Dialog-Datenverarbeitung in der Schmuckindustrie:Lagerhaltung als besonderes Kreuz

18.01.1980

PFORZHEIM (CW) - Die Lagerhaltung stellt wegen ihrer hohen Kapitalbildung ein besonderes Problem in der Schmuckindustrie dar. Gefertigt wird in kleineren Losgrößen; zweimal pro Jahr stellen die meist kleinen und mittleren Unternehmen eine neue Kollektion zusammen. In Pforzheim, der Heimat der deutschen Schmuckindustrie, fördert der Bund ein Pilotprojekt zur Dialogdatenverarbeitung, das die Fraunhofer-Gesellschaft betreut.

Ende Oktober kauft die Schmuckbranche, die zu 75 Prozent in Pforzheim konzentriert ist, ihren Bedarf an Edelmetallen und Edelsteinen. Bis zum Frühjahr wird die Kollektion zusammengestellt. Bei einem Zahlungsziel von 90 bis 150 Tagen bleibt das Kapital in den Materialien bis zu einem Jahr gebunden, was besonders bei den gegenwärtig stark schwankenden Rohstoffpreisen von Bedeutung ist. Drei Pilotunternehmen beteiligen sich an der EDV-gestützten Problemlösung: die Schmuckwarenfabrik Rodi & Wiedenberger AG, die ihren Sitz im gleichen Haus hat wie das Rechenzentrum Seitz KG, das die EDV-technische Realisierung übernommen hat, also die Programme für alle Produktions- und Lagerhaltungsaufgaben erarbeitet, die zentralen Rechenleistungen zur Verfügung stellt und außerdem die Schulung der durch Dialogverarbeitung betroffenen Sachbearbeiter übernimmt. Drei Bildschirme sind bei Rodi installiert, die restlichen sieben stehen bei einem Hersteller von optischer Kleintechnik ähnlicher Größe wie Rodi und eines fast handwerklichen Schmuckherstellers, die zur branchen- und größenmäßigen Übertragbarkeit des Konzeptes in das Projekt einbezogen wurden. Im gegenwärtigen Stadium des Projektes, das seit Anfang 1979 läuft, werden Arbeits-, pläne und -verwaltung erstellt, erklärte Gerd Dobler als Projektleiter vom Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart.

Abgeschlossen sind die ausführliche Aufgabenanalyse und die modulare Erstellung der Systemkonzeption. Nach Anlaufschwierigkeiten liege die Arbeit jetzt innerhalb des Zeitplanes. Die GMD Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, beurteilte den Projektstand im Dezember positiv. Insgesamt sind für das Projekt Kosten in Höhe von 2,5 Millionen Mark bei dreijähriger Laufzeit veranschlagt. Davon trägt der Bund 1,6 Millionen Mark.

Noch offen ist nach Angaben von Dobler, an welchen Rechner die Bildschirme und Druckerterminals nach Auslaufen des Projektes angeschlossen werden. Da das Förderprogramm auch auf die Unterstützung inländischer EDV-Hersteller abziele, fordere die GMD deutsche Rechner bei der Anwendung, was aber, so Herbert Seitz, wegen der unvollständigen Produktpalette der eigenen DV-Industrie auf Schwierigkeiten bei der Realisation stieße.