoren mit je vier MB Hauptspeicher. Es ist mit vier Magnetplatten-Einheiten zu 240 MB ausgerüstet. Ein Magnetbandgerät ist ebenfalls vorhanden. Zur IBM/ 1 sind vier Byte-synchrone Leitungen vorhanden, zur IBM 4381 erfolgt die Verbindung über TIL, den "Tandem-IBM-Link", vier Byte-synchrone Leitungen dienen als Dates-P-Anschluß. An das Test-System sind 32 Tandem-6530-Bildschirme angeschlossen.

Eine Besonderheit ist die Verknüpfung der Tandem-Systeme untereinander durch die Glasfaserverbindung "Fox". Diese eigene Entwicklung von Tandem erlaubt eine Datenübertragungsrate zwischen den Systemen von je 2 mal 4 MB pro Sekunde.

Für die GZS bedeutet das, daß verzögerungsfrei von jedem Terminal an jedem System beliebig auch auf andere Systeme und deren Daten zugegriffen werden kann.

Sicherheit auch im Katastrophenfall

Die Glasfaserverbindung der Systeme erlaubt es auch, die Rechner in getrennten Räumen, ja sogar in verschiedenen Stockwerken unterzubringen. Allein dies erhöht bereits die Betriebssicherheit in einem Katastrophenfall durch unvorhersehbare Gewalt oder Gebäudeschäden. Darüber hinaus können auf Tandem-Systemen Daten nicht nur am Ort verzögerungsfrei "gespiegelt", also doppelt gespeichert werden, sie können auch automatisch auf einem entfernten System "mitgefahren" werden. Dadurch ist selbst bei der schlimmsten Katastrophe das Geschäftsgeschehen andernorts minutengenau aufgezeichnet und sofort online verfügbar.

Für die GZS ist die Kommunikationsfähigkeit mit kurzen Antwortzeiten besonders im Kreditkartenbereich von entscheidender Bedeutung für den Service, den das Unternehmen bietet. Der Inhaber einer Eurocard kann im In- und Ausland die

Dienste von über 5,4 Millionen Vertragspartnern von Eurocard, Access und Mastercard in Anspruch nehmen. Er erwartet, daß die Kreditkartenautorisierung bei einem Einkauf im Ausland genauso schnell abläuft wie im Inland.

Das Rechenzentrum der GZS ist deshalb in nationale und internationale Datenkommunikationsnetzeeingebungen. Bei der Systemauswahl war die Fähigkeit der Tandem-Systeme, mit allen wichtigen Netzen zu kommunizieren, von entscheidender Bedeutung.

Weltweit benutzt die GZS das vom Kooperationspartner MasterCard betriebene Netzwerk Banknet. In Europa wird das EDCS, Eurocard Data Communications System, von den Eurocard-Gesellschaften gemeinsam genutzt und unterhalten.

Besonderheiten im nationalen Bereich sind die elektronischen Verbindungswege zu dem Start-Buchungssystem der deutschen Reisebüros und zu dem Autorisierungsdienst der Deutschen Lufthansa, der auch international genutzt wird. Zum nationalen Netz gehört auch die Verbindung zu umsatzstarken Vertragsunternehmen über die Makatels.

Die GZS ist auf einen ausfallsicheren und störungsfreien Betrieb angewiesen. Eurocards und Eurocheques werden weltweit rund um die Uhr genutzt. Durch die gegebenen Zeitverschiebungen in der Welt müssen die Systeme ununterbrochen und vollständig verfügbar sein. Die GZS muß ihren Service 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche und an 365 Tagen im Jahr bieten. Die Tandem-Systeme sind dabei das elektronische Rückgrat des Unternehmens.

Die Leistung der Computer von Tandem wird vom GZS-Geschäftsführer, Herbert Dorner, wie folgt beurteilt: "Während der gesamten bisherigen Installationszeit hatten wir nur drei Ausfälle von jeweils einer Stunde. Selbst die waren nicht systembedingt. Es waren Fehler der Stromversorgung. Diese letzte Lücke schließen wir durch den Einsatz einer eigenen Notstromversorgung."

Die Erwartung der GZS zu Ausfallsicherung und Zuverlässigkeit wurden also erfüllt. Die Systemverfügbarkeit liegt seit dem Starttermin im Dezember 1982 bei 99,9993 Prozent.

Inzwischen mußte die GZS in ihrem Haus am Frankfurter Messekreisel umziehen. Gleichzeitig mit einer Systemerweiterung wurden dazu die Systeme von Tandem nacheinander an ihren neuen Standpunkt gebracht, ohne daß der Anwendungsbetrieb eine Unterbrechung erfuhr.

Die Parallelrechnersysteme von Tandem erlauben es nämlich, im laufenden Betrieb Schritt für Schritt einzelne Einheiten, bis hin zu vollständigen Rechnern, dem Gesamtsystem hinzuzufügen oder wegzunehmen.

Betriebswirtschaftlich wichtig ist, daß bei der GZS während der Nacht und an Wochenenden kein ständiger Operator-Dienst an den Systemen stattfindet. Trotzdem sind alle Serviceleitungen voll verfügbar. Ebenfalls ohne Operator-Bedienung laufen auf dem Batch-System in der Nacht umfangreiche Stapelverarbeitungen ab.

Bei der Systemauswahl mußte deutlich werden, daß das System alle wichtigen Kriterien erfüllt: Die GZS verlangte ein ausfallgeschütztes Parallelrechnersystem. Es mußte über einen modularen Aufbau verfügen und dem zu erwartenden Wachstum leicht anzupassen sein. Datensicherheit und Integrität mußten gewährleistet sein. Ferner war die Einbindung der Systeme in übergreifende Netze, auch weltweit zu realisieren Nicht zuletzt mußte aber auch eine zukunftssichere, transaktionsorientierte und anwenderfreundliche Software geliefert werden. Dazu gehörte auch die harmonische Integration von Bürokommunikation und Textverarbeitung.

Die Eurocheque-Gemeinschaft bemüht sich, aufbauend auf den bisherigen nationalen Erfahrungen, ein europäisches und grenzüberschreitendes System zu entwickeln. Daran arbeitet die GZS intensiv mit.

Mit der Chip-Karte wird es in einigen Jahren möglich sein, die Palette der kartengesteuerten Dienstleistungen abermals zu erweitern.

Die Aufgaben der GZS

Die GZS Gesellschaft für Zahlungssysteme mbH in Frankfurt am Main wurde 1982 gegründet. Gesellschafter sind die privaten Banken, die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken. Ende 1986 waren bei der GZS zirka 500 Personen beschäftigt.

Im Auftrag aller deutschen Banken und Sparkassen emmitiert die GZS die Eurocard und übernimmt alle bei der Verrechnung anfallenden Aufgaben. Außerdem ist die GZS für das Clearing der Eurocheques zuständig, die von deutschen Reisenden im Ausland in die jeweiligen Landeswährung und von ausländischen Besuchern in Deutschland in D-Mark ausgestellt werden.

Die GZS befaßt sich intensiv mit der Entwicklung neuer, kartengesteurter und bargeldloser Zahlungssysteme. Sie hat deshalb mehrere Modellversuche zum Einsatz der Eurocheque-Karte, ohne Verwendung von Scheckformularen, an elektronischen Kassen des Handels und des Dienstleistungsgewerbes gestartet.