Deutsche DATEL mit Turn-Key-Systemen:Ein geschlossenes Paket von Service-Unternehmen

26.05.1978

Ein DEC-System PDP 11/34 mit 256 kB und 22 Datenendgeräten hat die deutsche DATEL bei einem Autohändler in Österreich installiert; die Übernahme erfolgt im Juni. Die von der DATEL gelieferte Software deckt die Bereiche Werkstattabwicklung, Fakturierung, Ersatzteildisposition, Finanzbuchhaltung und Berichtswesen, Lohn, Neu- und Gebrauchtwagendisposition, Fahrzeugleasing.

Die DATEL zieht damit die Konsequenzen aus der durch den Preisverfall für Hardware gekennzeichneten Entwicklung der vergangenen Jahre um auf diese Weise dem Abwandern von Kunden zu Kleinrechnern zu begegnen. Gleichzeitig präsentiert das Unternehmen ein von Grund auf erweitertes Marktkonzept: Anders als Hersteller, die nur den Computer liefern, oder Systemhäuser, die den Computer mit Software versehen und dann verkaufen, bietet die DATEL ein geschlossenes Servicepaket an. Das besteht aus:

- Beratung

- Planung

- Systemanalyse

- Softwarebereitstellung

- Hardware

- Installation

Dieses Paket wird in langfristiger vertraglicher Bindung realisiert.

Hans Weller, der Beauftragte für Turn-Key-Systeme bei DATEL, kommentiert: "Der Kunde benötigt kein eigenes EDV-Personal, er bekommt von uns die fertige Lösung. Aber seine gesamte Problematik - sie sei so individuell, wie sie mag - wird abgedeckt, da wir dem Kunden nicht irgendein Standardpaket vor die Füße werfen, sondern echt einsteigen, bis der Kunde zufrieden ist. Dieses Konzept käme nach Jahren des EDV-Frusts bei vielen Kunden ,hervorragend' an. Wir haben auf Anhieb mehr Anfragen, als wir zu hoffen gewagt haben", so Weller. Das Problem sei gewesen, daß ein Kunde, der sich einen Rechner installieren ließ, dann selbst eine "richtige EDV-Abteilung aufbauen mußte, wenn er damit etwas anfangen wollte", Und der Hersteller sorgte nach DATEL-Meinung mit ständigen technischen Neuerungen dafür, daß die Mannschaft auf Trab gehalten wurde. "Bei dieser Lösung, wie wir sie jetzt bieten, gibt's das alles nicht mehr", behauptet Weller, und präzisiert: "Bedienungspersonal ja, aber das sind die Sachbearbeiter selbst. Oder gesetzt den Fall, der Kunde würde selbst eines Tages mit seinen Applikationen zu Ende kommen, was macht er dann mit der Mannschaft? Er zahlt Overhead, was immer er macht - bei jedem anderen Konzept. Hier bestand eine echte Marktlücke, und diese decken wir jetzt ab!"

Anders als Häuser, die auch fertige Lösungen bieten, mit Generatorsystemen und Vorprogrammierung auf Großrechnern, will die DATEL offenbar Standard-Pakete eigener Provenienz zum Ausgangspunkt nehmen. Aber man will sie so individuell zuschneidern, wie es notwendig ist, um Einzelkunden wirklich zufriedenzustellen .

Großrechner als Back-up-System

Das Konzept sieht vor, daß ein Kunde schon seine Applikation auf EDV fahren kann, ehe das System bei ihm im Hause realisiert ist. Er arbeitet in dieser Zeit via Datenfernverarbeitung mit dem Großrechner in Berlin oder wo immer sonst die DATEL einen stehen hat. Sein eigenes System arbeitet dann entweder als Remote-batch-Station - wie gehabt - oder als Timesharing-Vorrechner. Nacheinander werden alle Anwendungen dann auf der Anlage des Kunden realisiert, bis er eines Tages völlig selbständig arbeiten kann. "Gerade diese Übergangsregelung ist notwendig, wenn ein Online-System realisiert werden soll" meint Weller weiter, "wenn das Konzept für den Kunden kosteneffektiv arbeiten soll." Er kann von vornherein über ein integriertes System verfügen, und er braucht nicht für jeden weiteren Integrationsschritt alles Bestehende umzuwerfen. Aber es muß keine völlige Lösung vom "großen Bruder" geben. Wenn es Applikationen gibt wie die Führung einer großen mehrdimensionalen Datenbank, die den Kleinrechner überfordern würde dann bleibt diese auf dem Großrechner. "Das ist wahrscheinlich sinnvoller und wirtschaftlicher, als eine Datenbank auf einem Großrechner im eigenen Haus zu führen, der mit der sonstigen Last dann wiederum nicht ausgelastet wäre."

Die Voraussetzungen für dieses Konzept schuf die DATEL einerseits mit der Partizipation in einem voluminösen OEM-Vertrag, den die Mutterfirma GCE mit DIGITAL abschloß. Weltweit realisierte der Konzern bereits 40 solcher Installationen. Andererseits liefert die US-Schwester TRANSCOM das Datenbanksystem SMS als Grundsoftware mit so schönen Einrichtungen wie Filegenerierung, Datenschutzpaket, interaktivem Reportgenerator.

Mit diesem Grundsoftwarepaket ist es relativ einfach, neue Anwendersoftware zu entwickeln", sagt Weller.

Daß die DATEL mit ihrer Erfahrung im Bereich Fernverarbeitung auch Rechnernetze im Sinne des Distributed Processing schaffen wird, versteht sich am Rande. Aber während man früher versucht hat, alles zentral zu rechnen und zu speichern, geht der Trend jetzt offenbar dahin, nur noch das über Fernverarbeitung abzuwickeln, was dezentral nicht abzuwickeln ist. Hier scheint sich - mehr der Not gehorchend als dem eigenen Triebe - eine Lösung für das leidige Problem "zentral oder dezentral" abzuzeichnen.