Studie: Die wichtigsten IT-Trends im laufenden Jahr

Deutsche Firmen machen mehr Geld für IT locker

12.03.2004
MÜNCHEN (CW) - Nach den vergangenen beiden Dürrejahren rechnen für 2004 und 2005 hierzulande immer mehr IT-Chefs mit einem Anstieg ihrer Technikausgaben. Oberste Firmenpriorität haben die Themen Sicherheit und Enterprise Resource Planning (ERP) sowie die Optimierung der IT-Architektur. Das ergab eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Cap Gemini Ernst & Young zu den IT-Trends 2004.

Deutsche CIOs blicken wieder optimistisch in die Zukunft. Nach den unvorhergesehenen Budgetkürzungen der vergangenen beiden Jahre sind die hiesigen IT-Chefs mit genaueren Prognosen hinsichtlich der Entwicklung ihrer Techniketats zwar noch vorsichtig. Immerhin gut 45 Prozent der im Rahmen der Studie "IT-Trends 2004" befragten Unternehmen gaben jedoch an, heuer mehr finanziellen Spielraum als im vergangenen Jahr zu haben. Für 2005 rechnen sogar nahezu 47 Prozent mit steigenden IT-Budgets. Nachdem der kollektive Personalabbau größtenteils vollzogen ist, richtet sich der Blick nun grundsätzlich wieder nach vorn - in Richtung Effizienzsteigerung durch bessere Applikationen und schlankere Infrastrukturen.

Im Rahmen der Studie wurden 158 deutsche Führungskräfte auf Ebene der IT-Geschäftsleitung beziehungsweise des Topmanagements dazu befragt, welche Bereiche in den Jahren 2004 und 2005 eine tragende Rolle für ihre IT spielen werden. 64 Prozent der Auskunftsgeber sind in der Produkt-, 36 Prozent in der Dienstleistungsindustrie aktiv. Der durchschnittliche Jahresumsatz der teilnehmenden Firmen liegt zwischen 250 Millionen und 20 Milliarden Euro.

Ganz oben auf der diesjährigen Prioritätenliste der Umfrageteilnehmer steht das Thema Sicherheit (86,7 Prozent), gefolgt von der Optimierung der Unternehmensplanungssysteme (ERP) mit 60,1 Prozent sowie Verbesserungen in Sachen IT-Infrastruktur (58,2 Prozent).

Management-Aufgabe Sicherheit

Für das Gros der Firmen erschöpfen sich die Aktivitäten in Sachen IT-Security nicht mehr in der Abwehr von Virusattacken oder dem Ausbau der hauseigenen Firewall. Den Studienergebnissen zufolge setzen die Anwender mittlerweile auf eine langfristige, ganzheitliche und in der Unternehmenskultur verankerte Sicherheitspolitik. Deren Steuerung etabliert sich zunehmend als Management-Aufgabe - ein Drittel der Befragten (33,6 Prozent) ist sich dessen bereits bewusst und beschäftigt einen dedizierten Sicherheits-Manager. Weit über die Hälfte der Befragten wollen 2004 entsprechende Projekte aufsetzen, und gut 60 Prozent rechnen in den kommenden fünf Jahren mit einem deutlichen Anstieg ihrer Sicherheitsbudgets. Laut Studie zeichnet sich darüber hinaus ein wachsendes Bewusstsein für den bislang eher vernachlässigten Schutz der Daten vor firmeninternen Angriffen ab. Allerdings, so bemängeln die Consultants, werde der Komplex Sicherheit vielerorts noch zu sehr als Sammlung von Inselprojekten begriffen - entsprechend rar sei die Bündelung im Sinne eines umfassenden Security-Managements.

Infrastruktur und Security

Hand in Hand mit dem Thema Sicherheit hat sich der Infrastrukturbereich, in dem die überwiegende Mehrheit (83,9 Prozent) der Befragten nach wie vor um die Reduzierung ihrer Kosten ringt, auf der To-do-Liste der Unternehmen nach vorn geschoben. Gehörten hier im letzten Jahr noch das Thema Hochverfügbarkeit und geringe Ausfallzeiten zu den obersten Prioritäten, liegt den Unternehmen heuer die Abwehr von Sabotage und Missbrauch mehr am Herzen. Entsprechend wollen rund 57 Prozent der Studienteilnehmer noch in diesem Halbjahr ihre Sicherheitsvorkehrungen im Infrastrukturbereich verbessern. Dazu dienen können etwa Investitionen in Firewall-Server oder andere Hardware.

ERP-Revival in Sicht

Nach der Untersuchung des Consulting-Hauses scheint der ERP-Bereich seine mehrjährige Ermattung langsam zu überwinden. So ist die Bedeutung von Unternehmensplanungssystemen in den Befragungen der letzten beiden Jahre kontinuierlich gestiegen und hat nun mit 60,1 Prozent den bislang höchsten Wert erreicht.

Neuerlichen Schwung wird das Thema weniger multiplen Neuimplementierungen verdanken, vielmehr konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Anwender auf die Optimierung existierender Systeme. Laut Cap Gemini Ernst & Young achten die Unternehmen dabei streng auf die Gesamtkosten eines ERP-Systems. Deren Reduzierung stehe allerdings nicht mehr so stark im Vordergrund - primär seien die Firmen mit der Steigerung ihrer Effizienz durch optimierte Geschäftsprozesse befasst.

Von einem nach wie vor ausgeprägten Kostenbewusstsein zeugt hingegen, dass über 60 Prozent der Befragten die Einführung neuer Softwareversionen so lange wie möglich hinauszögern wollen. Die Mehrheit (53,4 Prozent) hat kleinvolumige ERP-Projekte bis zu 250000 Euro im Sinn, knapp 15 Prozent wollen bis zu 500000 Euro investieren, während zehn Prozent Ausgaben in Höhe von einer Million Euro planen.

Offenbar ist es leichter, niedrige Budgets an- als umzusetzen: Der Studie zufolge haben viele Unternehmen ihre IT-Budgets nicht nach Plan gekürzt und ebenso häufig wie stark überzogen. So erforderten gut ein Drittel der Projekte bis zu 20 Prozent mehr Mittel als zunächst veranschlagt.

Die Kunst des Sparens

Im vergangenen Jahr wurde vor allem beim Personal der Rotstift angesetzt. Einen deutlich längeren Vorlauf erfordern jedoch Kostensenkungen im Bereich Infrastruktur oder Applikationen. Organisation und Planung der IT-Vorhaben, sprich: die "IT-Governance, wird hierbei nach Meinung des Beratungshauses eine entscheidende Rolle spielen. Die derzeit infolge der starken Personaleinsparungen auftretenden Engpässe könne nur auffangen, wer in Werkzeuge für die Prozessautomatisierung investiere. "Bleiben diese Maßnahmen aus, laufen die Einsparungen ins Leere und verschlechtern langfristig die Effizienz", so Jörg Jeschke, Vice President IT-Architektur bei Cap Gemini Ernst & Young. (kf)