DFÜ für Service-Branche noch zu teuer

05.09.1975

Dr. Jost Afflerbach, Marketingleiter Rhein-Main Rechenzentrum, Frankfurt

Die Computerindustrie leitet ihren Erfolg aus ununterbrochenen Weiterentwicklungen her, aus Innovationen in der Technologie und auf dem weiten Feld der Anwendungen.

Fast in aller Stille vollzog sich eine Entwicklung, die von Branchenkennern kaum erwartet wurde: die Hinwendung zum Service-Gedanken. Viele Unternehmen mit permanent steigenden Ausgaben für ihre EDV sehen heute in der Datenverarbeitung außer Haus eine vernünftige Alternative für zukünftig notwendig werdende Erweiterungen der "In-Haus-Anlagen".

Das Ergebnis von Wirtschaftlichkeits-Untersuchungen besteht zunehmend darin, daß neue Applikationen, besonders solche, die kostspielige Investitionen in neue Computer-Hardware erforderlich machen, über einen RZ-Service implementiert werden.

Von Branchenkennern wird nun behauptet, daß sich die Service-Branche in Zukunft nur behaupten könne, wenn sie sich bemühe, mit der Entwicklung schrittzuhalten und neueste Technologien zu forcieren. "Computerleistung aus der Steckdose" wird gefordert, - DFÜ-Dienstleistungen: Das Service-Angebot der Stunde. Ganz so einfach sind die Dinge aus der Sicht der Service-Rechenzentren nicht. Sicherlich eröffnet die DFÜ dem Rechenzentrum und seinen Kunden interessante neue Möglichkeiten. Die Zusammenarbeit kann in vielen Punkten vereinfacht und beschleunigt, die Aktualität der rückgelieferten Informationen wesentlich erhöht werden. Der Kunde wird diese Verbesserung der Dienstleistung seines Rechenzentrums begrüßen. Die Bereitschaft, neue Applikationen nicht um jeden Preis "in-Haus" zu produzieren, sondern einem externen Servicebetrieb zu übertragen, wird durch DFÜ zweifellos begünstigt.

Man braucht ja nur ein Terminal beim Kunden zu installieren. So einfach ist das. Ist es das wirklich? Was braucht man denn, um mittels DFÜ Datentransfer zu praktizieren, statt wie bisher die Datenträger - seien es nun Lochkarten, Lochstreifen oder Magnetbänder - zu transportieren? Ein Datenerfassungsgerät ist nach wie vor erforderlich. Es muß erlauben, die Daten auf einen magnetischen Datenträger zu speichern. Der Datenträger muß außerdem von dem gleichen Gerät wieder gelesen werden können. Der Lesevorgang muß die Datenübertragung zum Computer des Rechenzentrums ermöglichen. Der Vorgang muß vom Computer ausgelöst werden können. Das Terminal benötigt entsprechende, Kommandoeinrichtungen. Die Datenstation muß für die genannten Aufgaben programmierbar sein. Für die Erfassung werden mehrere wählbare Programme benötigt. Ein solches Gerät muß also "Intelligenz" besitzen. Das alles kostet Geld und jedenfalls beachtlich mehr, als ein Journalstreifendrucker. Die Kosten sind vom Kunden des Rechenzentrums zu tragen. Für die Kommunikation mit dem Rechenzentrum muß das Gerät an eine Wählleitung der Bundespost angeschlossen werden. Das erfordert die Zwischenschaltung eines Modems, das von der Bundespost bereitgestellt wird. Keinesfalls unentgeltlich. Schließlich kostet die Benutzung der Leitung auch Geld, Und damit wird ein wunder punkt berührt, der in der jüngeren Vergangenheit häufig diskutiert wurde. Wir müssen das hier nicht wiederholen. Aber es gibt noch andere Punkte, die nachdenklich stimmen. Selbst wenn die Kapazität des beschriebenen Erfassungs-platzes rationell genutzt werden kann so, bleibt die ganze bis hierhin beschriebene Konstruktion eine Einbahn-Straße. An diesem Punkt setzen beim Rhein-Main Rechenzentrum erhebliche Bedenken ein. Für das Rechenzentrum können sich Vorteile im Gesamtablauf ergeben. Aber auch für den Kunden? Die Erfassungsarbeit muß mit einem erheblich teureren Gerät erfolgen, der Datentransport verursacht Kosten für Modem und Leitung. Auf der Basis verfügbarer Daten wurde errechnet, daß ein Anwender für die DFÜ monatlich einen Betrag mehr aufwenden muß (als bei Einsatz des journaistreifendruckers), der etwa 20 000 Buchungen entspricht. Damit stellt sich die Frage, welchem Kundenkreis eine solche Lösung angeboten werden kann, um die auch im Rechenzentrum erforderlichen Investitionen zu rechtfertigen.

Baut man die Einbahn-Straße zum Zweiweg-Verkehr aus, so muß das Terminal beim Kunden geeignet sein, die Ergebnisse der DV auf dem Leitungsweg zu empfangen, sie auf einem magnetischen Träger zu speichern und später zu drucken. Der Drucker muß in unterschiedliche Formate ausgeben, benötigt also mehrere Programme. Diese Forderungen verteuern das Gerät noch mehr. Der Kreis der möglichen Benutzer wird weiter eingeengt.

Das Fazit aus der gegebenen Situation: Die Kosten für Hardware und Leitungen lassen die DFÜ noch nicht geeignet erscheinen für einen breiten Einsatz zwischen dem Rechenzentrum und seinen Kunden. Der "Computer aus der Steckdose" wird so lange Zukunftsmusik bleiben, wie die Deutsche Bundespost mit ihren Gebühren die Entwicklung hemmt. Es gilt, die Trends weiter aufmerksam zu verfolgen und die Vorbereitungen für eine spätere Einführung zu treffen.