Mobilfunktöchter in Holding zusammengefasst

Deutsche Telekom muss im scharfen Festnetzwettbewerb Federn lassen

28.01.2000
BONN (CW) - Die Telekom muss dem Wettbewerb Tribut zollen. Für das Geschäftsjahr 1999 meldet der Konzern einen Gewinneinbruch. Doch von Pessimismus keine Spur. Mit dem Börsengang von T-Online sowie seiner Mobilfunktöchter will das Unternehmen expandieren.

Die Befürchtungen von Telekom-Chef Ron Sommer haben sich bewahrheitet. Wie im Vorfeld schon prognostiziert, musste das Unternehmen seinen Aktionären bei der Bekanntgabe der vorläufigen Geschäftsergebnisse für das vergangene Jahr einen herben Gewinnrückgang beichten. Laut Telekom fiel der Konzernüberschuss von 2,2 Milliarden Euro im Jahr 1998 auf 1,2 Milliarden Euro. Das bedeutet einen Einbruch von 45 Prozent.

Für die Gewinneinbußen zeichnen der Telekom zufolge vor allem zwei Gründe verantwortlich: Erstens der massive Preisverfall in der Festnetztelefonie. Tarifsenkungen bei Fern- und Auslandsgesprächen in Höhe von drei Milliarden Euro wirkten sich zwar positiv für den Verbraucher aus, machten sich in der Bilanz des Unternehmens jedoch negativ bemerkbar. Die Mindereinnahmen aus der Festnetztelefonie konnten laut Telekom nicht vollständig kompensiert werden. Zweiter Faktor für die Gewinnschmälerung waren die Anlaufverluste bei den neu erworbenen Mobilfunktöchtern One 2 One (Großbritannien) und Maxmobil (Österreich), die sich insgesamt auf 400 Millionen Euro beliefen.

Trotz des rückläufigen Gewinns und der Mindereinnahmen im Festnetz setzte die Telekom, die ihre endgültigen Zahlen am 19. April vorlegen will, 1999 um 0,3 Prozent mehr um als im Jahr zuvor. Der Umsatz erhöhte sich von 35,2 Milliarden Euro auf 35,3 Milliarden Euro. Gestiegen sind allerdings auch die Verbindlichkeiten des Konzerns. Der Kauf von One 2 One und des französischen Festnetzbetreibers Siris sowie des 35-prozentigen Anteils an der kroatischen Telekom führten zu einem Schuldenanstieg um sechs Prozent auf insgesamt 42,4 Milliarden Euro.

Analysten erwarten weiteren Kursanstieg

Die Börse reagierte auf die Hiobsbotschaften der Bonner mit moderaten Abschlägen. Der Wert der Telekom gab nach Bekanntgabe der Ergebnisse um einige Punkte nach, die meisten Analysten rechnen mittelfristig aber mit einer leicht steigenden Tendenz des Papiers. Sie sehen Ron Sommer die schlechten Resultate auch wegen seiner angekündigten Pläne nach, die Mobilfunktöchter sowie den Internet-Ableger T-Online an die Börse zu bringen, um dadurch Kapital für weitere Zukäufe zu gewinnen.

Einen ersten Schritt in diese Richtung hat das Unternehmen mit der Zusammenfassung seiner Mobilfunkableger in der Holding T-Mobile International AG bereits getan. An die Spitze der Holding rückt der bisherige T-Mobil-Chef Kai-Uwe Ricke. Seine Nachfolge tritt der Vertriebschef von T-Mobil, René Obermann, an. Der Börsengang wird vermutlich im Herbst erfolgen. Wann T-Online öffentlich gehandelt wird, ist noch nicht bekannt. Über eine Emission schon im Frühjahr wird heftig spekuliert.

Die Zeichen für das Internet- und Mobilfunkgeschäft der Telekom stehen jedenfalls gut. T-Online schraubte 1999 die Zahl der Mitglieder um 1,5 Millionen auf 4,2 Millionen hoch. T-Mobil verbuchte zum Jahreswechsel insgesamt 9,2 Millionen Kunden, 3,4 Millionen davon waren neu. Positiv auch die Entwicklung bei ISDN: Die Anschlüsse nahmen um 32 Prozent auf 13,3 Millionen zu.