Zwei Fragen an Chris Howard, Analyst beim US-Marktforscher Burton Group

Der Trend geht zur privaten Cloud

16.04.2009
Anzeige  Die Begriffe "Cloud Computing" und "Software as a Service" werden fälschlicherweise häufig synonym verwendet. Künftig wollen CIOs verstärkt in ihren internen Rechenzentren private Cloud-Umgebungen aufbauen.

Was ist der Unterschied zwischen Cloud Computing und SaaS?

Howard: Zunächst einmal ist die "Wolke" eine Hosting-Umgebung, während SaaS-Angebote Geschäfts- oder Office-Applikationen sind, die in dieser Umgebung betrieben werden können. Anwendungen, die technisch gesehen als Software-as-a-Service-Lösungen gelten, müssen aber nicht zwingend in einer Cloud betrieben werden, sie können auch in einem Rechenzentrum gehostet sein. Beim Cloud Computing "konsumieren" Unternehmen Software-Anwendungen von SaaS-Providern, IT-Services sowie Computer-Ressourcen, die physisch gesehen nicht in einem einzigen Rechenzentrum betrieben und verwaltet werden.

Burton Group Analyst Chris Howard sieht bei Unternehmen einen Trend, künftig mit serviceorientierten IT-Infrastrukturen Cloud-Computing-Konzepte intern umzusetzen.
Burton Group Analyst Chris Howard sieht bei Unternehmen einen Trend, künftig mit serviceorientierten IT-Infrastrukturen Cloud-Computing-Konzepte intern umzusetzen.

Neben den "öffentlichen" Cloud-Umgebungen, die von Cloud-Computing-Anbietern bereitgestellt werden, gibt es für Unternehmen auch die Möglichkeit, in ihren eigenen Rechenzentren "private" Cloud-Umgebungen aufzubauen. Das geschieht etwa durch die Virtualisierung von Servern sowie die Schaffung SOA-basierter IT-Infrastrukturen. Dieses Betriebsmodell hat Ähnlichkeiten mit den von IT-Dienstleistern angebotenen Cloud Services, jedoch werden in einer privaten Cloud sämtliche IT-Anwendungen und IT-Services physisch immer noch zentral im Rechenzentrum vorgehalten.

Compliance bremst "öffentliche" Cloud aus

Wie werden öffentliche und private Cloud-Computing-Konzepte von Unternehmen genutzt?

Howard: Viele CIOs sind immer noch der Meinung, dass bei einem Cloud-basierten Betriebsmodell nur der Bezug von Geschäfts-Software und IT-Services entsprechender Provider über das Internet möglich ist. Das ist der Status Quo beim Cloud Computing.

Es gibt derzeit aber auch Tendenzen zur "private Cloud" mit virtualisierten und serviceorientierten IT-Infrastrukturen. Wir stellen fest, dass IT-Verantwortliche private Cloud-basierte Modelle verstärkt im Bereich von IT- und Helpdesk-Services einsetzen, um so die Leistungsfähigkeit und Produktivität von Geschäftsanwendungen zu erhöhen. Hinzu kommt, dass Firmen geschäftskritische Software-Programme häufig nicht in einer "öffentlichen" Cloud betreiben wollen oder können. Dafür sind zum einen Sicherheitsbedenken verantwortlich, zum anderen gesetzliche Anforderungen oder Compliance-Vorgaben.

Generell können CIOs über eine private Cloud den Endanwendern im Unternehmen alle benötigten IT-Ressourcen bereitstellen, wie etwa Rich- oder Smart-Client-Programme, Business-Software sowie Desktop-Anwendungen. Derzeit sind wir von einem solchen Szenario noch einige Jahre entfernt, doch die Richtung ist vorgegeben.