Der Nemax 50 hat ausgedient

Der Tec-Dax soll's richten

21.02.2003
MÜNCHEN (CW) - Mit einer neuen Segmentierung soll das angeschlagene Image der Deutschen Börse AG wieder in Ordnung gebracht werden. Für IT-Firmen ist besonders der neu geschaffene Auswahlindex Tec-Dax interessant. Hier versammeln sich die 30 größten Technologietitel unterhalb des Dax.

Die Zusammensetzung der neuen Indexwelt brachte nur wenig Überraschungen. Im Dax bleibt bis auf weiteres alles beim Alten. Aus der IT- und TK-Branche zählen weiterhin die Deutsche Telekom, Infineon Technologies, SAP und Siemens zu den Spitzenwerten deutscher börsennotierter Konzerne. Die im Vorfeld als neuer Kandidat gehandelte Telekom-Tochter T-Online konnte das Entscheidungsgremium der Deutschen Börse AG nicht überzeugen. Offiziell gab es keinen Anwärter, der "mit Blick auf die Indexkontinuität die nötige Sicherheit für eine Entscheidung aufwies."

Statt in der Topliga der Indizes spielt T-Online nun in dem darunter liegenden Tec-Dax mit. Diese als Leitindex für deutsche Technologiewerte definierte Auswahl dürfte der Telekom-Ableger gemeinsam mit der Siemens-Tochter Epcos - zuvor im M-Dax des Amtlichen Handels notiert - als eines der Schwergewichte dominieren. Allerdings nicht mehr als mit einem Anteil von zehn Prozent, da dies die Obergrenze ist, die die Deutsche Börse für einen Indexwert eingeführt hat.

Die Liste der im Tec-Dax aufgenommenen Titel ist nahezu identisch mit den größten Unternehmen des Nemax 50. Nur sechs der in den neuen Index aufgenommenen Unternehmen waren zuvor nicht am Neuen Markt gelistet. Eine davon ist die Aktie der Darmstädter Software AG, ein Wert, der zuvor im M-Dax des Amtlichen Handels registriert war.

Mit der Übernahme bekannter Neuer-Markt-Firmen wie IDS Scheer, FJA oder SAP SI in den Tec-Dax zollt die Deutsche Börse dem wahrscheinlich Ende 2003 auslaufenden Wachstumssegment ein letztes Mal Respekt. Für die Auserwählten besteht nun die Chance, sich von dem schlechten Image des Neuen Marktes zu lösen und das Interesse und Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. "Die Mitgliedschaft in einem der begehrten Auswahlindizes sehen wir als eine Art Gütesiegel an, das insbesondere nach den Bedürfnissen der internationalen Anleger ausgerichtet ist", kommentiert Ferri Abolhassan, Vorstandssprecher von IDS Scheer die Entscheidung.

Die Ausrichtung eines Index auf reine Technologietitel kommt laut Ralf Huesmann, Leiter des Indexteam bei der Deutschen Börse AG, dem Verhalten der Investoren entgegen. Gerade institutionelle Anleger richten ihre Investmentstrategie an Branchen aus. Zwar könne nicht mehr von reinen Wachstumsfirmen die Rede sein, so Huesmann, doch die Geschäftsmodelle und Ergebnisentwicklungen der Firmen seien zumindest vergleichbar. Ein weiterer Vorteil für den Anleger sei die von nun an unabhängige Entscheidung zur Aufnahme in einen bestimmten Index. Konnten zuvor Firmen über das Listing im Geregelten oder Neuen Markt indirekt auch ihre Indexzugehörigkeit festlegen, liegt diese Zulassung nun in der Verantwortung des entsprechenden Gremiums der Börse.

Mehr als einen Hoffnungsschimmer kann jedoch auch die neue Indexwelt nicht bieten. Denn, so Helmut Kruppke, ebenfalls Vorstandssprecher von IDS Scheer, "die neue Segmentierung alleine wird sicher nicht zu einer Kehrtwende an der Börse führen". (rs)