BMFT fördert Verbundvorhaben zwischen DV-Industrie und Forschungseinrichtungen:

Deutscher SPU-Standard zeichnet sieh ab

20.06.1986

BONN (CW) - Aktive Unterstützung bei der Entwicklung von Software Produktionsumgebungen (SPU) hat jetzt das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) den Softwareentwicklern zugesagt. Bei der Fördermaßnahme wurde das Konzept der Verbundvorhaben eingeführt, um eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung zu ermöglichen.

Bei dieser Initiative schlossen sich dreißig deutsche Hard- und Softwarehersteller sowie zwölf Universitäten und Forschungseinrichtungen zu den Verbundprojekten "Pointe", "Prosyt", "Raspo" und "Unibase" zusammen.

Software-Engineering-Tools dienen Basis

Die Forschungsvorhaben zielen darauf, aus vorhandenen Software-Engineering-Tools der Verbundpartner vollständige Software-Produktionsumgebungen zu bilden und deren Schnittstellen zu standardisieren. Dies soll künftig nicht nur eine leichtere Übertragung von Werkzeugen auf neue DV-Systeme ermöglichen, sondern die Erweiterung der SPUs durch zusätzliche Tools gewährleisten.

Der wesentliche Unterschied zwischen den einzelnen Projekten liegt in den Anwendungsgebieten der Produktionssysteme:

Ziel von "Pointe" ist es, schwerpunktmäßig Produktionsumgebungen für technische und kommerzielle Software zu entwickeln. Im Vordergrund von "Proxyt" stehen dagegen Werkzeuge für die Entwicklung von Hard- und Software für Realtime-Systeme in der Technik. "Rasop" strebt ein CAD-System für Mikrocomputer-Software an. Im Unibase-Projekt soll schließlich eine Software-Entwicklungsumgebung auf Unix-Basis zur Erstellung kommerzieller Anwendungssoftware entstehen.

Die vier Verbundvorhaben sollen für den späteren Anwender eine Reihe von Vorteilen mit sich bringen und dazu beitragen, die Hemmschwelle für den Kauf und Einsatz von Software-Produktionsumgebungen zu reduzieren:

Durch Wahl der Software-Tools legt sich der Benutzer nicht auf einen Hardware-Lieferanten fest. Die Werkzeuge sind auf jedem DV-System ablauffähig, für das die entsprechenden Software-Basis-Systeme realisiert wurden.

Ferner bindet sich der Anwender nicht langfristig an einen Werkzeuglieferanten. Da die Komponenten austauschbar sind, lassen sich Fehler beim Einkauf korrigieren, ohne daß die gesamte Investition verloren ist.

Der User kann seine Software-Produktionsumgebung auch schrittweise ausbauen und sich aus dem Angebot der Lieferanten ein Tool-System zusammenstellen, das die Methoden unterstützt, die seinem Verständnis der Aufgabenstellung am ehesten entsprechen. Außerdem besteht die Möglichkeit, mit Hilfe der bekannten Schnittstellen bereits vorhandene Werkzeuge zu integrieren. Ziel ist auch hier eine Reduzierung der Kosten für die Einführung einer neuen Softwareproduktionsumgebung.

Das Pointe- und das Unibase-Projekt haben ihre Datenbankschnittstellen bereits veröffentlicht. Die Systeme heißen PVS (Produktions-Verwaltungs-System) und "Damokles". Im Rahmen von "Rasop" wurde ein Entwurf der Schnittstelle zum Grafik-Basissystem entwickelt.

Inzwischen kooperieren die Mitarbeiter der vier Verbundvorhaben auch untereinander. Ziel ist es, Ergebnisse auszutauschen und den Standardisierungsgedanken durch Offenlegung von Schnittstellen zu fördern. Von besonderem Interesse sind dabei die Interfaces zur Datenbank und zum Benutzer.