Wirtschaftskriminalität

Die allgegenwärtige Gier

25.02.2010
Von Alexa von Busse
Die Verbrecher lauern nicht nur draußen. Deutsche Unternehmen erleiden steigende Verluste durch Betrug, Diebstahl und Untreue in der eigenen Belegschaft.

„Alarmierend“ nennt Frank Hülsberg vom Wirtschaftsprüfungshaus KPMG den eigenen Befund: 37 Prozent von 300 befragten Unternehmen erlitten in den vergangenen drei Jahren besonders unschöne Verluste. Diese Unternehmen waren Zielscheibe von Wirtschaftskriminalität. Besonders gefährdet sind Mittelständler, die die Bedrohung häufig unterschätzen und so prädestinierte Opfer sind.

Jedes zweite Unternehmen wiegt sich in trügerischer Sicherheit: 56 Prozent sind der Meinung, ihr Betrieb sei weniger anfällig für Wirtschaftskriminalität als ein Großunternehmen. Drei von vier mittelständischen Unternehmen (76 Prozent) glauben, ihre Präventionsmaßnahmen seien ausreichend.

Gefahr oft unterschätzt

Die klassisch anfälligen Bereiche eines Unternehmens sind Einkauf und Vertrieb, daran hat sich in den letzten Jahren nichts geändert. Doch andere Geschäftsbereiche wie die Rechnungslegung oder das Kreditmanagement sind auf dem Vormarsch. Die Experten der KPMG AG warnen vor allem vor Reputationsschäden in diesen Bereichen.

Auf durchschnittlich jeweils 200 Millionen Euro schätzen betroffene Unternehmen die in den letzten drei Jahren entstandenen Schäden durch Kartellrechtsverstöße, Geldwäsche, Korruption und die Fälschung von Jahresabschlüssen oder andere Finanzinformationen. Auch das Geschäft mit sensiblen Informationen blüht, dazu ist die Internetkriminalität sprunghaft angestiegen.

Besonders brisant aber ist die Erkenntnis für Finanzverantwortliche: Die Analyse der betroffen Unternehmensbereiche zeigt eine starke Verschiebung hin zum Finanz- und Rechnungswesen sowie zum Kreditgeschäft. Frank Hülsberg meint: "Daraus lässt sich schließen, dass wirtschaftskriminelle Handlungen in der Unternehmenshierarchie weiter nach oben wandern. Denn um die Kontrollen in diesen Bereichen zu umgehen, ist meist eine gehobene Stellung sowie ein gutes Fachwissen notwendig. Unsere Erfahrung zeigt, dass wirtschaftskriminelle Handlungen etwa im Bereich des Finanz- und Rechnungswesens durch systematisierte, interne Kontrollsysteme inzwischen häufiger aufgedeckt werden. Insbesondere Großunternehmen haben die Kontrollprozesse in den letzten Jahren systematisch weiter verbessert."