Branchenverbände zeichnen positives Stimmungsbild:

Deutsche DV-Konjunktur überwindet Tief

28.10.1988

BERLIN/FRANKFURT (ujf) - Nach dem Wachstumsknick von 1986/87, der vor allem dem Verlauf des Dollarkurses zuzuschreiben war, geht es mit der deutschen DV- und Telecom-Branche letzt wieder aufwärts. Nach Darstellung der Industrieverbände ZVEI und VDMA ist die Scharte ausgewetzt: doch der Importanteil steigt.

Gelang es bundesdeutschen DV-Firmen vor einem Jahr noch, eine Umsatz-Stagnation als Erfolg des Managements zu verkaufen (im ersten Halbjahr 1987 gingen die Umsätze laut Statistik um sieben Prozent zurück), so hängt heuer die Meßlatte höher. Nur wer sich um mehr als 11,3 Prozent verbesserte, hat in der ersten Jahreshälfte 1988 tatsächlich ein überdurchschnittliches Ergebnis

erzielt. Diesen Wert nannten jetzt übereinstimmend die Fachgemeinschaft Büro- und Informationstechnik (FG-BIT) im Maschinenbauer-Verband VDMA und der Fachverband Informations- und Kommunikationstechnik (FV I+K) im Verband der Elektroindustrie, dem ZVEI.

Die Datentechnik ist allerdings der einzige Bereich, für den die beiden Interessenvertretungen der deutschen Computer- und Telefonproduzenten identische Zahlen vorlegten. So veranschlagt der ZVEI den Wert der deutschen EDV-Produktion im ersten Halbjahr 1988 auf 8,15 (Vorjahr: 7,51) Milliarden Mark. Der VDMA kommt nur auf 8,05 (7,43) Milliarden Mark. Wessen Zahlen auch präziser sein mögen - der Zuwachs hinkte jedenfalls mit 8,3 oder 8,5 Prozent deutlich hinter dem des Umsatzes her, was einerseits mit dem Abbau von Lagerbeständen zu tun hat, andererseits wohl auch mit einer Zunahme der Einfuhren. Leider legte dazu weder ZVEI noch VDMA Halbjahreszahlen vor.

In der Kommunikationstechnik, deren wichtigster Bereich sich im Jargon des Statistischen Bundesamts "Drahtnachrichtentechnik" nennt, stiegen Produktion und Umsatz zwischen 6 und 6,6 Prozent. Aus dem Rahmen fällt die "Funknachrichtentechnik" mit 11,6 Prozent nominalem Produktionsanstieg: Mobile Sprach- und Datenfunksysteme (wie das C-Netz) sind im Kommen.

Zweifel an der Dauerhaftigkeit des 1988er Konjunkturschubs ließ allerdings Werner Poschenrieder, Siemens-Manager und ZVEI-Fachverbandschef, bei seinem Vortrag zur Zwischenbilanz aufkommen. Die Inlandsbestellungen hätten in den ersten sechs Monaten nur um 2,1 Prozent zugenommen, sagte Poschenrieder in Frankfurt. Das 6,7prozentige Wachstum beim Auftragseingang sei hauptsächlich auf Auslandsorders zurückzuführen (plus 16 Prozent). Die Nachfrage nach DV-Geräten stieg nach Angaben des Verbandsvorstands nur noch um 5,1 Prozent. Erfreulicher entwickelte sich der Markt der Kommunikationstechnik mit einem um 8,1 Prozent höheren Auftragsvolumen.

Nixdorf-Vorständler Horst Nasko, gleichzeitig FG-BIT-Vorsitzender und Vorstandsmitglied des FV I+K, versprach auf der Berliner VDMA-Veranstaltung, die Verbände würden sich künftig absprechen und nach Möglichkeit die gleichen Berechnungsgrundlagen verwenden. Derzeit bezieht etwa der ZVEI noch Montagearbeiten im Wert von fast 800 Millionen Mark in die "Produktion" kommunikationstechnischer Güter ein.