Condat beteiligt sich an EG-Weiterbildungsprojekten

Deutsche Unternehmen sind noch zurückhaltend beim Fernlernen

03.04.1992

MÜNCHEN (hp) - Bei Weiter bildungveranstaltungen reißen Reisezeit und -kosten ein großes Loch in den

Etat. Deshalb setzen vor allem große Unternehmen auf dezentrales Lernen am Arbeitsplatz per CBT oder Fernunterricht. Das Berliner Softwarehaus Condat ist davon überzeugt, daß diese Form der Weiterbildung Verbreitung findet und engagiert sich in den entsprechenden EG-Projekten.

Momentan ist die Condat an zwei von der EG-Kommission geförderten Vorhaben beteiligt, in denen neue Lernsysteme für die betriebliche Weiterbildung entwickelt und in Unternehmen europaweit erprobt werden.

Im Projekt Advanced Communications for Training (ACT) konzentriert sich die Condat zusammen mit sechs europäischen Partnern auf die Entwicklung der Kommunikationssysteme, die auf ISDN beziehungsweise Satellitenkommunikation basieren.

Die Umsetzung in die betriebliche Praxis, verbunden mit einer wissenschaftlichen Begleituntersuchung, steht im Mittelpunkt des Projekts Telemedia Teleschool für European Personnel Development (MTS).

Über die Chancen vom Lernen am Arbeitsplatz wurde in der Weiterbildungsbranche schon oft diskutiert. Unbestritten ist jedoch, daß PC-gestütztes Lernen oder Fernunterricht kein Ersatz für traditionelle Methoden sein können.

"Die Lernbedingungen im Seminar sind ideal, aber man sollte auch die Reisekosten und die Abwesenheit der Mitarbeiter berücksichtigen", erklärt Pedro Schäffer, Geschäftsführer der Condat.

Die Kosten für Einführung und das Betreiben dieser Fernlernsysteme sind allerdings nicht gerade gering. Eine Satellitenübertragung, so Condat, lohnt sich erst ab zirka 80 Teilnehmern.

Bei den beiden europäischen Vorhaben sollen die Vorteile von CBT und Seminarunterricht in ein Fernunterrichtskonzept eingebracht werden. Die Lernenden arbeiten dezentral und zeitunabhängig beispielsweise an ihrem Arbeitsplatz und können bei Problemen via Telekommunikation mit dem Tutor entweder telefonisch, per PC-Verbindung oder über Video in Kontakt treten. Auch der Kontakt zu anderen Teilnehmern ist möglich.

Was moderne Lernmethoden wie Fernunterricht und CBT angeht, stellt die Condat große nationale Unterschiede fest. "In Deutschland sind die Unternehmen sehr zurückhaltend und betrachten die Weiterbildung der Mitarbeiter als reine Kosten. In Großbritannien und Frankreich wird Weiterbildung mehr unter dem Aspekt der Investition gesehen", berichtet Friedrich von Stachelsky, zuständig für die EG-Projekte von Condat. Deshalb reagierten die Deutschen bei Investitionen in Weiterbildungssysteme noch eher zurückhaltend, während beispielsweise France Telecom Schulungen bereits mit Videokonferenztechnik durchführt.

In Deutschland haben sich einige Unternehmen wie die Deutsche Bundespost Telekom und die Deutsche Bank bereit erklärt, an der Erprobung der neuen Lernmethoden teilzunehmen. So führt die Deutsche Bank in Zusammenarbeit mit dem Spracheninstitut Berlitz einen Englischkurs durch. 500 Mitarbeiter aus verschiedenen Filialen werden daran teilnehmen.