Laborausstatter Merck Eurolab eröffnet Online-Shop

Der Produktkatalog erscheint auf Knopfdruck

17.09.1999
MÜNCHEN (CW) - Die Kunden des Laborausstatters Merck Eurolab bestellen ihre Waren entweder über den gedruckten Katalog, CD-ROM oder neuerdings elektronisch via Internet. Die Kataloge erstellt und verwaltet das Unternehmen medienübergreifend mit einem Database-Publishing-System.

Mit der Database-Publishing-Software "Tedis" von HMP aus Herrenberg erstellt Merck Eurolab sowohl den 1000 Seiten umfassenden Katalog als auch die CD-ROM. Nun eröffnete das Unternehmen auch einen Internet-Shop für seine rund 60000 Kunden. Diese reichen vom Kleinlabor im örtlichen Gymnasium über Lebensmittelüberwachungsinstitute und Hochschulen bis hin zum Chemiekonzern. Das Unternehmen, eine hundertprozentige Tochter der Merck KGaA aus Darmstadt, beschäftigt rund 450 Mitarbeiter und vermarktet über 150000 Artikel für den täglichen Laborbedarf.

Das Internet-Geschäft betreibt Merck Eurolab mit dem "Bestellmanager", der zum Lieferumfang der Tedis-Software gehört. "Allerdings haben wir die Web-Seite des Online-Shops von einer Web-Agentur anpassen lassen, da die standardmäßig eingestellte Page uns zu phantasielos war", erläutert Stephan Labonté, Leiter Marketing-Services bei Merck Eurolab.

Noch fehlt allerdings eine Verknüpfung zwischen dem Online-Shop und der Warenwirtschaft, da die bisher geringe Zahl an Internet-Bestellungen dies nicht erforderlich macht. Den Jahresumsatz im Internet beziffert Labonté auf 100000 Mark. "Sobald wir das wollen, läßt sich die Integration über fest definierte Schnittstellen realisieren." Bestellt ein Kunde heute etwas über den Shop, geht eine E-Mail bei einem der Sachbearbeiter ein, der sich dann um den Vorgang kümmert.

Einige Merck-Kunden ordern allerdings bereits heute ohne diesen Umweg elektronisch. Bei ihnen wurde eine ebenfalls von HMP entwickelte Desktop-Purchasing-Lösung installiert, über die die Einkäufer des Kunden elektronische Bestellungen aufgeben können. Ordert der Intranet-Benutzer ein Produkt aus dem Katalog, wird der Auftrag sowohl an das hauseigene SAP-R/3-System als auch, via Internet, direkt an die Warenwirtschaft bei Merck Eurolab geschickt. "Bisher nutzen zwar nur wenige Kunden die Möglichkeit des elektronischen Bestellwesens, doch der Trend geht in diese Richtung", so Labonté.

In erster Linie interessieren sich große Firmen für die Intranet-Bestelloption von Merck Eurolab. Diese Klientel sieht Labonté deshalb auch nicht als Zielgruppe für den Internet-Shop, da Konzerne nicht einfach Produkte an der Warenwirtschaft vorbei bestellen können. "Bei diesen Firmen für unser Online-Geschäft zu werben ist verlorene Liebesmühe", beschreibt der Marketing-Experte die Situation.

Für den Software-Anbieter HMP entschied sich Labonté, nachdem sich der Manager in ganz Europa nach geeigneten Lösungen umgesehen hatte. Ein zentrales Kriterium war für ihn, daß der Anbieter nicht nur eine Marketing-Datenbank zur Verfügung stellen kann, sondern zudem Module mitliefert, mit denen sich CD-ROM-Kataloge, Online-Shops sowie Intranet-Bestellsysteme entwerfen lassen.

Medienübergreifende Katalogverwaltung

Als erster Schritt in Richtung medienübergreifende Katalogverwaltung mußte die Tedis-Software mit Produktdaten gefüllt werden. An eine automatische Erfassung war nicht zu denken, da die Unterlagen in Desktop-Publishing-Dokumenten gespeichert waren, was eine komplette Neuerfassung per Hand erforderlich machte. "Das ist die Strafarbeit, wenn man mit einem solchen System anfängt", meint Labonté dazu.

Zwar war die Erfassung der Produktinformationen teuer, dennoch hält Labonté Einsparungen von 20 bis 30 Prozent pro Jahr für realistisch. Kosten sparen war für Merck Eurolab jedoch nicht der Hauptgrund für die Einführung des Database-Publishing. "Das Wichtigste war für uns, den E-Commerce zur Kernkompetenz in unserem Hause zu machen", stellt Labonté fest, denn der Verdrängungswettbewerb unter den Laborausstattern sei scharf.

Zusätzliche Konkurrenz droht Händlern wie Merck Eurolab durch die Hersteller, deren Produkte sie vertreiben. Branchenkenner schließen nicht aus, daß diese Firmen zukünftig ihre Ware per Internet direkt an den Endkunden verkaufen. Dagegen spreche jedoch, daß viele Kunden heute aus Gründen der Bequemlichkeit soviel wie möglich bei einem einzigen Händler bestellen wollen, gibt Labonté zu bedenken.