Löst Qwest-Chef Nacchio für Ron Sommer das Problem US West?

Deutsche Telekom spielt im Poker um US-Partner mit verdeckten Karten

17.03.2000
MÜNCHEN (CW) - Die Partnersuche der Telekom in den USA hält an. Nachdem die Bonner die Verhandlungen mit Qwest auf Eis gelegt haben, ranken sich die Spekulationen um neue Kandidaten. Möglicherweise ist der Gesprächsstopp mit Qwest aber auch nur eine Finte.

Qwest-CEO Joseph Nacchio hatte lediglich zugegeben, mit einer "großen Telefongesellschaft", zu verhandeln. Dass es sich dabei um die Deutsche Telekom handelt und die Fusionsgespräche bereits wieder beendet wurden, drang nur inoffiziell an die Öffentlichkeit.

Die treibende Kraft hinter dem Abbruch der Verhandlungen ist zweifellos Ron Sommer. Im Moment dürften es vor allem drei Gründe sein, die den Telekom-Chef dazu brachten, von Qwest die Finger zu lassen. Erstens spricht die Tatsache gegen die Fusion, dass Qwest nur im Paket mit der regionalen Telefongesellschaft US West zu bekommen ist. Beide Unternehmen stehen vor einem Merger, nachdem Qwest vergangenes Jahr für 36 Milliarden Dollar das Ja-Wort von US West erhalten hatte. Doch während der nationale Carrier Qwest gut ins Konzept von Sommer gepasst hätte, hat er mit dem lokalen Telefongeschäft in Übersee wenig am Hut. Zweiter Knackpunkt ist, dass der Merger zwischen den beiden US-Gesellschaften jetzt zwar von der amerikanischen Kartellbehörde genehmigt wurde, sich aber wohl noch bis Herbst hinzieht. Drittens schließlich stellte US West übertriebene Preisforderungen.

Sommer schluckt die Kröte US West nichtNachdem die Verhandlungen zwischen der Telekom und Qwest publik wurden, waren die Aktien von Qwest und US West um rund 30 Prozent gestiegen. Der regionale Carrier US West hatte daraufhin in einer Pressemitteilung erklärt, einer Übernahme durch die Deutschen nur dann zuzustimmen, wenn die Konditionen deutlich besser seien, als bei dem bereits vereinbarten Zusammenschluss mit Qwest. Diese Kröte wollte Sommer nicht schlucken.

Aber auch Qwest-Chef Nacchio ärgerte sich über die Haltung des US-West-Managements. Er bezeichnete den Schritt des Juniorpartners als "bizarr" und zum eigenen Schaden. Nacchio hat aus seinem Interesse an einer Fusion mit der Telekom nie einen Hehl gemacht und dürfte auch weiterhin nicht abgeneigt sein.

Denkbar ist auch, dass die Deutschen, die ebenso mit anderen Kandidaten wie Global Crossing, Bell South, SBC Communications, Cable & Wireless sowie Equant und der Telefonica in Verbindung gebracht werden, nur abwarten, bis der Qwest- und US-West-Kurs wieder fällt. Da Deals dieser Größenordnung meistens mit Aktien beglichen werden, ist es für die Telekom wichtig, zu einem möglichst günstigen Kurs zu kaufen. Deshalb ist Geheimhaltung oberstes Gebot.

Ebenfalls nicht ganz ausgeschlossen ist ein abgekartetes Spiel zwischen der Telekom und Qwest. In diesem Fall könnte es Nacchio bewusst auf einen Bruch mit US West anlegen, um so freie Bahn zur Telekom zu haben. Die Chemie zwischen den beiden US-Unternehmen stimmt schon seit längerem nicht mehr. Nacchio und sein Pendant bei US West, Solomon Trujillo, waren sich seit jeher nicht besonders gewogen.

Nacchio, der als gewiefter Taktiker gilt, wäre ein solcher Schritt durchaus zuzutrauen, auch wenn er sich zum Merger mit US West bekennt. Ohne Probleme wird er den Partner nicht loswerden können, da das US-Wirtschaftsrecht für die Abwicklung von Fusionen strenge Auflagen macht.