Deutsches Museum eröffnet neue Abteilung Informatik und Automatik:Brückenschlag von Archimedes bis Zuse

13.05.1988

MÜNCHEN (CW) - Im Rahmen der großen Hauptversammlung des Deutschen Museums ist am 8. Mai die neue Abteilung "Informatik und Automatik" eröffnet worden. Fortan hat der Besucher Gelegenheit, in der ständigen, weltweit größten Ausstellung dieser Art in ein Panoptikum der Computergeschichte zu blicken.

Die 1000 Quadratmeter große und 700 Exponate umfassende Ausstellung "lnformatik und Automatik" ist die erste Fachabteilung, die im Zuge der Erweiterung des High-Tech-Bereichs fertiggestellt wurde. Ihr werden als "Stoßrichtung der nächsten Jahre" die Sachgebiete Mikroelektronik und Nachrichtentechnik folgen erklärt der Generaldirektor des Deutschen Museums, Otto Mayr, auf der Jahrespressekonferenz; gleichzeitig bezeichnete er die Eröffnung der neuen Abteilung als "eine erste Anzahl auf dieses Konto".

Die Realisierung des Projekts verdankt das Museum in erster Linie Professor Friedrich Bauer, Ordinarius für Mathematik und Informatik der Technischen Universität München. Er, der geistige Urvater der Ausstellung, zeichnet für das Konzept verantwortlich, räumt aber ein, daß die Technik wesentlich die Gestaltung bestimmt hat. So findet der Besucher in der Tat eine didaktisch auf Sach- und Sinnbezüge ausgerichtete Struktur vor, die sich genau an die technischen Entwicklungs-Epochen hält. Von den ersten mathematischen Geräten der Antike über mechanische Rechenmaschinen der Renaissance spannt sich der Bogen hin zu Lochkarten-, Relais-, Röhren- sowie Transistoranlagen und endet beim PC dieser Tage.

Bewußt haben die Planer das Thema chronologisch aufgearbeitet. Denn die Informations- und Automationstechnik von heute wird verständlicher, wenn Objekte und Verfahren aus deren Entwicklung zur Veranschaulichung beitragen. Mit Hilfe der vielen technischen und elektronischen Demonstrationen glaubt Otto Mayr, dem Besucher zusätzlich den Zugang zu der Materie erleichtern zu können.

Besonders eindrucksvoll führt die Ausstellung dem Betrachter die technische Schnellebigkeit dieses Jahrhunderts vor Augen. Die Intelligenz und Leistungsfähigkeit so bekannter programmgesteuerter Großrechner (die Relais-Anlage Z 4 von Altmeister Konrad Zuse, die elektronische Röhren-Anlage PERM oder die Telefunken TR 4 mit ersten integrierten Schaltungen) bietet heute der Chip eines PC.

Falsch beraten ist allerdings derjenige, der sich von der Ausstellung einen aktuellen, repäsentativen Querschnitt durch die Hersteller- und Produktlandschaft dieser Tage erwartet. Sie darf, so Professor Bauer, "nicht mit einer Messe verglichen werden" sondern erfülle nur exemplarische Funktionen. Abgesehen von Taschenrechnern und einem PC, bildet denn auch der Hochgeschwindigkeitsrechner Cray 1 aus dem Jahre 1976 den zeitlichen Endpunkt der neuen Abteilung, deren Exponate einen unschätzbaren Wert darstellen.