Gast-Kommentar

Der Neue Markt braucht neue Regeln

20.07.2001
Wolfgang Braun Redaktionsleiter Neuer Markt bei der Stock-World Media AG in Leverkusen.

Das Image des Neuen Marktes ist schwer beschädigt. Mehrere Firmen möchten nicht mehr in einen Topf mit existenzgefährdeten Gesellschaften geworfen werden und denken laut über einen Segmentwechsel nach. Damit könnten sie eine Lawine lostreten: Denn scheiden erst einmal einige der Qualitätswerte vom Neuen Markt aus, wird die erhoffte Trendwende noch unwahrscheinlicher. Weitere Qualitätstitel könnten sich zu einem Wechsel veranlasst fühlen - ein Teufelskreis würde beginnen.

Angesichts der prekären Lage kündigte die Deutsche Börse an, das Regelwerk für den Neuen Markt zu verschärfen. Nach dem Vorbild der US-Technologiebörse Nasdaq soll es eine Vorschrift für das Delisting von Aktien unter der Ein-Euro-Marke geben. Die Titel verkommen häufig zum Spielball von Zockern.

Nach den Vorstellungen der Deutschen Börse können etwa ein erheblicher Verlust im Vergleich zum Emissionspreis, das Abrutschen unter die Ein-Euro-Marke oder der Insolvenzantrag als Kriterium für einen Ausschluss dienen. Diese Möglichkeiten müssen allerdings noch rechtlich geprüft werden.

Dennoch: Allein mit einem Delisting der Penny-Stocks wird die Börse das Vertrauen der Anleger in den Neuen Markt nicht zurückgewinnen - die Reform muss weiter gehen. Vor allem müssen die Sanktionsmöglichkeiten bei Betrugsverdacht erweitert werden. Insider können mit krummen Geschäften Millionenerträge erzielen, die Bußgelder von höchstens 100 000 Euro sind dagegen Peanuts.

Auch die Zulassungsbeschränkungen müssen überprüft werden. Vor allem im vergangenen Jahr kamen Unternehmen an den Neuen Markt, die nicht reif für eine Notierung waren.

Wenn dann noch die Konjunktur anzieht und die Unternehmen mit positiven Ergebnissen überzeugen, werden auch die Kurse wieder steigen.